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Staub





     

Staub (Mehrzahl Stäube) ist die Sammelbezeichnung für feinste feste Teilchen (Partikel), die in Gasen, insbesondere in der Luft aufgewirbelt lange Zeit schweben können. Staub ist definitionsgemäß Bestandteil des Schwebstaubes (Gesamtstaub, TSP (total suspended particulates)), der wiederum zusätzlich zum Staub unter anderem auch noch den Rauch und Rußpartikel umfasst.

Je nach Notwendigkeit wird Staub (eigentlich der Schwebstaub) nach der Partikelgröße oder nach der Staubart unterteilt. Staubteilchen können aus organischen (z. B. Blütenpollen, Bakterien, Pilzsporen) oder anorganischen Materialien (z.B. Gesteinsstaub, Mineralfasern) bestehen. Eine allgegenwärtige Form des Staubes, der aus organischem und anorganischem Material besteht, ist Hausstaub.

Inhaltsverzeichnis

Wortbildung Stäube

Grammatikalisch hat Staub – als Singularetantum – keine Pluralform. Die oben angeführte Mehrzahl Stäube ist ein Kunstwort, das für den technischen Sprachgebrauch geprägt wurde. Allerdings gibt es Formen wie „Stäubchen“, „stäuben“ („zerstieben“) oder „Stäubling“ (ein Pilz).[1]

Das Wort bezeichnet im technischen Sinne Staubklassen, also anteilige Gruppen am Gesamtstaub, die nach gewissen Kriterien zusammengefasst werden, etwa als „organische und anorganische Stäube“ oder „verschiedene lungengängige Stäube < 5 µm“. Durch Verwendung im Umweltschutz dringt sie langsam in die Alltagssprache ein.

Grob- und Feinstaub

Aus gesundheitlicher Sicht ist neben dem Schadstoffgehalt des Staubes die Größe der Staubpartikel der entscheidende Parameter. Partikel mit einem Durchmesser größer 10 µm (1 Mikrometer ist ein tausendstel Millimeter), der sog. Grobstaub, bleibt mehr oder minder gut an den Nasenhärchen oder den Schleimhäuten des Nasen-Rachenraums hängen. Kleinere und kleinste Staubpartikel (Feinstaub, ultrafeine Partikel) können über die Luftröhre und die Bronchien bis tief in die Lunge vordringen. Daher wird der Feinstaub auch als inhalierbarer bzw. als lungengängiger (alveolengängiger) Feinstaub bezeichnet (s. Abb. 1 für jeweilige Partikelgröße).

Allgemein anerkannte Bezeichnungen für Feinstaub existieren allerdings nicht. In der Regel wird unter Feinstaub Staub mit einer Partikelgröße kleiner 10 µm (PM10) verstanden. Die Staubfraktion mit einer Partikelgröße kleiner 0,1 µm wird als ultrafeine Partikel bezeichnet.

Entstehung von Staub

  Staub kann prinzipiell durch verschiedene Prozesse entstehen:

  • 1) die mechanische Bearbeitung von Feststoffen (Zerkleinern, Oberflächenbearbeitung, Abrieb, etc.)
  • 2) physikalische Einflüsse auf Feststoffe (z.B. Erosion durch Wind und Wetter)
  • 3) durch chemische Reaktionen in der Atmosphäre unter Partikelbildung (gas-to-particle conversion (⇒ sekundäre Aerosole)) (andere chemische Reaktionen führen zur Bildung von Rauch; Rauch und Staub unterscheiden sich prinzipiell nur durch die Bildungsprozesse, beide bestehen aber aus feinst verteilten festen Teilchen (s. Abb. 1)
  • 4) durch Aufwirbelung von Partikeln (vgl. Definition von Staub)

Die staubbildenden Prozesse können sowohl natürlichen Ursprungs als auch durch den Menschen verursacht sein und werden in primäre und sekundäre Prozesse unterschieden. Bei einem primären Prozess werden die Partikel direkt durch den Prozess erzeugt. Ein primärer anthropogener Prozess ist z.B. die Kohleverbrennung in einem Kraftwerk; das Kraftwerk wird dann als primäre Quelle bezeichnet. Ein primärer natürlicher Prozess ist die Verwitterung von Gestein. Beim sekundären Prozess entstehen die Partikel aus den Reaktionen bestimmter Gase (Pkt. 3 oben), wobei sich die entstehenden festen Reaktionsprodukte leicht an bereits vorhandene Partikel (sog. Kondensationskerne) anlagern können.

