Otto-Schott-Forschungspreis 2001

09.07.2001
Der Otto-Schott-Forschungspreis wurde in diesem Jahr an Professor Dr. Reinhard Conradt (Institut für Gesteinshüttenkunde, Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe, RWTH Aachen) sowie an das russische Team Dr. Boris Anatoljevich Shakhmatkin und Dr. Natalia Mikhailovna Vedishcheva (Institut für Silicatchemie der russischen Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg) vergeben. Die Verleihung des mit insgesamt 50.000 DM dotierten Preises fand im Rahmen eines internationalen Glaswissenschafts-Kongresses am 1. Juli 2001 in Edinburgh (Schottland) statt. Prof. Conradt wurde ausgezeichnet "für sein äußerst vielseitiges, auf strukturellen Beziehungen von Phasengleichgewichten basierendes Konzept zur thermodynamischen Modellierung von Oxidschmelzen und -gläsern, und für die mittels dieses Konzepts erzielten bahnbrechenden Ergebnisse bei der Berechnung von physikalischen und chemischen Eigenschaften - insbesondere der chemischen Resistenz - von technischen Mehrkomponentengläsern." Das russische Team Dr. Boris Anatoljevich Shakhmatkin und Dr. Natalia Mikhailovna Vedishcheva erhielt den Otto-Schott-Forschungspreis "für die Entwicklung eines exakten, auf Verbindungsgleichgewichten basierenden thermodynamischen Modells von Oxidschmelzen und -gläsern, und für die beeindruckenden Ergebnisse, die durch den Einsatz dieses Modells bei der Berechnung von physikalischen Eigenschaften von binären glasbildenden Systemen erzielt werden konnten." Die Arbeiten der Preisträger sind für die Glasindustrie, die mit wichtigen Komponenten zu vielen neuen Technologien beiträgt, von großer Bedeutung. So erlauben sie einerseits, die Eigenschaften von Gläsern alleine aus der Glassynthese und den thermodynamischen Daten der zugehörigen Oxidsysteme abzuleiten. Andererseits können Größen, die für den Glasschmelzprozess sehr wichtig sind, vorhergesagt werden. Dazu zählen beispielsweise der Energiebedarf beim Einschmelzen oder die Verdampfung von flüchtigen Komponenten. Letztere bestimmt sowohl die Endzusammensetzung der Gläser als auch die Korrosion des Oberbaus der Schmelzwanne. Haben die bisherigen Arbeiten der Preisträger weitgehend bekannte Resultate verlässlich reproduziert, so ist zu erwarten, dass sich diese Situation bald zunehmend umdreht, indem Vorhersagen auf Basis der thermodynamischen Modellbildung der experimentellen Überprüfung vorauslaufen. Und eines Tages wird man vielleicht ganz auf eine experimentelle Überprüfung verzichten können. Dies ist in einer Zeit, in der von der Glassynthese kaum noch große Innovationen erwartet werden, von besonderer Bedeutung. Denn bereits heute geht es darum, neue Anforderungen durch Modifizieren bekannter Glaszusammensetzungen schneller zu erfüllen. Und Geschwindigkeit ist wegen des globalen Wettbewerbs ein wichtiger Vorsprung. Der Otto-Schott-Forschungspreis wird im jährlichen Wechsel mit dem Carl-Zeiss-Forschungspreis zur motivierenden Förderung vornehmlich jüngerer Wissenschaftler für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Gläser und Glaskeramiken bzw. der Optik verliehen. Beide Forschungspreise verwaltet der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und schreibt sie international aus, was dem Wirkungskreis der Unternehmensgruppen Schott und Carl Zeiss entspricht. Zu den bisherigen Preisträgern zählen daher neben deutschen Physikern und Chemikern auch Wissenschaftler aus den USA, aus Japan und dem europäischen Ausland.

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