04.06.2020 - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Unschuldig und stark oxidierend

Neues Oxidationsmittel als Werkzeug für die präparative Chemie erzeugt

Die chemische Oxidation, also das gezielte Entfernen von Elektronen aus einem Substrat, repräsentiert eine der wichtigsten Transformationen in der Chemie. Die meisten gängigen Oxidationsmittel weisen jedoch oft Nachteile wie unerwünschte Nebenreaktionen auf. Dem Chemiker Marcel Schorpp und Kollegen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ingo Krossing vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Freiburg ist es gelungen, ein neues und äußerst stabiles perfluoriertes Radikalkation zu erzeugen. In Zusammenarbeit mit Stephan Rein aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Weber vom Institut für Physikalische Chemie wurde dieses Radikal eingehend charakterisiert.

Das neue Reagenz erweist sich als extrem starkes Oxidationsmittel und erlaubt die Synthese von bisher nur schwer beziehungsweise unzugänglicher reaktiver Spezies in Standard-Laborlösungsmitteln — beispielsweise die Oxidation von Decamethylferrocenium, einer sehr lange bekannten und äußerst stabilen Spezies, zum entsprechenden hochreaktiven Dikation im Beisein von Kohlenmonoxid. Mit diesem neu beschriebenen Reagenz können viele der oben erwähnten Nachteile anderer Oxidationsmittel umgangen werden, da dieses als unschuldiges Oxidationsmittel reagiert: Es nimmt ausschließlich Elektronen aus dem Substrat auf und zeigte keine weiteren Reaktivitäten.

Durch die im Artikel beschriebene breite Anwendbarkeit ist dieses Reagenz sowohl für anorganische, organische als auch elektrochemische oder materialwissenschaftliche Forschungsfragen interessant. „Zukünftig wäre beispielsweise die Einbettung in ein Polymer zur Anwendung als Kathodenmaterial für organische Batterien denkbar“, erklärt Schorpp.

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    Julia M. Wagner studierte Pharmazie in Freiburg (Approbation 2008). Seit 2008 ist sie Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis von Professor Dr. M. Jung. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der zellulären Wirkung von Histon-Desacetylase-Inhibitoren. mehr

    Prof. Dr. Manfred Jung

    Manfred Jung hat an der Universität Marburg Pharmazie studiert (Approbation 1990) und wurde dort in pharmazeutischer Chemie bei W. Hanefeld promoviert. Nach einem Postdoktorat an der Universität Ottawa, Kanada begann er 1994 am Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Münster mit ... mehr