Wichtige natürliche (Schweb)staubquellen sind:

  • Bodenerosion
  • Vulkanismus
  • Meere (sea spray)
  • Sandstürme
  • Pollenflug
  • Wald- und Buschbrände mit natürlicher Ursache (z.B. Blitzschlag)

Wichtige anthropogene (Schweb)staubquellen sind:

  • Industrielle Prozesse
  • Energiegewinnung (Kraft- und Fernheizwerke)
  • Verkehr
  • Landwirtschaft
  • Bautätigkeit
  • Haushalte
  • Wald- und Buschbrände (z.B. Brandrodung)

Die Beiträge der einzelnen Quellen zur Staubbelastung (oder genauer zur Schwebstaubbelastung, da man u.a. auch den Rauch und Ruß als Partikelquellen berücksichtigen muss) ist unterschiedlich und hängt im Wesentlichen von der lokalen Situation ab. In einem ländlichen Gebiet kann der Gesteinsstaub (Sand, Löss) erheblich zur Staubbelastung beitragen, wohingegen in einer vielbefahrenen Straße die Staubbelastung aus einem Cocktail von Abriebmaterial (Reifen, Bremsbeläge, Straßenbelag), Schwermetallpartikeln, Ruß, etc. bestehen wird. Das Umweltbundesamt[3] schätzt, dass der Beitrag zur innerörtlichen Staubbelastung im Wesentlichen drei Quellen zuzuordnen ist:

1) etwa 50 % aus der Emission von Dieselfahrzeugen (LKW, Kleinlaster, Busse, PKW)
2) etwa 25 % aus dem, was der Verkehr aufwirbelt (Abrieb von Bremsen, Reifen, Straßenbelag)
3) etwa 25 % durch ferntransportierte Partikel, das heißt Partikel, die aus weiter entfernt liegenden Quellen stammen.

Die Tabellen 1 und 2 fassen Emissionsmengen und Anteile wichtiger Quellen an der Staubentstehung zusammen.

Tabelle 1: Geschätzte primäre Partikelemissionen aus natürlichen und anthropogenen Quellen (Quelle: [4] und [5] (für vulkanische Aktivität)); für die Bildung von sekundären Partikeln siehe Abbildung 2)

Staubart, Quelle Partikelgröße
[µm]
Nördliche Hemisphäre Südliche Hemisphäre Global
POM*, Wald-/Buschbrände 0 - 2 28 26 54
POM*, fossile Brennstoffe 0 - 2 28 0,4 28
POM*, Pflanzenzerfall > 1 - - 56
Ruß, Wald-/Buschbrände 0 - 2 2,9 2,7 5,7
Ruß, fossile Brennstoffe 0 - 2 6,5 0,1 6,6
Asche und Staub (Vulkane) < 5 - - 85
Industrielle Prozesse > 1 - - 100
Seesalz 0 - 16 1.440 1.900 3.340
Gesteinsstaub 0 - 20 1.800 349 2.150
  • POM: Particulate Organic Matter (partikuläres organisches Material)

Von den in Tabelle 1 genannten Partikelquellen dominieren Seesalz (sea spray) und Gesteinsstaub gegenüber den anderen Quellen. Ein großer Anteil der Seesalz- und der Gesteinsstaubpartikel können aber zum Grobstaub gerechnet werden und unterliegen daher (in der Regel) nicht dem atmosphärischen Ferntransport, d.h. sie werden in relativer Nähe zu ihrer Quelle wieder deponiert (aus der Luft ausgeschieden).

Von gesundheitlicher Relevanz sind die kleinen Partikel (Feinstaub, s.u.) und Partikel, die mit Schwermetallen und/oder organischen Schadstoffen beladen sind (z.B. Asche und Ruß), die häufig aus anthropogenen Quellen stammen.

