Köln (bfai) - Die Aussichten der chemischen Industrie
in Lateinamerika haben sich weiter verbessert.
Vor allem dürfte die Inbetriebnahme von weiteren im Bau
befindlichen oder geplanten Chemieanlagen auf dem Kontinent
der Branche neue Impulse geben.
Die geplanten
Investitionen lassen auf eine optimistische
Einschätzung des zukünftigen Marktvolumens schließen.
Allein in
Brasilien, so der Branchenverband Abiquim, stehen
im Zeitraum 1999 bis 2004 Investitionen seiner Mitglieder
zwischen 5 Mrd. und 6 Mrd. US$ an. In
Argentinien sind die
lokalen Produktionskapazitäten von 1991 bis 1998 durch
Investitionen in Höhe von rd. 3 Mrd. US$ modernisiert und
erweitert worden. In den Jahren 1999 und 2000 werden den
Planungen zufolge weitere Chemie-Investitionen in Höhe
von ca. 1,7 Mrd. US$ durchgeführt.
Grund für den Stimmungswechsel bei den brasilianischen
Herstellern ist die anziehende Nachfrage inländischer
Abnehmer. Für das Jahr 2000 rechnet der Branchenverband
Abiquim wieder mit einem signifikanten Produktionsanstieg,
vor allem wegen deutlich niedriger Realzinsen für Konsum-
und Investitionskredite. Hinter dem erwarteten weiteren
Wachstum auf dem Kontinent steht auch eine anziehende
Nachfrage nach Konsumgütern, zu deren Herstellung chemische
Grundstoffe, Ausrüstungen und Anlagen benötigt werden.
Auch auf mittlere und längere Sicht bleibt die chemische
Industrie in Lateinamerika auf Wachstumskurs. Fachleute
prognostizieren in Argentinien für den Zeitraum 1999 bis
2010 ein jährliches Wachstum der lokalen Produktion um 6%
und eine Zunahme der Exporte um 5% pro Jahr. Noch
kräftiger werden die Importe zunehmen (+10% pro Jahr).
Gute Wachstumsperspektiven haben neben der Basischemie
inbesondere die Sparten Agrarchemie, Pharma sowie
Kosmetik
und Reinigungsmittel. Auch in
Mexiko steigt trotz der hohen
Investitionen internationaler Unternehmen in die chemische
Industrie die Importnachfrage kontinuierlich an.
Der Chemiesektor in Lateinamerika war in den 90er Jahren
von Maßnahmen zur Deregulierung und Importöffnung geprägt.
Die Einfuhren legten in den meisten Ländern kräftig zu und
im Rahmen der Strukturveränderungen haben immer mehr
Staatsbetriebe ihren Einfluss verloren. Für zusätzliche
Dynamik sorgte die zunehmende Integration auf dem Kontinent
Handel und Investitionen erlebten in den gemeinsamen Märkten Mercosur, Andengemeinschaft und Nafta einen starken Aufschwung. Die bedeutenden internationalen Unternehmen binden ihre strategischen Entscheidungen immer stärker in ein ganz Lateinamerika umfassendes Gesamtkonzept ein. Der Mercosur (Mitgliedstaaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) hat eine Bevölkerung von über 200 Mio. Menschen und stellt damit den größten südamerikanischen Markt dar.
Von den weltweiten Krisen blieben auch die lateinamerikanischen Länder nicht verschont. So war durch die rückläufige industrielle Produktion dauerhafter
Konsumgüter einer der Hauptabnehmer der Chemiebranche in Brasilien praktisch ausgefallen. Das eine oder andere Projekt mag aufgrund der Rezession verlangsamt durchgeführt werden. Gemäß Umfragen gehören die
Chemie und die
Petrochemie jedoch nicht zu den Sektoren, die wesentlich von der Stornierung oder dem Aufschub von Investitionsprojekten betroffen sind. Der Reichtum an Rohstoffen (
Erdöl und Erdgas) bietet günstige Voraussetzungen für den Ausbau der darauf basierenden Grundstoffindustrie.
Weitere Informationen bietet die neue Publikation der
Bundesstelle für Außenhandelsinformation (bfai)
"Lateinamerika - Chemische Industrie". Untersucht werden
dabei die Bereiche: Organische und anorganische
Chemikalien,
Kunststoffe, Agrarchemikalien,
Farben und
Lacke Wasch- und Körperpflegemittel.
Die Broschüre (253 S.)
ist Ende 1999 erschienen und kann unter der
Bestell-Nr. 7499 zum Preis von 90 DM (zzgl. Porto- und
Versandkosten) bei der Bundesstelle für
Außenhandelsinformation
(bfai, Postfach 10 05 22, 50445 Köln,