Interview: Chemie in Ostdeutschland rückt für Investoren enger zusammen

10.11.2003
LEUNA (dpa-AFX) - Die chemische Industrie in den neuen Bundesländern rückt bei der Suche nach Investoren und neuen Märkten enger zusammen. "Wir haben uns neu aufgestellt und wollen stärker als bisher unsere Kräfte bündeln", sagte der Projektleiter des Netzwerkes CeChemNet (Central European Chemical Network), Andreas Hiltermann, in einem dpa-Gespräch. Dies sei im Zuge der Globalisierung wichtig. Zum Netzwerk gehören die Chemieparks in Leuna, Bitterfeld, Schkopau (Dow), Piesteritz (SKW) und Zeitz. Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) - Landesverband Nordost - sowie Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen zählen dazu. Seit Februar arbeiten rund 100 Experten bei Themen wie Standortvermarktung, Sicherheitsmanagement und Umweltschutz zusammen. Zu den Vorhaben des Netzwerkes gehört der Aufbau einer zentralen Datenbank über die Rohstoffe der ostdeutschen Chemie und insbesondere der Chemieparks. "Die Frage nach den Rohstoffen ist neben der nach der vorhandenen Infrastruktur und den Märkten die Kardinalfrage bei der Entscheidung von Investoren für oder gegen eine Ansiedlung", sagte Hiltermann. Bei Interessenten aus dem Ausland spiele auch das Pipeline-Netz eine wichtige Rolle. "Über Rohrleitungen können Rohstoffe und Zwischenprodukte kostengünstig und sicher von A nach B transportiert werden", sagte Hiltermann. Dies gebe es in den neuen Ländern zwischen den Standorten. "Am Anfang kämpfte jeder für sich allein, um möglichst viele Investoren für sich zu bekommen. Nach dem Strukturwandel geht es jetzt darum, die Potenziale und Synergien der Standorte als Vorteile im internationalen Wettbewerb zu nutzen", sagte Hiltermann. Als Geschäftsführer der InfraLeuna Infrastruktur und Service GmbH hat er die Radikale Umstrukturierung des ehemals größten Kombinates Ostdeutschlands zu einem modernen Chemiestandort begleitet. Wissen weitergeben In die ostdeutschen Chemieparks, die anstelle ehemaliger Großkombinate entstanden sind, wurden nach der Einheit zusammen rund 15 Milliarden Euro investiert. Ein Großteil davon wurde mit Steuergeldern gefördert. Etwa 25.000 Menschen arbeiten in den Firmen der Chemieparks. Auf über 4000 Hektar sanierter Industriefläche siedelten sich etwa 40 Chemieunternehmen sowie über 400 Zuliefer- und Dienstleistungsfirmen an. Etwa 555 Hektar Fläche sind laut Hiltermann im Chemiedreieck Leuna-Schkopau-Bitterfeld - dort ist der Großteil der Branche in den neuen Ländern ansässig - noch für Ansiedler in Chemieparks frei. Zu den weiteren Vorhaben des Netzwerkes sagte Hiltermann: "Die Ostchemie hat traditionelle Verbindungen in die künftigen Beitrittsländer der EU. Das wollen wir im Netzwerk auf der Suche nach neuen Märkten und Partnerschaften auch stärker als bisher nutzen". Andererseits gibt es nach seinen Angaben konkrete Anfragen von Unternehmen der Branche aus Polen und Tschechien dazu, wie die in Ostdeutschland tief greifende Umstrukturierung industrieller Areale und auch der Umgang mit Altlasten in der Praxis gemeistert worden sind. "Vielen Standorten in Osteuropa steht das noch bevor, womit wir schon Erfahrungen gesammelt haben. Das Wissen wollen wir weitergeben", sagte Hiltermann.

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