TU Bergakademie Freiberg nimmt Versuchsanlage zur Kohlevergasung in Betrieb

23.07.2013 - Deutschland

Die TU Bergakademie Freiberg und das Sächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr haben am Freitag, dem 19. Juli, auf der „Reichen Zeche“ eine neue Versuchsanlage zur „Schlackebadvergasung“ in Betrieb genommen. Mit der Anlage, die aus Mitteln des EU-Förderprogramms EFRE sowie durch den Freistaat Sachsen und die TU Bergakademie Freiberg finanziert wurde, wollen Wissenschaftler der Ressourcenuniversität das Verhalten von Brennstoffen wie Kohle, Braunkohle oder auch Biomasse bei der Umwandlung unter hohem Druck zu Gas untersuchen.

„Das Projekt hat eine herausragende Bedeutung für die sächsische Energiepolitik. Es eröffnet neue Möglichkeiten für die energetische und stoffliche Nutzung heimischer Rohstoffe wie Braunkohle, Biomasse und Abfälle. Die bereits breit angelegte Energie- und Rohstoffforschung an der TU Bergakademie Freiberg wird dadurch weiter gestärkt. Ich erhoffe mir davon neue Impulse für die sächsische Wirtschaft“, hob Staatsminister Sven Morlok bei der Inbetriebnahme der Versuchsanlage hervor.

Prof. Bernd Meyer, Rektor der Ressourcenuniversität, unterstrich: „Diese neue Anlage ist ein wichtiger Baustein für unsere Forschungsbemühungen zu neuen Technologien für die kohlendioxidarme stoffliche Nutzung von Brennstoffen wie der Kohle und ergänzt den Park unserer Pilotanlagen zur Energierohstoff-Forschung sehr gut. Was wir hier erforschen, hat das Potenzial heimischen Unternehmen große Zukunftsmärkte zu erschließen.“

In der Versuchsanlage werden sogenannte „schwierige Brennstoffe“ wie Kohle mit hohem Aschegehalt, einheimische Braunkohle oder auch Biomasse unter hohem Druck und hohen Temperaturen zu einem Gas aus Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Methan umgewandelt. Dieses Gas kann als Grundstoff für die chemische Industrie, beispielsweise für Benzin, Kunststoff und Methanol, genutzt werden. Im Blickfeld der Forscher steht dabei die Schlacke, die bei der Umwandlung aus der anfallenden Asche aufgeschmolzen wird, und Einfluss auf die Effizienz der Vergasung nimmt. Eine Optimierung des Umwandlungsprozesses der Brennstoffe zu Gas hat das Potenzial, die Technologie für die stoffliche Nutzung zum Beispiel der Kohle kostengünstiger zu machen und gleichzeitig die Kohlendioxid-Emissionen zu minimieren. Die Schlacke kann risikofrei entsorgt werden, zudem ist hier perspektivisch eine Weiterverwendung in der Baustoffindustrie möglich.

„Diese Versuchsanlage erlaubt völlig neue Einblicke in die Vergasertechnologien und ist ein beeindruckendes Stück deutscher Ingenieurskunst,“ freute sich der Rektor über diesen neuen „Leuchtturm der stofflichen Energieträgerforschung in Freiberg“, der eine In-situ-Vermessung von Flüssigschlacken erlaubt und damit realitätsnahe Schlackemodelle für das Vorwärtsdesign einer neuen Generation von Vergasungstechnik möglich machen soll.

Die 22 Meter hohe großtechnische Versuchsanlage zur Schlackebadvergasung hat eine Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern und eine Leistung von zehn Megawatt, was einer Brennstoffmenge von 1,4 Tonnen Kohle pro Stunde entspricht. Auf dem Gelände des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen stehen neben der neuen Versuchsanlage zur Schlackebadvergasung bereits eine HP-POX- (Hochdruck-Partialoxidation) und eine STF- (Syngas-to-fuel) Pilotanlage. In der HP-POX-Anlage kann u.a. Erdölbegleitgas – auch Fackelgas genannt – zu Kraftstoff umgewandelt werden, in der STF-Anlage entsteht hochoktaniges synthetisches Benzin aus Synthesegas, das aus fossilen und nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden kann.

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