Gemeinwohl trägt Start-ups durch die Krise

„Wer relevante Probleme löst, setzt sich durch“

26.05.2020 - Deutschland

«Unternehmen, die Gemeinwohlorientierung in ihrem Kerngeschäft leben, überstehen die Corona-Krise besser als andere», meint Professor Dr. Timo Meynhardt von der Handelshochschule Leipzig (HHL). Seiner Beobachtung nach ist die Gemeinwohlorientierung im Geschäftsmodell von start-ups der Schlüssel zum Erfolg: «Wer relevante Probleme löst, wird sich durchsetzen. Die anderen hängen viel mehr vom Glück und den Umständen ab. Da findet eine gesunde Bereinigung der Szene statt.», Prof. Dr. Timo Meynhardt, HHL

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Symbolbild

Start-ups mit Gemeinwohl

Jährlich vergibt die Handelshochschule Leipzig (HHL) zusammen mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young GmbH (EY) einen Preis an junge Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen bieten und Gemeinwohlnutzen stiften.

Einige der Start-ups, die in den letzten Jahren ihre Geschäftsmodelle im Rahmen des „Public Value Awards for Start-ups“ einen der begehrten Preise erhalten haben, haben kürzlich an einem „virtuellen runden Tisch“ ihre Erfahrungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass die Aufgabe, den sich die Start-Up-Gründer gegeben haben – nämlich einen Mehrwehrt für die Gesellschaft zu schaffen – jetzt umso klarer hervortritt. Dies Start-ups werden jetzt sogar noch stärker benötigt. So wird das Gemeinwohl ein Indikator dafür, was wirtschaftlich trägt und nachhaltig Wert schafft.

Die gemeinwohlorientierten Start-Ups in Zeiten von Corona

Über eine stark wachsende Nachfrage berichtet zum Beispiel Selfapy, ein Anbieter für Online-Therapie. Das Unternehmen bietet Soforthilfe bei psychischen Belastungen als Online-Programm an. Die Kosten werden von einer Vielzahl der Krankenkassen übernommen. Vor Corona war das Start-up dazu gedacht, Patienten eine Therapiemöglichkeit zu bieten, wenn Wartezeiten überbrückt werden mussten. Der direkte Kontakt zwischen Therapeut und Patient fehlt im etwa 12-wöchigen Programm, das telefonische psychologische Unterstützung mit psycho-edukativen Einheiten koppelt. Was mancher Klient zuvor in der Online-Therapie vermisst hat, ist nun ein Vorteil. Hier wird ein Erfahrungsraum für den Klienten geboten – ohne die Gefahr einer Ansteckung mit Covid-19.

Das Hamburger Unternehmen "besser zuhause" bietet einen Komplettservice für Menschen, die ihre Wohnung altersgerecht umbauen müssen. Da die Sorge vor der Ansteckungsgefahr in Alters- und Pflegeheimen wächst, bietet die Möglichkeit, ein barrierefreies Wohnumfeld zu schaffen in Zeiten von Corona der Gesellschaft einen noch stärkeren Mehrwert als zuvor.

Die Start-ups MOIO (intelligenter Pflegeassistent) und Coldplasmatech (innovative Wundheilung) berichten, dass die Verhandlungen mit potentiellen Investoren derzeit außergewöhnlich erfolgreich verlaufen, da beide Unternehmen menschliche und soziale Bedürfnisse auf innovative Weise aufgreifen. MOIO hat ein KI-getriebenes Pflaster entwickelt, welches die Bewegungsabläufe und Standortdaten von Pflegebedürftigen aufzeichnet und dem Pfleger übermittelt, wann Hilfe nötig ist. In Kürze wird das Produkt auf dem Markt erhältlich sein. Coldplasmatech haben eine quadratische Wundauflage aus kaltem Plasma entwickelt, die das Entstehen chronischer Wunden verhindern soll. Neben der guten Handhabbarkeit auch für große Wundflächen, weist das Produkt die für Krankenhäuser wichtige Eigenschaft auf, inaktivierend auf heilungshemmende Keime zu wirken. Dr. Carsten Mahrenholz, Gründer von Coldplasmatech: «In der Krise wird der richtige unternehmerische Gedanke nicht falsch. Er muss nur unter anderen Bedingungen umgesetzt werden.»

Verónica Celis Vergara, CEO von EnlightAid (Transparenz über Spenden) beschreibt die grundlegende gesellschaftliche Ausrichtung als einen Erfolgsfaktor, sozusagen «Public Value by design». Die Gründerin stellte fest, dass etwa 30 Prozent von Spendengeldern durch Korruption verloren gehen und sich dies entmutigend auf die Einstellung der Spender auswirkt. Sie entwickelte eine App, mit der jeder Transfer einer Spende nachverfolgt werden kann – bis zum jeweiligen Hilfsprojekt.

Markus Schweizer, Partner bei EY und Ko-Juryvorstand des Wettbewerbs, sieht in der Gemeinwohlorientierung eine Möglichkeit, «die eigene Resilienz zu stärken und durch die Verankerung im gesellschaftlichen Ökosystem einfach bessere Karten» zu haben.

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