Tabelle 2: Anteile verschiedener Quellen an der Staubbelastung in Deutschland[6], Österreich[7] und der Schweiz[8] für die in Klammern genannten Jahre; k.A.: keine Angabe

Partikelquelle Gesamtstaub Feinstaub
Deutschland (2001) Österreich (2002) Österreich (2002) Schweiz (1997)
Industrie 40,5 % 41 % 39 % 29 %
Straßenverkehr 14 % 23 % 20 % 50 %
Landwirtschaft k.A. 20% 15 % 13 %
Haushalte 5,3 % k.A. k.A. 4 %
andere Quellen 40,2 % 16 % 26 % 4 %
Gesamtemission 247.000 to 80.000 to 47.000 to 32.000 to

Ein Vergleich der in Tabelle 2 genannten Werte ist nur bedingt möglich, da teilweise die Quellen unterschiedlich betrachtet werden. So wurde beispielsweise bei Abschätzung der Staubemission durch den Straßenverkehr in Österreich die Aufwirbelung nicht berücksichtigt, wohingegen sie bei der Angabe für die Schweiz berücksichtigt worden ist. Hier macht die Aufwirbelung mit 30 % (9.660 to) über die Hälfte des Beitrages des Straßenverkehrs zur Feinstaub-Emission aus.

Grenzwerte und Trends

Wie für andere Luftschadstoffe auch, gibt es in den meisten industrialisierten Ländern Grenzwerte für die anthropogene Staubemission. Aufgrund der vielen Staubarten und –quellen gibt es eine Vielzahl von gesetzlichen Regelungen, von denen ein Teil in Tabelle 3 zusammengestellt ist.

Tabelle 3: Grenzwerte für ausgewählte Staubarten; die jeweilige Vorschrift findet sich in der zitierten Literatur weiter unten

Staubart Regelung Grenzwert(e) Bemerkungen
Gesamtschwebstaub RL 89/427/EWG[9] 150 µg/m³ durchschnittl. Tagesmittelwert (gültig bis 31. Dezember 2004)
Gesamtschwebstaub RL 89/427/EWG[9] 300 µg/m³ darf max. an 18 Tagen (5%) im Jahr überschritten werden (gültig bis 31. Dezember 2004)
Atembarer Staub (PM10) RL 1999/30/EG[10] 40 µg/m³ Jahresmittelwert (gültig ab 01. Januar 2005)
Atembarer Staub (PM10) RL 1999/30/EG[10] 50 µg/m³ Tagesmittelwert, max. 35 Überschreitungen im Jahr (gültig ab 01. Januar 2005)
Staub, einatembare Fraktion TRGS 900[11] 10 mg/m³ Arbeitsplatzgrenzwert
Staub, alveolengängige Fraktion TRGS 900[11] 3 mg/m³ Arbeitsplatzgrenzwert; für bestimmte Ausnahmebereiche sind 6 mg/m³ zugelassen
Faserstaub TRGS 900[11] 250.000 Fasern/m³ Fasern (Länge > 5, D < 3 µm, L:D=3:1)
Faserstaub TRGS 900[11] 500.000 Fasern/m³ bestimmte Bereiche mit Keramikfasern
Holzstaub TRGS 553[12] 2 mg/m³ in Ausnahmefällen noch 5 mg/m³
Mehlstaub TRGS 900[11] 4 mg/m³ Empfehlung

Während die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte bei stationären Quellen (zum Beispiel Industrieanlagen) in der Regel kein Problem darstellt, ist die Einhaltung der seit dem 1. Januar 2005 EU-weit geltenden neuen Grenzwerte für Feinstaub (PM10) insbesondere in Gebieten mit hohem Verkehrsaufkommen oftmals schwierig bzw. unmöglich. Zwar können durch einen Partikelfilter die Rußemissionen von Dieselmotoren deutlich reduziert werden, der aufgewirbelte Straßenstaub, der Abrieb von Reifen und Bremsbelägen lässt sich aber prinzipiell nicht vermeiden. In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Tonnen Partikel (hauptsächlich kleiner 10 µm und damit Feinstaub) durch den Privatverkehr freigesetzt. Für die Schweiz wurde für das Jahr 1997 für den Straßenverkehr eine Feinstaubemission von 1.610 to durch Bremsenabrieb und 2.415 to durch Reifenabrieb ermittelt. Die ermittelte Partikelemission aus dem Abgasen beträgt ebenfalls 2.415 to[8]. In Österreich sind etwa zwei Drittel der verkehrsbedingten Gesamtstaubemission durch Reifen- und Bremsabrieb bedingt[7]. Die Entwicklung der anthropogenen Staubemissionen in Deutschland und Österreich ist unterschiedlich. Während in Deutschland die anthropogen bedingten Staubemission im Zeitraum 1990 bis 2001 um fast 87 % von 1.858.000 to auf 247.000 to gesunken sind[6], stieg in Österreich die anthropogen bedingte Staubemission von ca. 72.000 to im Jahr 1990 auf annähernd 80.000 to im Jahr 2002 an[7]. Die österreichischen PM10-Emissionen sind seit 1990 um 5 % auf etwa 47.000 to im Jahr 2002 angestiegen[7].

