Celler Unternehmen bringt Farbe in die Zeitung

22.02.2002
Celle (dpa) - In Celle werden Schlagzeilen für die Weltpresse gemacht. Nicht jedoch in den Köpfen von Journalisten, sondern in den riesigen Farbbottichen des Druckfarben-Herstellers Hostmann-Steinberg GmbH. Das 185 Jahre alte Familienunternehmen beliefert nach eigenen Angaben weltweit Zeitungen mit Druckerschwärze. «Süddeutsche», «FAZ», «Bild», «Financial Times», «Baseler Zeitung», «Hongkong Daily News» und viele andere verbreiten ihre Neuigkeiten mit Celler Druckfarbe. Auch die «Cellesche Zeitung» greift auf die Mischung zurück. In Deutschland habe Hostmann-Steinberg am gesamten Zeitungsdruck einen Marktanteil von 30 Prozent. «Damit sind wir marktführend», sagt Geschäftsführer Klaus Pfalzgraf (49). Rund 30 000 Tonnen Druckfarben verlassen jährlich den Celler Mittelstandsbetrieb. Davon gehen mehr als 40 Prozent in den weltweiten Export. «Die Druckfarbenproduktion ist in den vergangenen Jahrzehnten beständig angestiegen, doch 2001 stagnierte der deutsche Druckfarbenmarkt erstmals. Aber das tut uns relativ wenig weh», sagt Pfalzgraf. Weil die deutschen Druckmaschinenhersteller international führend sind, sei auch die Nachfrage nach deutschen Farben groß. Hostmann-Steinberg liefert in rund 100 Länder. «1817 rührte der Drogist und Firmengründer Johann Ernst Holste die Druckfarbe für die erste Ausgabe der heutigen «Celleschen Zeitung« noch aus Ruß und Leinöl per Hand zusammen», erzählt Pfalzgraf. «Bis 1885 stellten wir fast ausschließlich Druckerschwärze her». Inzwischen basieren die Farbprodukte auf Mineralöl. Die Entwicklung in der chemischen Industrie ermöglichte die Arbeit mit Buntpigmenten. «Doch den Durchbruch für den Farbdruck in den Zeitungen brachten erst vor etwa 20 Jahren die neuen Maschinentechnologien. Durch den Rollen- Offsetdruck bekamen die Bilder eine größere Schärfe», sagt Pfalzgraf. Das Unternehmen - mit 500 Mitarbeitern und 120 Millionen Euro Jahresumsatz - lebt nicht von der Presse allein. Mit fast einem Drittel seiner Farben werden Verpackungen namhafter Produkte bedruckt. «Ob auf der Zahnpasta-Tube, der Toast- oder Waschmittelverpackung, Druckfarbe begleitet jeden Menschen von früh bis spät», sagt Pfalzgraf. Bei Hostmann-Steinberg werden jährlich rund 20 000 verschiedene Farben angemischt und verkauft. In Celle entstand Ende der 90er Jahre eine der weltweit modernsten Druckfarbenfabriken. Umweltschutz und Sicherheit für die Mitarbeiter und für das umliegende Wohngebiet würden dabei sehr ernst genommen worden, sagt der Firmenchef. Zur Herstellung werden ungiftige, abbaubare Produkte verwendet. Die Neubauten hätten die Emissionslage stark verbessert, sagt Pfalzgraf. Wo irgend möglich, habe der Betrieb seit Jahren auf Mehrweg-Gebinde zur Wiederbefüllung umgestellt, um Abfälle zu vermeiden. Der Verkauf des Betriebes 1977 an das etwa gleich große Familienunternehmen der Druckfarbenbranche Michael Huber München brachte den Anschluss an die Huber-Gruppe mit 24 Unternehmen in Europa und den USA. dpa ri hn at yyni ra

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