Nobelpreisträger: Ozonschicht um ein Haar völlig zerstört

20.07.2001
London (dpa) - Die Ozonschicht wäre nach Einschätzung des Chemienobelpreisträgers Paul Crutzen Mitte der 70er Jahre um ein Haar völlig zerstört worden. Diese Umweltkatastrophe wäre eingetreten, wenn die Industrie in Sprays und Kühlschränken nicht Chlorverbindungen, sondern das chemisch verwandte Brom eingesetzt hätte, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin «New Scientist» (Nr. 2300, S. 5) in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe.Chlorverbindungen könnten die Ozonschicht nur im Zusammenspiel mit Eispartikeln zerstören, zitiert der «New Scientist» Crutzen, der als Entdecker des Ozonlochs gilt. Deswegen sei das Ozonloch über der Arktis und der Antarktis besonders groß. «Brom braucht aber keine Eispartikel», sagte Crutzen. Es hätte das Ozon viel schneller und gründlicher zerstört.Der niederländische Atmosphärenspezialist Crutzen hatte nachgewiesen, dass der Ozonabbau in der Atmosphäre durch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) deutlich verstärkt wird. 1995 erhielt er dafür den Chemie-Nobelpreis. Die deutsche Industrie stellte die inzwischen verbotene Produktion von FCKW 1994 ein.Der ehemalige Direktor der Abteilung Chemie der Atmosphäre des Max-Planck-Instituts in Mainz warnte zudem seine Kollegen davor, unerwartete Beobachtungen zu ignorieren. «Die Forscher werfen oft Daten weg, die nicht zu den Vorhersagen ihrer Modelle passen», kritisierte er. «Das ist sehr gefährlich. Solche Daten sind meist die Bedeutendsten.» Viele Wissenschaftler hätten auch erste Anhaltspunkte für das Ozonloch zunächst ignoriert. dpa

Weitere News aus dem Ressort

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in der Batterietechnologie!