Staubarten

In der Abbildung 1 (siehe oben) sind bereits verschiedene wichtige Staubarten aufgeführt.

Der Hausstaub ist allgegenwärtig und stellt eine Mischung aus anorganischen und organischen Materialien dar. Zusammenballungen von Hausstaubpartikeln zu größeren Gebilden werden auch als „Wollmäuse“ bezeichnet. Eine Sonderform des Hausstaubes sind die sog. Schwarzen Wohnungen (Schwarzstaub, magic dust), deren Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist.

Fasern können bis in die Lunge gelangen und dort zu Schädigungen führen (zum Beispiel Asbestose, verursacht durch Asbestfasern).

Pollen tragen zur natürlichen Staubbelastung insbesondere im Frühjahr bei. Menschen, die allergisch auf Pollen reagieren (Heuschnupfen) leiden unter dieser natürlichen Staubbelastung besonders.

Insbesondere bei Sandstürmen werden riesige Partikelmengen in die Atmosphäre geschleudert und teilweise tausende Kilometer vom Quellgebiet entfernt wieder auf der Erde deponiert.

Wirkung von Staub

Staub kann verschiedene Einflüsse auf den Menschen und die Umwelt haben. Im Gegensatz zum Grobstaub kann Feinstaub über die Atemwege bis in die Lunge gelangen. Die toxikologische Wirkung beruht vor allem auf den Gehalt an Stoffen wie Blei, Vanadium, Beryllium und Quecksilber, von denen einige die Entstehung von Krebserkrankungen fördern. Zudem lagern sich an der Oberfläche der winzigen Staubteilchen andere Schadstoffe wie Kohlenwasserstoffe, Schwefel- oder Stickstoffverbindungen an, so, dass deren Wirkung bei gleichzeitiger Anwesenheit von Staub verstärkt wird. Allgemein erzeugt Staub eine Erhöhung der Zahl von Erkrankungen der Atmungsorgane. So können Bronchitis, Asthma oder Emphysem (durch gewöhnlichen Staub, Eisen- oder Kohlenstaub) oder eine Lungenfibrose (durch Quarz- und Asbeststaub) oder Lungenkrebs (durch Quarz- und Asbestestaub) oder Nasenkrebs (durch gewisse Holzstaubarten) entstehen. Neben gesundheitsschädlichen Aspekten ist der Einfluss von Partikeln auf das Klima ein wichtiger Aspekt aktueller Forschung.

Bei fotografischen Aufnahmen mit Blitzlicht können durch Staub sogenannte Geisterflecke hervorgerufen werden.

Beseitigung von Staub

Filterung: Die betroffene Luft - z.B. in einem Wohnraum - wird kontinuierlich durch einen Filter bewegt. Dabei wird der Staub je nach Filtertyp von der Luft getrennt. Nachteile: Lüftergeräusch, regelmäßiger Filterwechsel, Staub wird nicht unmittelbar beseitigt, sondern kann weiterhin Quelle von Schadstoffen sein.

Ionisierung: Durch einen Ionisator wird Luft ionisiert, so dass sich Staubpartikel an einer geerdeten Fläche ablagern.

Verbrennung: Die betroffene Luft - z.B. in einem Wohnraum - wird kontinuierlich durch einen elektrisch erhitzten (z.B. 300 °C) Keramikkern mit Kanälen bewegt. Organische Staubbestandteile werden hierbei verbrannt/ zu CO2 oxidiert. Die Luftzirkulation wird thermisch vorangetrieben. Vorteile: kein Lüftergeräusch, kein Filterwechsel - da keine Filter vorhanden, Staub wird durch Erhitzung vernichtet, Energie-/Stromaufnahme gering: ca. 50 W für Zimmer mit 30 m².

