Air Liquide will Linde mit Milliardenübernahme vom Thron stoßen
(dpa-AFX) Mit einer Milliardenübernahme will der französische Gase-Hersteller Air Liquide dem deutschen Konkurrenten Linde den globalen Spitzenplatz streitig machen. Die Franzosen verständigten sich mit dem Management des US-Unternehmens Airgas auf einen Kaufpreis von 143 US-Dollar je Aktie, wie beide Seiten am Dienstagabend mitteilten. Das Geschäft habe inklusive der Schulden von Airgas ein Volumen von 13,4 Milliarden Dollar (12,5 Mrd Euro).
Mit der Übernahme würde der Konkurrent des deutschen Konzerns Linde nicht nur sein US-Geschäft deutlich ausbauen, sondern auch gemessen am Umsatz wieder zum größten Industriegase-Hersteller der Welt aufrücken. Linde hatte den Franzosen unter anderem mit der milliardenschweren Übernahme des britischen Gasekonzerns BOC vor Jahren den Rang abgelaufen.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hatte Gründer und Verwaltungsratschef Peter McCauseland Airgas mit dem Zukauf von hunderten kleineren Unternehmen zum größten Anbieter für Gase in den USA gemacht. Airgas setzt von seinen 5,3 Milliarden Dollar 98 Prozent auf dem Heimatmarkt um. Neben Industrie- und Medizingasen bietet das Unternehmen auch Spezialgase an. Die Airgas-Aktie legte im New Yorker Handel um 29 Prozent zu und schloss bei 137,35 Dollar.
Die Papiere von Air Liquide rutschten hingegen bis zum Nachmittag mit 6,4 Prozent an das Ende des EuroStoxx 50 ab. Der Kaufpreis sei recht hoch, schrieb Analyst Peter Clark von der französischen Großbank Societe Generale. Zudem dürften sich die Nettoschulden von Air Liquide deutlich erhöhen. Darüber hinaus strich Clark heraus, dass sich die Geschäftsfelder der beiden Unternehmen kaum überschnitten, wohingegen Air Liquide die positiven Synergieeffekte betont habe. Auch Linde-Aktien gerieten mit minus 2,5 Prozent unter Druck und landeten am Ende des deutschen Leitindexes Dax.
"Es ist der letzte entscheidende Deal in dieser Industrie, welcher uns für eine längere Zeit zum Marktführer macht", sagte Air Liquide-Finanzchefin Fabienne Lecorvaisier der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der US-Markt ist in den vergangenen Jahren wegen des billigen Schiefergases zu einem attraktiven Markt für europäische Industrieunternehmen geworden.
Der ausgehandelte Deal beinhaltet eine Strafzahlung zugunsten von Air Liquide, sollte die Übernahme doch noch scheitern. Dies mache ein Gegengebot für andere Unternehmen "sehr teuer", fügte Lecorvaisier hinzu. Dem Zukauf müssen die Airgas-Aktionäre sowie die Kartellbehörden noch zustimmen.
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