Anschläge mit Milzbranderregern zeigen es deutlich: Dringend müssen neue, schnelle und mobile Detektorsysteme für
Viren und
Bakterien entwickelt werden. Eine Studie über den Stand der Biochiptechnik mit Empfehlungen für künftige Forschungsaktivitäten
ist erschienen.
"Die Bedrohungspotenziale, die von biologischen Kampfstoffen ausgehen, werden von der deutschen Politik und
auch von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unterschätzt." Dies ist der erste Satz der im vergangenen Juli
erschienenen Studie "Detektion biologischer Kampfstoffe" mit dem Untertitel: "Abwehrstrategien unter dem
Gesichtspunkt neuer Mikrosystem- und Biochiptechnologien". Auch wenn Anfang diesen Jahres noch "alles war wie
vorher", hat das
Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT, das vom
Bundesministerium der Verteidigung gefördert wird, dieses neunzigseitige Werk beim Fraunhofer-Institut für
Siliziumtechnologie ISIT in Auftrag gegeben. Was ist aus Sicht der beiden Autoren Professor Anton Heuberger und
Dr. Rainer Hintsche zu tun?
"Ich halte es für sehr wichtig, dass sich Industrie und öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen in einem
gemeinsamen Verbundprojekt organisieren, um die Entwicklung eines kostengünstigen elektrischen Chips für
Biokampfstoffe voranzutreiben", fordert Heuberger. "Elektrische Varianten halte ich im Gegensatz zu optisch
arbeitenden für besonders geeignet." Einen wesentlichen Grund hierfür sieht er in der Patentsituation: Die USA
treiben ihre Entwicklungen auf diesem Gebiet weitgehend selbstständig voran. Die wichtigsten
Patente über
elektrische Biochips hingegen wurden in
Deutschland dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT erteilt, in
dem Hintsche und Heuberger seit rund zehn Jahren an biologischen Detektorsystemen arbeiten. Eventuell anfallende Lizenzkosten müssen
möglichst niedrig gehalten werden, denn sie beeinflussen wesentlich den Endpreis der Produkte. Der elektrische Biochip wird kostengünstig
in größeren Stückzahlen hergestellt und lässt sich in einfach zu bedienende, robuste und mobile Mess-Systeme integrieren. Nur so könnte im
Ernstfall flächendeckend festgestellt werden, in welchen Gegenden Attacken mit
Bakterien oder
Viren stattgefunden haben. Dies ist
Voraussetzung, um schnell geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
Es zeigt sich immer wieder, dass Attentäter schon mit geringem Know-how in der Lage sind, biologische Kampfstoffe herzustellen. Oftmals
entwenden oder bestellen sie
Ausgangsstoffe hierfür in industrialisierten Staaten. Diese sind es auch, die sich dank ihrer schnellen und
verästelten Logistikstrukturen besonders effektiv angreifen lassen. "Auch wenn in den USA die Welle der Angriffe mit Milzbranderregern
wieder abklingen mag - das Problem der >Atombombe des kleinen Mannes< bleibt zukünftig bestehen", resümiert Heuberger.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Anton Heuberger
Telefon: 0 48 21/17-42 11, Fax: 0 48 21/17-42 51, heuberger@isit.fhg.de