Staub im weiteren Sinn

Auch im übertragenen Sinn gibt es „Staub“:

  • Den so genannten Cantor-Staub in der Mathematik - auch Cantor-Menge oder Wischmenge genannt,
  • der „aufgewirbelte Staub“ durch ein unbedachtes Wort, eine unvorsichtige (manchmal auch geplante) Mitteilung oder Aktion usw.
  • der „Staub von gestern“ und der „Staub, der sich über eine Sache legt“, wenn sich die Situation beruhigt hat oder genug Zeit verstrichen ist; im Sinne von „veraltet“ oder „altmodisch“ können Meinungen und Weltanschauungen als „verstaubt“ bezeichnet werden;
  • der „Staub“ im Überdruck von Pulverschnee-Lawinen
  • die technischen Stäube, die meist sehr fein sind, häufig mit künstlichen oder natürlichen Mikrofasern oder mit Aerosolen durchmischt sind und zwar prinzipiell „staubähnlich“ sind, aber in der Umgangssprache nicht darunter subsumiert werden,
  • der Staub und Staubschweif von Kometen,
  • der interplanetare Staub des Zodiakallichtes und der Mikrometeoriten,
  • der interstellare, kosmische Staub
  • „Asche zu Asche, Staub zu Staub“

An der Salzach - zwischen Oberndorf und Laufen - gibt es sogar ein Staubmuseum (Museum of Dust). Sein künstlerisches Ziel ist unter anderem, den entpersönlichten Massen an Staub, die die Welt zusammenhalten, zu einzeln wahrnehmbaren persönlichen Staubpartikelchen zu verhelfen.

EU-Richtlinie Luftqualität

  • Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Luftqualität und saubere Luft in Europa

Akute Umweltprobleme, wie Ozonloch, Smog, saurer Regen oder Feinstaub, waren für die Europäische Kommission Anlass bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts die gemeinsame Luftreinhaltungspolitik zu intensivieren. Das 6. Umweltaktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft „Unsere Zukunft liegt in unserer Hand“ aus dem Jahre 2002 setzt diese Bemühungen fort, sich für eine Verbesserung der Luftqualität einzusetzen. Bis 2010 sollen in der europäischen Gemeinschaft einheitliche Luftqualitätsstandards umgesetzt und die jeweiligen Gesetzgebungen der Mitgliedstaaten aufeinander abgestimmt werden. Die EU-Kommission hat deshalb 2005 den „Richtlinienvorschlag über die Luftqualität und saubere Luft in Europa“ und eine „Thematischen Strategie über Luftverschmutzung (CAFE, Clean Air For Europa)“ vorgelegt.

Der Richtlinienvorschlag zielt darauf ab, das geltende gemeinschaftliche Recht im Bereich der Luftqualität grundlegend zu überarbeiten, zu vereinfachen und zu straffen, indem das bestehende Recht in nur einer Richtlinie zusammengeführt wird. Neu ist die Einführung der Kontrolle der Exposition des Menschen gegenüber kleinsten Schwebeteilchen in der Luft mit einem Durchmesser von höchstens 2,5 μm. Die Kommission schlägt damit eine Verschärfung bestehender Gesetze vor, so dass die Mitgliedstaaten gehalten sind, neue Pläne und Programme zu erstellen und durchzuführen, um dort, wo Umweltvorschriften nicht erfüllt werden, nachzubessern.

Weitere Ziele des Richtlinienvorschlags sind insbesondere:

  • Definition und Festlegung von Luftqualitätszielen im Hinblick auf menschliche Gesundheit und Umwelt;
  • Beurteilung der Luftqualität anhand einheitlicher Methoden und Kriterien;
  • Bereitstellung von Messdaten zur Überwachung der Tendenzen und zur Erfolgskontrolle;
  • Aufbau eines Systems der elektr. Berichterstattung zur Verbesserung des Informationsflusses;
  • Gewährleistung des Zugangs der Öffentlichkeit zu Luftqualitätsinformationen;
  • Erhaltung und Verbesserung der Luftqualität.

