Greenpeace: Bayer und Shell sollen Entsorgung von Altpestiziden aus Nepal übernehmen

22.01.2002
Kathmandu/Hamburg (ots) - Ein Greenpeace-Team aus Deutschen, Indern, Schweizern und Niederländern hat heute die Sicherung hochgiftiger Altpestizide in einem Giftlager in Nepal abgeschlossen. Die Umweltschützer verpackten am Stadtrand der Hauptstadt Kathmandu sechs Tonnen abgelaufener Altpestizide in 98 neue Überfässer. Das Fasslager wurde am Samstag durch den deutschen TÜV (Rheinland) geprüft und abgenommen. Ungefähr ein Drittel des Giftmülls sind Bayer- und Shell-Produkte, die jetzt nach internationalen Regeln zum Seetransport vorbereitet sind, um außerhalb des Landes fachgerecht vernichtet zu werden. Bereits das Einatmen des in den Pestiziden enthaltenen Methylbromids kann tödlich sein. Bayer und Shell haben sich beide öffentlich einer Politik des "verantwortlichen Handelns" verschrieben. "Wir nehmen sie beim Wort. Sie sollen kommen und ihre Pestizide zurück holen", sagt Andreas Bernstorff, Greenpeace-Giftmüllexperte vor Ort. Greenpeace fordert die Hersteller auf, die volle logistische, technische und finanzielle Verantwortung für alle Altpestizide zu übernehmen. Die Stockholm Konvention vom Mai 2001 fordert die umweltschonende Vernichtung von Altbeständen an Dauergiften. Nach nepalesischen Angaben wurden die tödlichen Substanzen von den westlichen Firmen vor über 25 Jahren gespendet oder als Entwicklungshilfe ins Land gebracht. "Manche Firmen haben so sich dabei offenbar ihrer Altbestände entledigt, die ansonsten hätten aufwendig entsorgt werden müssen. Die meisten Stoffe, die wir hier finden, sind inzwischen verboten", sagte Bernstorff. So befindet sich unter den Bayer-Pestiziden ein hochgiftiges chlororganisches Quecksilberpräparat, das in Deutschland nie zugelassen war: "Agallol 3". Trotzdem ist es nach Angaben nepalesischer Beamter um 1970 ins Land gebracht worden, "um Märkte zu öffnen". 30 Jahre später ist ein großer Teil des roten Staubes aus mittlerweile durchgerosteten Kanistern entwichen und findet sich in jeder Ecke der Lagerhalle. Ein Hilfsersuchen Nepals zur Entsorgung wurde von Bayer 1999 abgewiesen. Nach Beginn der Greenpeace-Aktivitäten im letzten Oktober hat die Firma endlich Hilfe angeboten. Jetzt muss die nepalesische Regierung handeln. Der Rest der gefährlichen Chemikalien aus verrosteten Kanistern und Dosen, zerrissenen Säcken und Tüten stammt unter anderem von den Firmen Degesch/Frankfurt, Hoechst, Merck, Union Carbide (jetzt Dow), Sumitomo, Sandoz, Ciba Geigy, Rhone Poulenc (jetzt Bayer), Du Pont, Monsanto. Das Lager bei Kathmandu ist eines von sechs Giftlagern in Nepal. Insgesamt geht Greenpeace von mindestens 75 Tonnen Pestizid-Altlasten in Nepal aus. Weltweit sind eine halbe Million Tonnen derartigen Giftmülls verstreut, für die die Industrie Verantwortung übernehmen muss.

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