Der Brexit trifft zahlreiche deutsche Branchen

Großbritannien ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands: Es geht um Geschäfte in Milliardenhöhe

24.06.2016 - Großbritannien

(dpa) Die Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien sind eng. Der Brexit trifft nicht nur die Exportwirtschaft, sondern auch Unternehmen mit Niederlassungen auf der Insel.

Elionas2, pixabay.com, CC0

Ein Blick auf einzelne Branchen:

  • Chemieindustrie:

    Die Unternehmen befürchten einen Rückgang grenzüberschreitender Investitionen und weniger Handel. Im vergangenen Jahr exportierte die Branche nach Angaben ihres Verbandes VCI Produkte im Wert von 12,9 Milliarden Euro nach Großbritannien, vor allem Spezialchemikalien und Pharmazeutika. Das entspricht 7,3 Prozent ihrer Exporte. Von der Insel bezogen die deutschen Firmen Waren für 5,6 Milliarden Euro, vor allem pharmazeutische Vorprodukte und Petrochemikalien.

  • Maschinenbau:

    Die deutsche Schlüsselindustrie sorgt sich um einen ihrer wichtigsten Exportmärkte. Die Unternehmen lieferten 2015 Maschinen im Volumen von 7,2 Milliarden Euro nach Großbritannien. Das Vereinigte Königreich belegt damit Rang vier der wichtigsten Ausfuhrländer für Maschinen «Made in Germany». Deutschland ist dem Branchenverband VDMA zufolge der wichtigste Lieferant der Briten, 2015 kamen 20,6 Prozent der importieren Maschinen aus der Bundesrepublik.

  • Autoindustrie:

    Jedes fünfte in Deutschland produzierte Auto geht nach Angaben des Branchenverbandes VDA ins Vereinigte Königreich. Autos deutscher Konzernmarken haben danach auf der Insel einen Marktanteil von gut 50 Prozent. BMW verkaufte in Großbritannien im vergangenen Jahr 236.000 Autos - das waren mehr als 10 Prozent des weltweiten Absatzes. Bei Audi waren es 9, bei Mercedes 8, beim VW-Konzern insgesamt 6 Prozent.

  • Elektroindustrie:

    Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts sehen sich besonders viele Firmen betroffen (52 Prozent). Das Vereinigte Königreich ist der viertwichtigste Abnehmer für Elektroprodukte «Made in Germany» weltweit und der drittgrößte Investitionsstandort für die Unternehmen im Ausland. Dem Branchenverband ZVEI zufolge lieferten deutsche Hersteller im vergangenen Jahr Elektroprodukte im Wert von 9,9 Milliarden Euro nach Großbritannien. Dies entspreche einem Anteil von 5,7 Prozent an den deutschen Elektroausfuhren.

  • Finanzbranche:

    Banken brauchen für Dienstleistungen innerhalb der EU rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Derzeit können sie grenzüberschreitend frei agieren. Durch den Brexit werden Handelsbarrieren befürchtet. Viel steht für die Deutsche Börse auf dem Spiel. Sie will sich mit dem Londoner Konkurrenten LSE zusammenschließen. Das Anteilsverhältnis ist schon festgezurrt. Der Deal könnte für den Frankfurter Marktbetreiber nun teuer werden, falls die Londoner Börse wegen des Brexits massiv an Wert verlieren sollte.

  • Unternehmen in Großbritannien:

    Mehr als 2.500 deutsche Firmen haben Niederlassungen in dem Land. Sie beschäftigen etwa 420.000 Menschen, die meisten davon Briten. Zu den größten deutschen Arbeitgebern auf der Insel gehört die Deutsche Post (DHL) mit 48.000 Mitarbeitern, die Deutsche Bahn (Arriva) hat dort 25.000 Beschäftigte, der Pharmakonzern Celesio 20.000. Ein Ende der Arbeitnehmerfreizügigkeit würde alle Branchen betreffen, denn viele Firmen würden kurzfristig Mitarbeiter aus anderen Ländern für spezielle Projekte am Standort London zusammenziehen, argumentiert Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der deutsch-britischen Industrie- und Handelskammer.

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