Ein neues Genprodukt soll Patienten mit koronarer Herzkrankheit zukünftig mehrfache Eingriffe wie wiederholte Ballondilatationen oder
Bypassoperationen ersparen. Erstmalig wird im Rahmen einer Multicenter-Studie der
Gentransfer im kardiovaskulären Bereich eingesetzt:
Das iNOS-Lipoplex-Genprodukt, das während des ersten Eingriffs an der Engstelle in die Gefäßwand injiziert wird, soll eine
Wiederverengung von einmal gedehnten Herzkranzgefäßen verhindern.. Das Medikament wird zurzeit an der Universitätsklinik der RUB St.
Josef-Hospital (Prof. Dr. Andreas Mügge, Dr. Christoph Hanefeld), an der Frankfurter Universitätsklinik und an drei Zentren in den
USA
erstmals an Menschen getestet.
Befreiter Blutfluss schnell wieder dicht
Rund eine Million Menschen jährlich werden weltweit mit der Ballondilatation behandelt. Dabei werden verengte Herzkranzgefäße durch
Aufblasen eines kleinen Ballons wieder aufgedehnt und z. T. mit einer stählernen Gefäßstütze (Stent) versehen, damit sie sich nicht wieder
verschließen. Trotz dieser Bemühungen kommt es in 15-35 Prozent der Fälle gleich in den ersten Monaten nach dem Eingriff zu einer
erneuten Gefäßverengung an derselben Stelle. Grund dafür sind z. B. Narben, die sich an Verletzungen durch die Ballondilatation oder die
Stentimplantation bilden. Bei der Narbenbildung wuchern
Zellen und wachsen durch die Drahtmaschen des Stents hindurch, so dass das
Gefäß sich erneut einengt.
Gen regt Bildung des Schutzschildes an
Gegen dieses Phänomen haben die Mediziner mit dem Gentransfer nun eine neue Strategie entwickelt: Das iNOS-Lipoplex-Genprodukt
(CAR-MP 583 genannt) enthält ein Gen, das die Bildung der so genannten induzierbaren NO-Synthase veranlasst. Dieses Enzym produziert in
der Gefäßwand
Stickstoffmonoxid (NO), das eine gefäßschützende Wirkung hat. Ein Zuwenig dieses Stoffes begünstigt wahrscheinlich die
Wiederverengung der behandelten Stelle - von einer dank Genprodukt höheren Produktion erhoffen sich die Mediziner einen besseren Schutz
davor. Zur Genübertragung in die Zellen des Blutgefäßes dient ein auf Lipiden (Fetttröpfchen) basierendes System, das sich als sehr
verträglich herausgestellt hat.
Das Medikament in die Gefäßwand schleusen
Für den Patienten entstehen nach jetzigem Wissenstand durch den Einsatz der Substanz keine zusätzlichen Unannehmlichkeiten. Nach der
etablierten Ballondilatation, die das verengte Gefäß weitet, wird das Genprodukt mit Hilfe eines Infiltrator-Katheters in die Gefäßwand
gebracht. Dieser Katheter endet in einem kleinen Ballon, dessen Oberfläche miniaturisierte Austrittsöffnungen hat. Beim Aufblasen drückt der
Ballon gegen die Gefäßwände und gibt nach Injektion das Genprodukt an sie ab. Je nach Länge der Engstelle kann diese Prozedur bis zu drei
Mal durchgeführt werden. Ist der Katheter dann wieder entfernt, wird wie üblich ein Stent eingesetzt. Die Interventionsszeit verlängert sich
durch die Injektion nur um eine Viertelstunde. Im Tierversuch zeigte die Substanz eine gute Wirksamkeit ohne unerwünschte
Nebenwirkungen.