Studiengebühren sind bei den Nachbarn gang und gäbe

02.08.2004
Hamburg (dpa) - Studiengebühren sind bei den europäischen Nachbarländern teils seit vielen Jahren üblich. Hier eine Übersicht: In Grossbritannien gab es schon seit jeher Studiengebühren. Ihre Erhöhung sorgte Anfang dieses Jahres aber für politischen Zündstoff. Nur mit einer knappen Mehrheit von 316 zu 311 Stimmen konnte sich die Regierung von Premierminister Tony Blair damit durchsetzen. Nach dem neuen Hochschulgesetz werden die jährlichen Studiengebühren ab 2006 von jetzt einheitlich rund 1100 Pfund (1600 Euro) auf bis zu 3000 Pfund (4300 Euro) erhöht. Dann werden die Hochschulen selbst innerhalb dieses Rahmens über die Höhe der Gebühren entscheiden können. Das Geld soll nicht schon während des Studiums fällig werden, sondern muss erst beim Einstieg ins Berufsleben gezahlt werden. In Frankreich haben Einschreibgebühren Tradition und stehen auch nicht zur Diskussion. Für das Studienjahr 2004/05 hat das Pariser Bildungsministerium dieses Schema aufgestellt, das für die meisten Universitäten gültig sein wird: 150 Euro Jahresgebühr für Studenten, die auf die so genannte Licence zugehen (akademischer Grad nach drei Studienjahren), 190 für den Master-Studiengang, 290 für Doktoranden. Erstmals werden Studenten ihre Gebühren pro Semester zahlen können. Auch in den NIEDERLANDEN kennt man Studiengebühren seit vielen Jahren. Daneben gibt es ein komplexes System von Vergünstigungen, das Beziehern geringerer Einkommen die Last erleichtern soll. Derzeit muss ein Student, der jünger ist als 30 Jahre und Vollzeit studiert, 1476 Euro im Jahr bezahlen. Studiert er nur Teilzeit, zahlt er 1107 Euro. Nur der Vollzeitstudent kann in den Genuss einer Studentenkarte für vergünstigte Verkehrstarife und vor allem von leistungsbezogenen staatlichen Stipendien kommen. Wer ein solches Stipendium erwirbt, braucht im Fall bestandener Diplomprüfung ein Studiendarlehen nicht mehr zurückzuzahlen. Wer älter ist als 30, zahlt als Vollzeitler 1771 Euro pro Jahr, als Teilzeitstudent 1328 Euro. In der Schweiz sind für alle Studenten an den zwölf Hochschulen Studiengebühren fällig. Die Höhe wird von den Hochschulen beziehungsweise den zuständigen Kantonen selbst festgelegt. Sie schwankt zwischen 592 und 2000 Schweizer Franken (386 und 1303 Euro) für Inländer und 1284 bis 8000 Franken (837 bis 5213 Euro) für Ausländer. Die Universitäten in Italien erheben Studiengebühren. Sie unterscheiden sich je nach Hochschule und Studiengang und liegen im Schnitt bei etwa 500 Euro pro Jahr. In jüngster Zeit sind die Gebühren teilweise jedoch deutlich angehoben worden und können jetzt bei ca. 750 Euro für ein Akademisches Jahr (Vollstudium) liegen. Die «corsi singoli» Einzelkurse im Rahmen eines Gastjahres werden einzeln berechnet. In SPANIEN variieren die Studiengebühren je nach Universität, Studienfach und Studienjahr. An den staatlichen Hochschulen in Madrid werden für den Studiengang Medizin die höchsten Gebühren erhohen, und zwar 830 Euro im ersten Studienjahr, 1000 im zweiten und 1400 Euro ab dem dritten Jahr. Die niedrigsten Gebühren werden in den philologischen Fächern sowie für Jura und Wirtschaftswissenschaften fällig, und zwar zwischen 530 und 900 Euro pro Studienjahr. Für Studenten aus kinderreichen Familien gibt es Ermäßigungen und Freistellungen. In den anderen Regionen Spaniens ist das Niveau der Gebühren ähnlich. Nach Angaben der Zeitung «ABC» gehören die spanischen Studiengebühren zu den höchsten in Europa. An den etwa 120 staatlichen Hochschulen in Polen werden keine Studiengebühren erhoben. Kostenpflichtig ist ein Studium aber an den mehr als 200 privaten Hochschulen. Ein Drittel der 1,8 Millionen Studenten ist dort immatrikuliert und bezahlt zwischen 110 und 1100 Euro im Semester. Auch Abendstudium und Fernunterricht an staatlichen und privaten Universitäten sind gebührenpflichtig, zwischen 200 und 900 Euro an Gebühren sind pro Semester fällig. Trotzdem sind diese Studienformen beliebt: Etwa die Hälfte der Studenten besuchen die abendlichen Vorlesungen oder lernen Zuhause. In TSCHECHIEN ist eine Einführung von Studiengebühren seit etwa drei Jahren ein wichtiges innenpolitisches Streitthema. Im Mittelpunkt der Diskussion steht ein Arbeitspapier, das eine parlamentarische Expertengruppe schon 2001 ausarbeitete. Es sieht Gebühren mit einer Richtgröße von 14 000 Kronen (rund 450 Euro) vor, die über ein Anleihensystem vorfinanziert werden und der Student zurückzahlt, wenn er mehr als das Durchschnittsgehalt verdient. dpa mg xx cro

Weitere News aus dem Ressort Karriere

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in der Batterietechnologie!