Chancengleichheit in der Chemie - Athena auf dem Weg zum Olymp

19.02.2010 - Deutschland

Vor zehn Jahren, im März 2000, gründeten Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) den Arbeitskreis Chancengleichheit in der Chemie (AKCC). Bei seinem Jubiläums-Get-Together am 5. und 6. März 2010 in Bensheim an der Bergstraße soll nun unter der Überschrift "Athena auf dem Weg zum Olymp" die Frage erörtert werden, was Naturwissenschaftlerinnen auf dem Weg zu ihrem Karriereziel erreicht haben. Veranstaltet wird das Get-Together gemeinsam mit der Kommission Diversity des VAA (Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der Chemischen Industrie).

Professor Dr. Katharina Landfester, die erste Frau in der Leitung des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung, leitet das Treffen mit ihrem Vortrag "Wissenschaftliche Karriere mit Familie - Wie geht das?" ein. Frau Landfester setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere ein und will Frauen zur Karriere in Männerberufen ermutigen. Als sie mit 39 Jahren als Direktorin an das Mainzer Max-Planck-Institut berufen wurde, musste sie feststellen, dass sich fehlende Betreuungsmöglichkeiten für ihre zweijährige Tochter als großes Problem erwiesen. "Wenn sich die Stadt Mainz als wissenschaftliches Zentrum präsentieren und internationale Forscherinnen und Forscher anziehen möchte, sollte sie auch in punkto Ganztagsbetreuung für unter Dreijährige gegenüber anderen deutschen Forschungszentren konkurrenzfähig sein", kommentierte sie die Situation im September 2008.

Der Karriereweg von Frau Landfester dürfte für viele Naturwissenschaftlerinnen vorbildlich sein: Nach dem Chemiestudium an der TU Darmstadt fertigte sie ihre Diplomarbeit in Straßburg und ihre Doktorarbeit am MPI für Polymerforschung in Mainz an. Nach dreijährigem Postdoc-Aufenthalt in den USA habilitierte sie sich, während sie am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam tätig war. In dieser Zeit wurde ihr der Reimund-Stadler-Preis der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie verliehen, und sie engagierte sich als Sprecherin der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2003 nahm sie einen Ruf an den Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie der Universität Ulm an, von wo aus sie ihren Karriereweg in Richtung Mainz fortsetzte.

Eine Industriekarriere zeigt Dr. Angela Neu-Meij beim Get-Together in Bensheim auf. Die Maschinenbauingenieurin, die an der TU Karlsruhe und der Universität Bochum studierte, nahm 1987, nach der Promotion im Bereich Werkstoffwissenschaften, ihre Berufstätigkeit bei der BASF im Bereich Hochleistungsverbundwerkstoffe auf. Ihre berufliche Laufbahn bei der BASF führte sie, nachdem sie fünf Jahre im Bereich Faserverbundwerkstoffe gearbeitet hatte, in den Bereich des Packmittelrecycling nach Oberhausen sowie über Packmitteltechnik, Supply Chain Management, SAP, Einkauf und Logistik in Antwerpen zurück nach Ludwigshafen, wo sie nun global für den Einkauf von Packmitteln und die Packmittelberatung verantwortlich ist - als "Director Packaging Procurement and Consulting BASF SE". "Es gibt viele Möglichkeiten, als Ingenieurin in der Chemieindustrie Karriere zu machen", sagt sie und zeigt anhand ihres Lebenswegs die Aspekte auf, die ihrer Meinung nach für eine Karriere in der Industrie wichtig sind.

Arbeitswelt in Bewegung - und was bewegt sich für Naturwissenschaftlerinnen? Auf diese Frage will die Darmstädter Soziologin Professor Dr. Yvonne Haffner in Bensheim Antwort geben. Auf Basis der Studie "Arbeitswelt in Bewegung. Chancengleichheit in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen als Impuls für Unternehmen", die von der TU Darmstadt angefertigt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 2006 herausgegeben wurde, will Frau Haffner aufzeigen, wie sich die Situation für Naturwissenschaftlerinnen auf dem Arbeitsmarkt inzwischen darstellt und welche Impulse Hochschulen und Unternehmen aufgenommen haben.

Der zweite Tag des Get-Together ist einer öffentlichen Mitgliederversammlung des AKCC vorbehalten. Es geht um die Zukunft des AKCC, um neue Ideen und Zielsetzungen. Gast ist der GDCh-Präsident, Professor Dr. Michael Dröscher, der mit den AKCC-Mitgliedern und solchen, die es werden möchten, generell über die Ziele der GDCh und den Weg dorthin diskutieren möchte. Dröschers Meinung nach muss sich die Vernetzung innerhalb der GDCh mit ihren fast 29.000 Mitgliedern weiter verbessern. "Die GDCh ist mit ihren 26 Fachgruppen und 61 Ortsverbänden die Stimme der Chemie in Deutschland, die auch auf europäischer Ebene und global gehört wird. Sie verknüpft Chemikerinnen und Chemiker aus Wissenschaft und Industrie zu einem engen Netzwerk, das von den Studierenden bis hin zu den Senioren reicht. Diese Netzwerke müssen weiter verstärkt werden, beispielsweise müssen Industriechemiker/innen noch mehr darin eingebunden werden. Die Stärkung des Netzwerkes innerhalb der GDCh und darüber hinaus in der gesamten "chemical community" sehe ich als eine meiner Hauptaufgaben als Präsident dieser Gesellschaft", sagte Dröscher, der seit Januar 2010 in diesem Amt ist, im Vorfeld zum Bensheimer Treffen.

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