Kunststoffindustrie braucht Nachwuchs - Vielfältige Arbeitsfelder

Statement von Dr. Rudolf Stauber anlässlich der Kunststoffmesse K

22.10.2004

Die K-Messe ist immer ein ganz besonderes Highlight im internationalen Messekalender - nicht nur, weil sie der weltgrößte Branchentreffpunkt für Kunststofftechnik ist, sondern auch eine Leistungsschau der neuesten Innovationen und Entwicklungen. In diesem Jahr möchte der VDI das Augenmerk vor allem auf die Nachwuchsförderung und die außergewöhnlichen Zukunftschancen, die die Kunststoffbranche jungen Menschen bietet, lenken.

Ein paar Worte zur Marktlage und den aktuellen Branchentrends im Bereich Kunststoff: Mit mehr als 280.000 Mitarbeitern und einem Anteil von rund 6,5 Prozent an der gesamten deutschen Industrieproduktion ist die Kunststoffindustrie eines der Zugpferde der deutschen Wirtschaft. Und trotz der schwierigen konjunkturellen Jahre stieg der Verbrauch an Kunststoffprodukten zwischen 2001 und 2003 in der europäischen Kunststoffindustrie um 5,6 Prozent. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2003 16,8 Millionen Tonnen Kunststoff produziert.

Allerdings ging der Umsatz gegenüber 2002 um 2,4 Prozent zurück, auf 18,1 Milliarden Euro. Dies ist kein gutes Zeichen. Die Preisentwicklung ist für viele Unternehmen ein Problem. Durch die steigenden Rohölpreise, der wichtigste Grundstoff bei der Kunststofferzeugung, werden die Produkte teurer. Allerdings können die höheren Preise nicht an die Abnehmer weiter gegeben werden. Die Margen schmelzen, was die Kunststoffindustrie zunehmend unter Druck setzt.

Alleskönner Kunststoff

Zudem wird der Wettbewerb härter durch die Konkurrenz aus Osteuropa und Asien. Allerdings bieten gerade diese Märkte auch große Chancen neue Märkte zu erschließen Der Bedarf an Kunststoffprodukten wird weiter zunehmen. Derzeit besonders wichtige Gebiete der Kunststoffverarbeitung sind vor allem der Automobilbau und die Medizintechnik. In diesen Bereichen ergeben sich auch die größten zukünftigen Herausforderungen.

So helfen in der Medizintechnik Kunststoffe, Leben zu erhalten und lebenswerter zu machen. Beispielsweise durch künstliche Gliedmaßen oder durch Kunststoffspiralen, die in die menschliche Ader eingeführt werden können um Verkalkungen zu lösen. Und auch in der modernen medizinischen Gerätetechnik sind Kunststoffe fest verankert. Zudem wird der Klinikalltag künftig mehr und mehr durch Operationsroboter bestimmt werden, mit denen die Chirurgen ihre Eingriffe mit präzisen, winzigen Schnitten durchführen können.

Auch der Fahrzeugbau nutzt die Kunststofftechnik auf vielfältige Weise. Sowohl im PKW als auch bei den Nutzfahrzeugen werden Kunststoffe eingesetzt, um etwa das Gewicht von Fahrzeugen zu reduzieren, die Aerodynamik zu verbessern und die Sicherheit sowie den Komfort zu erhöhen. Zusätzlich dämmen sie sehr effizient gegen Lärm, Hitze und Kälte. Der Anteil von Kunststoffen im PKW ist in den letzten 30 Jahren von fünf auf über 15 Prozent gestiegen. Kunststoffe garantieren Zuverlässigkeit, erhöhen den Komfort und sind preiswert.

Somit ist der "Alleskönner unter den Werkstoffen" für die verschiedensten Einsatzgebiete schon jetzt und in der Zukunft Garant für einen prosperierenden Industriezweig.

Fachkräfte gesucht

Trotz Strukturwandel stieg zum Beispiel die Beschäftigtenzahl 2003 um 1,5 Prozent. Das bedeutet: Hier werden Fachkräfte gebraucht - auch in Zukunft. Facharbeiter aber auch "Kunststoffingenieure". Und gerade hier wünschen wir uns, dass sich mehr Jugendliche für diese Richtung entscheiden, um kontinuierliches Wachstum zu sichern. Derzeit fehlen in Deutschland rund 15.000 Ingenieure - eine Zahl, die Innovationen bremst. Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) meldete im September, dass die Hälfte der 2.500 Ausbildungsplätze in der Kunststoffverarbeitenden Industrie bis Ende des Sommers nicht besetzt werden konnten. Aber der Erfolg und die Zukunft der Unternehmen hängen vom qualifizierten Nachwuchs ab.

Mit gezielten Aktionen unterstützt der VDI schon seit mehreren Jahren die Nachwuchsförderung. Dabei setzen wir uns dafür ein, Technik stärker in den Unterricht zu integrieren. Technik als eigenständiges Schulfach ist unser Ziel oder zumindest eine stärkere Integration in den naturwissenschaftlichen Fächern. Nur so können Jugendliche für Technik begeistert werden und nehmen nach der Schule vielleicht ein ingenieurwissenschaftliches Studium auf. Mitte September hat der VDI der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Doris Ahnen Technische Bildungsstandards für den Technikunterricht übergeben.

Weitere Programme des VDI im Bereich der Nachwuchsförderung werde ich nur kurz exemplarisch vorstellen: Unser Einsatz für einen besseren Technikunterricht an den Schulen konkretisiert sich in unterschiedlichen Aktionen wie Workshops und Besichtigungen: 59 VDI-Vertretungen in den Ländern und Regionen bieten unterschiedliche Aktivitäten für technikinteressierte Schüler, Eltern und Lehrer. Im vergangenen Schuljahr machten mehr als 40.000 Menschen Gebrauch von den gut 700 Einzelaktivitäten. Die direkten Hilfsangebote zielen darauf ab, Jugendliche frühzeitig an die vielfältigen Facetten von Technik und Bildung heranzuführen und mit praxisnahen Informationen die Grundlagen für eine fundierte Berufsorientierung zu legen. Außerdem engagiert sich der VDI in der Aus- und Fortbildung der Lehrer und unterstützt sie bei der Gestaltung von Technikprojekten. Für Lehrer hat der VDI ein extra Medienpaket entwickelt, das wertvolle Tipps für die Gestaltung von Technikunterricht gibt. Die Themenpalette reicht vom Automobilbau über Brennstoffzellen und Lasertechnik bis zum Zeppelinbau.

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