Fisch oder Fleisch - Terramare untersucht, was in der Bronzezeit auf den Tisch kam

02.10.2007

Mit einem neuen methodischen Ansatz wird am Wilhelmshavener Forschungszentrum Terramare untersucht, was norddeutsche Bronzezeitler auf dem Teller hatten. Die Fettsäurezusammensetzung von Speiseresten in bronzezeitlichen Scherben soll darüber Aufschluss geben. Derzeit werden erste Voruntersuchungen ausgewertet. Ein umfangreicheres Projekt ist geplant.

Dr. Sibet Riexinger, Terramare

Dr. Ralf Wöstmann untersucht mit dem Massenspektrometer, was unsere Vorfahren auf dem Teller hatten.

Archäochemie ist ein in Deutschland noch kaum beschrittenes Gebiet, wenn es darum geht, zu erkunden, wie unsere Vorfahren lebten. Sehr viel dünner noch wird die Datenlage, wenn man sich mit chemischen Methoden in die Bronzezeit und Römerzeit des Küstenraumes wagt. Diesem Manko wird man nun am Forschungszentrum Terramare abhelfen. Ein kürzlich mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) neu beschafftes Massenspektrometer macht es möglich. Es verhindert einen Engpass bei der Nutzung derartiger Geräte am Forschungszentrum (ein älteres Gerät ist überwiegend für projektgebundene Untersuchungen von Pestizidbelastungen bei Seevögeln im Einsatz) und eröffnet aktuell die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung dem Speiseplan unserer Vorfahren auf den Grund zu gehen. Untersucht werden derzeit Grabungsreste aus der Nähe von Rodenkirchen und aus Bentumersiel bei Leer.

"Ob Fleisch, Fisch oder überwiegend Milchprodukte verzehrt wurden, dafür können massenspektrometrische Untersuchungen an Tonscherben über Fettsäuremuster, die wir mit unserem Massenspektrometer ermitteln können, Auskunft geben", so Dr. Ralf Wöstmann, Umweltwissenschaftler am Forschungszentrum Terramare. Verkohlte Speisereste auf Scherben werden mit unterschiedlichen Lösungsmitteln behandelt, um an die Fette zu gelangen. Zusatz von Lauge setzt Fettsäuren frei, die dann zunächst über einen so genannten Gaschromatographen geschickt werden. Abhängig von ihren chemischen wie physikalischen Eigenschaften halten sich die Fettsäuren in diesem Gerät unterschiedlich lange auf. "Nach bestimmten Zeiten kommen immer bestimmte Säuren. Deren Struktur bestimmen wir dann mit unserem neuen Massenspektrometer", freut sich Wöstmann. In dem Gerät werden die Säuren, die Bestandteile von etwa Milch- oder Bauchspeck waren, einer Tortur unterworfen: Man beschießt sie mit Elektronen. An empfindlichen Stellen - abhängig vom Bau - zerbrechen die Moleküle und das Puzzle ihre Bruchstücke gibt dann Aufschluss über die Struktur.

Neu an den aktuellen Untersuchungen ist auch, dass die Forscher herausfinden wollen, was über die vergangenen 2000 bis 3000 Jahre an verunreinigenden Fetten aus dem Boden in die Scherben gelangt ist und umgekehrt. Dazu wird man zusätzlich Bodenproben aus der Umgebung der Scherbenfundstellen nehmen. Derzeit werden erste Untersuchungsergebnisse ausgewertet. In etwa einem Vierteljahr sollen die - ebenfalls vom MWK finanziell unterstützten - Voruntersuchungen abgeschlossen sein. Dann, so hofft man, können umfangreichere Untersuchungen in größerem Projektrahmen stattfinden.

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