Studie über den Stand der Biochiptechnik

10.12.2001
Anschläge mit Milzbranderregern zeigen es deutlich: Dringend müssen neue, schnelle und mobile Detektorsysteme für Viren und Bakterien entwickelt werden. Eine Studie über den Stand der Biochiptechnik mit Empfehlungen für künftige Forschungsaktivitäten ist erschienen. "Die Bedrohungspotenziale, die von biologischen Kampfstoffen ausgehen, werden von der deutschen Politik und auch von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unterschätzt." Dies ist der erste Satz der im vergangenen Juli erschienenen Studie "Detektion biologischer Kampfstoffe" mit dem Untertitel: "Abwehrstrategien unter dem Gesichtspunkt neuer Mikrosystem- und Biochiptechnologien". Auch wenn Anfang diesen Jahres noch "alles war wie vorher", hat das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT, das vom Bundesministerium der Verteidigung gefördert wird, dieses neunzigseitige Werk beim Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT in Auftrag gegeben. Was ist aus Sicht der beiden Autoren Professor Anton Heuberger und Dr. Rainer Hintsche zu tun? "Ich halte es für sehr wichtig, dass sich Industrie und öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen in einem gemeinsamen Verbundprojekt organisieren, um die Entwicklung eines kostengünstigen elektrischen Chips für Biokampfstoffe voranzutreiben", fordert Heuberger. "Elektrische Varianten halte ich im Gegensatz zu optisch arbeitenden für besonders geeignet." Einen wesentlichen Grund hierfür sieht er in der Patentsituation: Die USA treiben ihre Entwicklungen auf diesem Gebiet weitgehend selbstständig voran. Die wichtigsten Patente über elektrische Biochips hingegen wurden in Deutschland dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT erteilt, in dem Hintsche und Heuberger seit rund zehn Jahren an biologischen Detektorsystemen arbeiten. Eventuell anfallende Lizenzkosten müssen möglichst niedrig gehalten werden, denn sie beeinflussen wesentlich den Endpreis der Produkte. Der elektrische Biochip wird kostengünstig in größeren Stückzahlen hergestellt und lässt sich in einfach zu bedienende, robuste und mobile Mess-Systeme integrieren. Nur so könnte im Ernstfall flächendeckend festgestellt werden, in welchen Gegenden Attacken mit Bakterien oder Viren stattgefunden haben. Dies ist Voraussetzung, um schnell geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Es zeigt sich immer wieder, dass Attentäter schon mit geringem Know-how in der Lage sind, biologische Kampfstoffe herzustellen. Oftmals entwenden oder bestellen sie Ausgangsstoffe hierfür in industrialisierten Staaten. Diese sind es auch, die sich dank ihrer schnellen und verästelten Logistikstrukturen besonders effektiv angreifen lassen. "Auch wenn in den USA die Welle der Angriffe mit Milzbranderregern wieder abklingen mag - das Problem der >Atombombe des kleinen Mannes< bleibt zukünftig bestehen", resümiert Heuberger. Ansprechpartner: Prof. Dr. Anton Heuberger Telefon: 0 48 21/17-42 11, Fax: 0 48 21/17-42 51, heuberger@isit.fhg.de

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