Die im Richtlinienvorschlag vorgesehene umfassende Überwachung und Berichtspflicht über Luftschadstoffe soll langfristig Entwicklungen zu Luftverschmutzungen vorhersehbarer machen, frühzeitiger Modellrechnungen ermöglichen sowie rechtzeitig Gegenstrategien und Aktionspläne ermöglichen.

Insgesamt werden mit dem Vorschlag folgende bestehende Regelungen zusammengefasst:

  • RL 96/62/EG über die Beurteilung und die Kontrolle der Luftqualität (Luftreinhalte-Rahmen-RL);
  • RL 1999/30/EG über Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei in der Luft (1. Tochter-RL);
  • RL 2000/69/EG über Grenzwerte für Benzol und Kohlenmonoxid in der Luft (2. Tochter-RL);
  • RL 2002/3/EG über den Ozongehalt der Luft („Dritte Tochterrichtlinie“) sowie
  • Entscheidung 97/101/EG des Rates zum Daten- und Informationsaustausch bezüglich der Luftqualitätsmessung der Mitgliedstaaten.

Nach Darlegung durch die Kommission liegen überzeugende Nachweise vor, dass Feinstaub PM2,5 gefährlicher ist als größere Partikel. Allerdings dürfen die gröbere Anteile (Partikel zwischen 2,5 bis 10 μm Durchmesser) nicht vernachlässigt werden. Daher ist ein neuer Ansatz zur Bekämpfung von PM2,5 erforderlich, um die bestehenden Maßnahmen für PM10 zu ergänzen. Der vorgeschlagene Ansatz sieht die Festlegung einer bis 2010 zu erreichenden Konzentrationsobergrenze für PM2,5 in der Luft vor, um unannehmbar hohe Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Zugleich schlägt die Kommission ein unverbindliches Ziel für die allgemeine Reduzierung der Exposition des Menschen gegenüber PM2,5 zwischen 2010 und 2020 vor.

Literatur

Zitierte Literatur

  1. siehe Duden
  2. M.O. Andreae: Climatic effects of changing atmospheric aerosol levels. In: World Survey of Climatology (ed. H. E. Landsberg), Vol. XVI: Future Climates of the World, A. Henderson-Sellers (ed.), Elsevier Publishers, Amsterdam 1994, ISBN 0-444-89322-9
  3. Umweltbundesamt Berlin (Hrsg.): Hintergrundpapier zum Thema Staub/Feinstaub (PM). Umweltbundesamt, Berlin, März 2005.
  4. J.T. Houghton, Y. Ding, D.J. Griggs, M. Noguer, P.J. van der Linden, X. Dai, K. Maskell, C.A. Johnson (eds.): Climate Change 2001: The Scientific Basis. Cambridge University Press, Cambridge (U.K.) 2001, ISBN 0521-80767-0 (Hardcover) bzw. 0521-01495-6 (Paperback). Das Buch ist in HTML-Form oder als pdf-Dateien unter [1] veröffentlicht.
  5. Wilfrid Bach: Our Threatened Climate. D. Reidel Publishing Company, Dordrecht (The Netherlands) 1984, ISBN 9027716803
  6. a b Umweltbundesamt Berlin: Umweltdaten Deutschland online - Tabelle Emissionen nach Emittentengruppen (Stand: September 2003)
  7. a b Peter Schmid, Christoph Hügelien, Robert Gehrig: Beitrag des Reifenabriebs zu den Staubemissionen des Straßenverkehrs: Bestimmung durch Leitsubstanzen.
  8. a b RL 89/427/EWG: Richtlinie 89/427/EWG vom 21. Juni 1989 zur Änderung der Richtlinie 80/779/EWG über Grenzwerte und Leitwerte der Luftqualität für Schwefeldioxid und Schwebestaub (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L201, S. 53 ff.)
  9. a b RL 1999/30/EG: Richtlinie 1999/30/EG des Rates vom 22. April 1999 über Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei in der Luft (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L163 (29. Juni 1999), S. 41 – 60)
  10. a b c d e TRGS 900: Technische Regeln für Gefahrstoffe 900 - Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz „Luftgrenzwerte“
  11. TRGS 553: Technische Regeln für Gefahrstoffe 553 - „Holzstaub“

