Turbulenzen auf den Kunststoffmärkten: Materialien knapp und teuer

Kunststoffverarbeiter unter Druck

09.03.2021 - Deutschland

Die Turbulenzen auf den europäischen Kunststoffmärkten treffen Kunststoffverarbeiter mit voller Wucht. Kunststoffgranulat ist nicht in ausreichender Menge verfügbar und seine Preise sind seit Jahresbeginn immens gestiegen.

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Abbildung 1: Entwicklung Polymerpreisindex Plastixx Standard-Thermoplaste

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Abbildung 2: Entwicklung Polymerpreisindex Plastixx Technische-Thermoplaste

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Der Branchendienst „KI – Kunststoff Information“ (KI) berichtet von Produktionsengpässen bei Kunststoffen und deren Vorprodukten, die das Mengenangebot teilweise auf bis zu 50 Prozent des Normalniveaus reduzieren. In Europa ist die Lieferkette aktuell durch 13 Force Majeures, 11 Anlagenstörungen, 22 Drosselungen und 24 Wartungsstillstände beeinträchtigt.

Gleichzeitig fehlen Importe aus Asien, dem Nahen Osten sowie den USA. Da in Asien seit Monaten das Preisniveau der Kunststoffe deutlich über dem europäischen liegt, wurden die globalen Warenströme von Europa nach Asien umgelenkt.

Infolge des verringerten Angebots bei gleichzeitig anziehender Nachfrage sind die Preise für Kunststoffgranulat in einem noch nie dagewesenen Tempo gestiegen. Aktuell kosten die Materialien je nach Sorte zwischen 20 und 50 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Dies stellt Kunststoffverarbeiter, die vielfach an langfristige Verträge mit ihren Kunden gebunden sind, vor große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Selbst Preisgleitklauseln können aufgrund der Geschwindigkeit der Preissteigerungen die Probleme nur bedingt abfedern.

Durch die Versorgungsengpässe beim Material gerät auch die Produktion der der Kunststoffverarbeiter in Gefahr. Aus dem Bereich der Kunststoffverpackungen wird vereinzelt bereits von eingeschränkter Lieferfähigkeit berichtet.

Einen Einblick in die aktuelle Situation bot Anfang März ein von KI veranstaltetes Webinar zur aktuellen Preis- und Mengensituation. Über 700 Teilnehmer aus der gesamten Kunststoffindustrie trafen sich zu Expertenvorträgen und Fragerunde. In einer Live-Umfrage unter den 425 Teilnehmern aus Kunststoff verarbeitenden Unternehmen bezeichneten sich 77 Prozent als von den Turbulenzen auf den Kunststoffmärkten betroffen, 44 Prozent sogar als stark oder sehr stark. Und mit 49 Prozent der Verarbeiter sieht sich fast die Hälfte aufgrund der Materialknappheit von Produktionsstillständen bedroht.

Besserung scheint nicht in Sicht. 70 Prozent der Kunststoffverarbeiter rechnen mit einer Normalisierung der Marktlage nicht vor dem dritten Quartal. Die Webinar-Teilnehmer aus der Kunststoff erzeugenden und der chemischen Industrie zeigten sich in der Live-Umfrage sogar noch pessimistischer. 64 Prozent sehen die Normalisierung der Marktlage erst im dritten Quartal und 29 Prozent sogar erst im vierten Quartal.

Tröstlich für die Kunststoffverarbeiter: Auch konkurrierende Werkstoffe wie Stahl oder Papier kämpfen aktuell mit schwierigen Marktentwicklungen, und in vielen Bereichen, das zeigt insbesondere auch die Pandemie, ist Kunststoff einfach unersetzlich.

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