Genf/London
- 12.08.02. Nach einer am Montag
veröffentlichten Studie der UNO-Gesundheitsorganisation WHO, die nach Ansicht von Wissenschaftlern und Forschern
verschiedener Umweltschutzorganisationen lückenhaft ist, wird vor der
Gefahr von endokrin wirksamen Substanzen (EDCs) gewarnt. Die Studie
spricht davon, dass die bekannten Wirkungen auf die Umwelt weitreichend
sind, aber weitere Untersuchungen folgen müssten, berichtet BBC-online.
Die Umweltbelastung durch endokrin wirksame Substanzen ist in den letzten
Jahren verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Nicht nur durch Menschen
und Tiere ausgeschiedene Steroidhormone wie zum Beispiel Östradiol,
Östron, Östriol und
Kontrazeptiva, sondern auch
Industriechemikalien
können unerwünschte Wirkungen auf das endokrine System ausüben. Studien
haben einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen östrogen wirksamer
Substanzen und Störungen der Geschlechtsdifferenzierung und Reproduktion
bei aquatischen Organismen aufgezeigt. Doch nicht nur Wasserlebewesen
sind von den Substanzen betroffen. Nach Ansicht der WHO-Wissenschaftler
gibt es auch Zusammenhänge zwischen erhöhten EDC-Werten und
Gesundheitsstörungen bei Menschen wie etwa Entzündungen der
Gebärmutterschleimhaut, verfrühte Pubertät, Immunsystem-Störungen und
verschiedene Arten von Karzinomen insbesondere Brust-, Hoden-, Prostata-,
Gebärmutter- und
Schilddrüsenkrebs. Eine Reihe von Studien hat auch eine
Abnahme der Zahl von Spermien und Verschlechterung der Spermienqualität
bei Männern ergeben.
Bei Tieren wurde eine Reihe von Problemen durch EDCs festgestellt.
Beispiele sind das Verschwinden großer Populationen der Ostsee-Seehunde
durch zu große Belastungen von PCB und DDE und die zerbrechlichen
Eischalen von Raubvögeln durch das Insektizid DDT. In Florida sind
Alligator-Populationen durch die Einbringung von Pestiziden stark
zurückgegangen. Umweltschützer meinen, dass diese Beispiele genug Gründe
bieten, um auch auf die Gefahr für den Menschen hinzuweisen. Auch
Mediziner warnen vor den Gefahren der
Umweltgifte. "Es wird immer
deutlicher, dass viele der großen Gesundheitsprobleme in der westlichen
Welt auf Hormonstörungen zurückzuführen sind", so Richard Sharpe von der
UK Society for Endocrinology. "Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass verschiedene Umweltgifte diese Situation
verschärfen können", so der Mediziner.