Jülicher Neutronenforscher weihen einzigartiges Großgerät in den USA ein
Europäische Forscher erhalten Zugang zur stärksten Neutronenquelle der Welt
Oak Ridge National Laboratory
"Neutronenstreuung ermöglicht einzigartige Einblicke in die Materie und ist als wissenschaftliche Methode unverzichtbar, sowohl in der Grundlagen- als auch in der anwendungsnahen Forschung der Materialwissenschaften, der Medizin oder der Biologie", sagt Prof. Sebastian M. Schmidt, Mitglied des Vorstands im Forschungszentrum Jülich. "Mit unserer Außenstelle an der Spallationsquelle SNS stoßen wir das Tor zur stärksten gepulsten Neutronenquelle der Welt für deutsche und europäische Forscher weit auf."
Neutronen sind elektrisch neutrale Bausteine der Atomkerne. Sie werden in Forschungsreaktoren oder Spallationsquellen erzeugt und in speziellen Geräten, so genannten "Diffraktometern" und "Spektrometern", auf die zu untersuchenden Proben gelenkt. An den Atomen und Molekülen der Proben "prallen" sie ab; dabei können sie ihre Richtung und Geschwindigkeit ändern. Die Art dieser "Streuung" gibt Auskünfte über die Anordnung und Bewegung der Atome in der Probe, die komplementären Methoden wie Röntgen oder Elektronenmikroskopie verborgen bleiben. Mit Neutronen untersuchen die Jülicher beispielsweise magnetische Materialen für die Informationstechnologie oder die so genannte "Weiche Materie", zu der industriell wichtige Kunststoffe oder medizinisch interessante Eiweißstoffe zählen.
"Es ist das erste Mal, dass ein solcher Instrumententyp an einer Neutronenquelle wie der SNS gebaut wurde. Das Jülicher Neutronen-Spin-Echo-Spektrometer besitzt die weltweit höchste Auflösung. Eigens dafür haben wir innovative Technologien entwickelt, wie supraleitende Spulen mit extrem homogenen Magnetfeldern", berichtet Prof. Dieter Richter vom Forschungszentrum Jülich. Das Forschungszentrum bündelt seine Kompetenzen in der Neutronenforschung im Jülich Centre for Neutron Science JCNS und unterhält Außenstellen an Deutschlands stärkster Neutronenquelle FRM II in Garching bei München, am Höchstflussreaktor im französischen Grenoble und seit neustem an der stärksten Neutronenquelle der Welt SNS im amerikanischen Oak Ridge. Richter: "Mit dem NSE-Spektrometer am SNS können wir die langsamen Bewegungen im Inneren von Proteinen beobachten, die ihre Funktion ausmachen. Außerdem können wir die molekularen Umlagerungen in Polymeren erforschen, die ihre mechanischen Eigenschaften und ihre Verarbeitungsfähigkeit bestimmen."
Das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierte Gerät im Wert von rund 15 Millionen Euro wurde von den Jülicher Forschern konzipiert und gebaut.
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