Flachbildschirmen gehört die Zukunft. Die Produktion großflächiger Formate ist
bisher allerdings noch sehr teuer. Niederländische Forscher um Roeland Nolte
haben nun eine neue Methode entwickelt, die einen problematischen Schritt bei
der Herstellung von Flüssigkristall-Displays (LCDs) vereinfachen könnte.
Ein LCD besteht im Prinzip aus einem Ensemble von winzigen
Zellen - je zwei
beschichteten Glasplatten, die mit einer flüssigkristallinen Verbindung gefüllt
sind. Flüssigkristalle sind zumeist organische Moleküle, die sich auch in der
flüssigen Phase zu einer kristallähnlichen Struktur anordnen. Auf der vorderen
Glasplatte der Zelle ist ein Polarisator aufgebracht, der die Schwingungsebene
einer einfallenden Lichtwelle in eine Richtung polarisiert. Wenn keine Spannung
anliegt, wird diese Polarisationsrichtung des Lichtes auf dem Weg durch die
Flüssigkristallschicht um 90° gedreht. Der Polarisator auf der hinteren Platte
ist so ausgerichtet, dass er das Licht in diesem Fall passieren lässt, die Zelle
erscheint transparent. Liegt eine elektrische Spannung an, wird die Ausrichtung
der Flüssigkristalle so verändert, dass die Polarisationsrichtung nicht mehr
gedreht und das Licht damit vom zweiten Polarisator nicht mehr durchgelassen
wird. Die Zelle erscheint schwarz.
Für die Übertragung der elektrischen Spannung auf die Zelle sind die Glasplatten
mit einer Schicht aus Indium-Zinn-Oxid (ITO) überzogen. Auf das ITO muss
zusätzlich eine Polymerschicht aufgebracht werden, die anschließend intensiv mit
einem samtartigen Textil in einer Richtung gerieben wird. Beim Reiben entstehen
winzige, parallele Furchen auf der Oberfläche. Sie sorgen dafür, dass sich die
Flüssigkristalle später in der gewünschten Ausrichtung anordnen.
Unglücklicherweise lädt die Reiberei die Platten elektrostatisch auf.
Staubpartikel werden angezogen und führen zu fehlerhaften Pixeln. Die Produktion
muss daher staubfrei unter Reinraumbedingungen stattfinden.
Diese aufwendige Maßnahme ließe sich nach dem neuen, sehr einfachen und robusten
Verfahren einsparen: Nolte und Kollegen beschichten die ITO-Oberfläche mit einer
speziellen organischen Verbindung, die dabei von selber eine gefurchte Struktur
ausbildet. Wie die Forscher entdeckt haben, weist die ITO-Oberfläche selber
bereits parallel angeordnete Nano-Furchen auf. Aggregate der organischen
Verbindung ordnen sich entlang dieser Nano-Furchen an. Auf diese Weise entsteht
wiederum eine gefurchte Oberfläche, deren Dimensionen aber um den Faktor tausend
größer sind. Diese Furchen entsprechen in ihrer Struktur einer konventionellen
Samt-geriebenen Polymerschicht und zwingen Flüssigkristalle ebenso in die
gewünschte Ausrichtung wie diese.