Klimagift Frigen als Lösungsmittel bei Umweltanalysen nach wie vor im Einsatz

Bürokratie verhindert Übergang zu umweltverträglicherem Verfahren

14.12.2000
Gießen (12.12.2000, VUP). Deutsche Umweltbehörden fordern nach wie vor die Nutzung des klimaschädlichen "Treibhausgases" Frigen. Mit dieser unglaublich klingenden Feststellung hat der Deutsche Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP), Gießen, jetzt die deutsche Umweltschutzbürokratie für ihr janusköpfiges Verhalten beim Klimaschutz kritisiert. Einerseits werde das Scheitern der Klimaschutzkonferenz in Den Haag von der Bundesregierung mit großem Bedauern beklagt, andererseits sei man aufgrund unangemessener Bürokratie nicht in der Lage, genormte Verfahren bei Umweltmessungen durch frigenfreie Alternativen zu ersetzen. So werden Verunreinigungen von Boden und Wasser nach offiziellen Richtlinien auch über die Belastung mit Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) gemessen. Hierzu gibt es mit der in Fachkreisen als "H 18" bekannten Untersuchungsanweisung ein genormtes Verfahren für Wasserproben. Für Bodenuntersuchungen existiert eine entsprechende Vorschrift der Arbeitsgemeinschaft "LAGA" der Bundesländer. Bei beiden Verfahren kommt der Fluorkohlenwasserstoff "Frigen" als Lösungsmittel zum Einsatz. Unter Berücksichtigung der schädlichen Umwelteinflüsse wird die Anwendung dieser Verfahren schon seit geraumer Zeit als unverantwortlich bewertet. Daher wurden in nationalen und internationalen Normungsausschüssen weitere Untersuchungsverfahren entwickelt und festgeschrieben. Hier ist das klimaschädliche Frigen durch andere Lösungsmittel ersetzt. Obwohl an dieser Entwicklung auch die Fachabteilungen der Landesumweltämter beteiligt waren und die neue Methode zwischenzeitlich auch in bundesweit gültigen gesetzlichen Regelungen vorgeschrieben wird, gelang es der Umweltverwaltung bisher nicht, diese Richtlinien umfassend in der Praxis umzusetzen. "Das Verfahren ist aufgrund des erheblich höheren technischen Aufwandes um das 3 bis 4-Fache teurer, aber die Kapazitäten der Laboratorien sind jederzeit in der Lage Untersuchungen nach der neuen Methode in vollem Umfang fachgerecht zu erbringen", stellt Dr. Klaus-Peter Lörcher, Präsident des VUP, fest. Auf seine Anfrage beim federführenden Landesumweltamt in Nordrhein-Westfalen bekam der VUP zwar bestätigt, dass Kenntnis über diese Ersatzmethoden bestünde und man bemüht sei "die Arbeit zu straffen". Vom heutigen Kenntnisstand sei davon auszugehen, dass Fluorkohlenwasserstoffe für die Bestimmung der Kohlenwasserstoffe schon in wenigen Jahren (!?) in den Laboratorien nicht mehr verwendet werden müssen, so die Umweltfachbehörde und verweist dabei auf den langwierigen bürokratischen Weg zur Einführung und Bewertung eines neuen Verfahrens. "Für eine derartige Einstellung haben wir absolut kein Verständnis, zumal das Thema nicht erst seit heute bekannt ist und die privaten Umweltlaboratorien schon seit Einführung der Verbortverordnung im Mai 1991 auf diese Problematik hinweisen", moniert Lörcher. In Deutschland unterliegen FCKW der FCKW-Halon-Verbots-VO vom 06.05.1991 welche einen stufenweisen Ausstieg aus der Verwendung vorsieht, der bereits seit 1995 abgeschlossen sein sollte. Um die Glaubwürdigkeit vor der Industrie zu wahren, sei die Umweltverwaltung gefordert, die Ersatzmethoden unverzüglich in alle Verwaltungsvorschriften aufzunehmen. Es könne nicht Aufgabe des Laboratoriums sein, bei Ausschreibungen von Altlastenuntersuchungen die Sachbearbeiter der Behörden auf die umweltschonende und aussagekräfigere Analysemethode hinzuweisen. Ein Labor verbraucht durchschnittlich bei diesen gesetzlich geregelten Umweltuntersuchungen etwa 100 bis 150 Liter FCKW pro Jahr. Nach Hochrechnungen des Verbandes werden so gezwungenermaßen jährlich 30 Kubikmeter Frigen in die Atmosphäre entlassen. Dies entspricht dem Treibgasgehalt von rund 150.000 Haarspraydosen Jahr für Jahr ! In den Industrienationen ist die Produktion von vollhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW) wie Frigen auf Druck der Umweltminister und -organisationen schon seit 1996 verboten ! Im Deutschen Verban

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