Staub allgemein

  • Jens Soentgen & Knut Völzke (Hg.): Staub - Spiegel der Umwelt. Stoffgeschichten, Band 1. München: oekom verlag, 2006. ISBN 3-936581-60-6
  • Erich H. Wichmann, Joachim Heinrich, Josef Cyrys, Claudia Spix: Saure Aerosole als Teil der partikelförmigen Luftverunreinigungen. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 4(1), S. 43 – 53 (1999), ISSN 1430-8681
  • Bundesweite Staub-Vergleichsmessung. Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft – 10 /2003, S. 39, ISSN 0949-8036
  • Carsten Möhlmann: Staubmesstechnik - damals bis heute. Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft – 65(5), S. 191 - 194 (2005), ISSN 0949-8036

Feinstaub

  • Joachim Heinrich, Veit Grote, Annette Peters, Erich H. Wichmann: Gesundheitliche Wirkungen von Feinstaub: Epidemiologie der Langzeiteffekte. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 7(2), S. 91 – 99 (2002), ISSN 1430-8681
  • Arbeitsgruppe ´Wirkungen von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit´ der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN: Bewertung des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes zur gesundheitlichen Wirkung von Partikeln in der Luft - Arbeitsgruppe ´Wirkungen von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit´ der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 8(5), S. 257 – 278 (2003), ISSN 1430-8681
  • J. Junk, A. Helbig: Die PM10-Staubbelastung in Rheinland-Pfalz. Neue gesetzliche Regelungen für Feinstaub und erste Messergebnisse. Gefahrstoffe/Reinhaltung der Luft – 1/2 /2003, S. 43, ISSN 0949-8036
  • T. Pregger, R. Friedrich: Untersuchung der Feinstaubemissionen und Minderungspotenziale am Beispiel Baden-Württemberg. Gefahrstoffe/Reinhaltung der Luft 64(1/2), S. 53 - 60 (2004), ISSN 0949-8036
  • M. Struschka, V. Weiss, G. Baumbach: Feinstaub - Emissionsfaktoren und Emissionsaufkommen bei kleinen und mittleren Feuerungsanlagen. Immissionsschutz (Berlin) 9(1), S. 17 – 22 (2004), ISSN 1430-9262

Hausstaub

  • Hans Schleibinger, Detlef Laußmann, Henning Samwer, Angelika Nickelmann, Dieter Eis, Henning Rüden: Unterscheidung von Schimmel- und Nichtschimmel-wohnungen anhand von Sporen aus Hausstaubproben - Ergebnisse einer Feldstudie im Grossraum Berlin. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 9(4), S. 251 – 262 (2004), 9(5), S. 289 – 297 (2004), 9(6), S. 363 – 376 (2004), ISSN 1430-8681
  • Regine Nagorka, Christiane Scheller, Detlef Ullrich: Weichmacher im Hausstaub. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 65(3), S. 99 – 105 (2005), ISSN 0949-8036

Spezieller Staub

  • M. Poppe, B. Detering, J. Neuschaefer-Rube, W. Woeste, B. /Wüstefeld, J. Wolf: Holzstaubbelastung in Arbeitsbereichen der deutschen Holzindustrie. Gefahrstoffe/Reinhaltung der Luft - 06/2002, S. 247, ISSN 0949-8036
  • Gerhard Soltys, Franz Gredler: Atemwegserkrankung durch Mehlstaub. Sichere Arbeit (Wien) 3/2004, S. 18 – 21 (2004) Artikel als pdf-Datei unter [2]

Siehe auch

  • Staubfänger
  • Sternenstaub (Astronomie), Interplanetarer Staub, Interstellarer Staub (siehe Interstellare Materie)
  • Feinstaub, Hausstaub, Hausstauballergie, Hausstaubmilbe
  • Staubgefäß, siehe Staubblatt (Stamen), Blattorgan in der Blüte der Samenpflanzen
  • Staubsauger
  • Luftfilter, HEPA-Filter, Elektrofilter, Elektroentstaubung
  • Staublunge, siehe Silikose, Pneumokoniose
  • Staubexplosion, Kohlenstaubexplosion
 
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