Forscher entdecken bei Labor-Unfall besonders explosiven Sprengstoff

03.08.2001

(dpa) Ein Forscherteam der Technischen Universität (TU) München hat bei einem Labor-Unfall zufällig einen besonders explosiven Sprengstoff entdeckt. «Es könnte sich um das stärkste chemische Sprengmaterial handeln, das je gefunden wurde», sagte Dmitri Kovalev, der Leiter des Labors in Garching bei München, der dpa. Bei der Substanz handele es sich um eine besondere Art von Silizium mit einer siebenfach stärkeren Sprengkraft als TNT. Über die zufällige Entdeckung berichtet jetzt das britische Wissenschaftsmagazin «New Scientist» (Nr. 2302, S. 15).

Bei dem Experiment wollte die Forschergruppe eigentlich die optischen Eigenschaften von porösem Silizium untersuchen. Das Team kühlte das schwammartige Material dazu in einem Vakuum auf die Temperatur von flüssigem Stickstoff ab. Als durch ein kleines Leck Luft-Sauerstoff in das Gerät drang, explodierte es. «Wir hatten zunächst nicht die geringste Ahnung, was eigentlich passiert», erinnert sich Kovalev. «Es war ein riesiger Knall, verletzt wurde aber zum Glück niemand.»Der Laborunfall ereignete sich bereits vor ungefähr drei Jahren. «Inzwischen haben wir den Vorgang zahlreiche Male wiederholt», berichtet Kovalev. Der große Knall baut auf ganz spezielle Bedingungen: Auf dem porösen Silizium liege eine nur eine Atomlage dicke Wasserstoff-Schicht, die das Silizium gegen Sauerstoff isoliere, schreibt der «New Scientist». Sobald aber nur eine einzige Verbindung zwischen Wasserstoff und Silizium breche, löse der Sauerstoff eine Kettenreaktion aus, die wie ein Lauffeuer durch das poröse Material rase. Es kommt zu einer gewaltigen Explosion.Diese Reaktion dauere nur rund eine Mikro-Sekunde, erläuterte Kovalev. Damit sei sie nicht nur wesentlich stärker, sondern auch schneller als die Explosion von TNT. Die Beobachtungen der Münchner sollen in einer künftigen Ausgabe des Fachblatts «Physical Review Letters» erscheinen. Für die praktische Anwendung hat der Silizium- Sprengstoff wegen der sehr speziellen Ausgangsbedingungen vermutlich nur begrenzten Nutzen.

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