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Cordierit



Cordierit
links: Rohstein mit Pleochroismus ; rechts: Facettenschliff
Chemismus (Mg,Fe2+)2(Al2Si)[4][Al2Si4O18]
Mineralklasse Ringsilikate (Cyclosilikate)
VIII/E.12-40 (nach Strunz)
61.2.1.1 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch, pseudohexagonal
Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal 2/m\ 2/m\ 2/m
Farbe blau, violett, grau, graugrün, graubraun
Strichfarbe weiß
Mohshärte 7 bis 7,5
Dichte (g/cm³) 2,55 bis 2,57
Glanz Glasglanz, Fettglanz, matt
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit (100) undeutlich
Habitus kurze bis lange Kristallprismen, körnig
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung Lamellare Zwillinge, Durchkreuzungszwillinge nach (110)
Kristalloptik
Brechzahl α=1,527-1,560 β=1,532-1,574 γ=1,538-1,578
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,011-0,018 ; zweiachsig negativ
Pleochroismus stark, hellgelb - violett bis blau - hellblau
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ 75° bis 89°
Weitere Eigenschaften
Phasenumwandlungen
Schmelzpunkt
Chemisches Verhalten
Ähnliche Minerale Plagioklas, wird leicht verwechselt
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
Besondere Kennzeichen

Cordierit, veraltet als Dichroit (siehe Geschichte) oder Iolith, im Handel als Luchs- oder Wassersaphir, seltener als Polichroit oder Steinheilit bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate, genauer ein Ringsilikat mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe2+)2(Al2Si)[4][Al2Si4O18]. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist kurze, prismatische Kristalle oder körnige Aggregate in den Farben blau, violett, grau, grün oder braun. Es wurden jedoch schon Kristalle von bis zu einem halben Meter Länge gefunden.

Cordierit ist stark pleochroistisch, was bedeutet, dass sich die Farbe des Kristalls mit bloßem Auge sichtbar je nach Lichteinstrahlung ändert. Da Cordierit doppelbrechend ist, zeigen sich drei verschiedene Farben und zwar hellgelb, violett bis blau und hellblau.

Inhaltsverzeichnis

Modifikationen und Varietäten

Die vorherrschende Farbe für Cordierite ist durchsichtiges blau bis blauviolett.

Die Varietät Iolith ist dagegen ein blaues, massiges Aggregat und Iolith-Sonnenstein hat durch Einlagerung von Hämatit-Schüppchen eine glänzende, rötliche Farbe.

Bildung und Fundorte

Cordierit ist ein Gestein bildendes Mineral und entsteht durch Metamorphose in Migmatiten, Gneisen oder Pegmatiten, aber auch magmatisch in Granit. Bei Aufnahme von Wasser wandelt es sich in Gemenge aus Muskovit und Chloriten um.

Fundorte sind unter anderem Brasilien, Bodenmais in Deutschland, Orijärvi in Finnland, Indien, Kragerø in Norwegen, Näverberg in Schweden und Ratnapura in Sri Lanka.

Etymologie und Geschichte

Der französische Mineraloge Louis Cordier (1777-1861) gab dem Mineral den Namen Dichroit („der Doppelfarbige“; siehe Description du dichroite, erschienen 1809). Da die Eigenschaft des Minerals jedoch eigentlich ein Pleochroismus ist, wurde es 1813 von Hauy (1743 - 1822) in Cordierit umbenannt.

Legendenhafte Überlieferungen zufolge sollen die Wikinger einen sólsteinn besessen haben, mit Hilfe dessen sie den Sonnenstand auch bei bedecktem Himmel exakt feststellen konnten. Thorkild Ramskou wollte im Cordierit, der polarisiertes Licht erkennbar machen kann, diesen Stein identifiziert haben.[1] Man soll ihn danach sogar zur Navigation eingesetzt haben. Aber ein solches Mineral, das sogar bei Schneetreiben[2] die Positionsbestimmung der Sonne ermöglichen sollte, gibt es nicht, und auch Cordierit hat diese Eigenschaften nicht. Vielmehr muss der Zenit wolkenfrei sein. Dass ein solcher Stein auf einem Schiff mitgeführt worden sei, ist nirgends belegt und frei erfunden.[3]

Verwendung

Durchsichtige, hell- bis dunkelblaue Minerale von Schmuckstein-Qualität kommen als Luchs- oder Wassersaphir in den Handel.

Als Rohstoff für technische Keramik wird Cordierit überwiegend synthetisch hergestellt. Cordierit-Schaumstoff (als DUOCEL, SELEE oder RETICEL im Handel) ist eine feuerfeste Keramik mit geringer Wärmeleitung und -ausdehnung. Sie wird eingesetzt, wenn eine Hochtemperaturisolation bei häufigen und großen Temperaturschwankungen erforderlich ist (Hitzeschilde, Isolation von Brennöfen, Abgaskatalysatoren).

Fußnoten

  1. Thorkild Ramskou: Solstenen. In: Tidskriftet Skalk 1967 Nr. 2.
  2. In der Saga von König Olav dem Heiligen soll dieser die exakte Positionsbestimmung der Sonne durch seinen Gastgeber Sigurðr, der diese bei völlig bedecktem Himmel und leichtem Schneetreiben ohne Hilfsmittel vorgenommen hatte, mit Hilfe eines sólsteinn, den der König besaß, überprüft haben.
  3. Schnall S. 95.

Siehe auch

Systematik der Minerale, Liste der Minerale, Portal:Geowissenschaften

Literatur

  • Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie, Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
  • Prof. Dr. Martin Okrusch, Prof. Dr. Siegried Matthes: Mineralogie (7. Aufl.), Springer Verlag Berlin (2005), ISBN 3-540-23812-3
  • Uwe Schnall: Navigation der Wikinger. Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 6. Hamburg 1975.
  • Prof. Dr. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine (13. Aufl.), BLV Verlags GmbH (1976/1989), ISBN 3-405-16332-3
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Cordierit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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