Netzwerk grüne Chemie Ost gegründet
Neue Impulse für den Osten Deutschlands und die chemische Industrie: Reallabore, Startup-Förderung und Forschung auf Spitzenniveau
Am 15. Mai 2025 unterzeichneten sechs führende Akteure aus Wissenschaft, Innovation und Transfer eine gemeinsame Absichtserklärung zur Etablierung des Netzwerkes grüne Chemie Ost. Ziel ist der Aufbau eines leistungsfähigen Innovationsökosystems, das die Transformation der chemischen Industrie mit den Herausforderungen des Strukturwandels im Osten Deutschlands verbindet.

Technische Universität Berlin
Beteiligt sind wichtige Institutionen aus fünf Bundesländern:
- das Exzellenzcluster Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat) im Raum Berlin,
- das neue Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt),
- das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) und
- die Universität Greifswald, beide in Mecklenburg-Vorpommern,
- das Innovationsnetzwerk greenCHEM in Berlin
- sowie das Startup Labor Schwedt als EXIST-Modellprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Brandenburg.
Neue Impulse für den Osten Deutschlands und die chemische Industrie
Der Osten Deutschlands steht vor einem doppelten Umbruch: Mit dem Ende der Braunkohlenutzung und dem Rückgang fossiler Energieimporte wächst der Bedarf an neuen, zukunftsfähigen Industrien. Gleichzeitig vollzieht die chemische Industrie einen globalen Wandel hin zu nachhaltigen, ressourcenschonenden Prozessen. Die Bündnispartner sehen hierin eine historische Chance für die Region und die Etablierung grüner Chemie.
„Grüne Chemie ist der Schlüssel zu einer klimafreundlichen Zukunft. Sie ersetzt fossile Rohstoffe, schließt Stoffkreisläufe und minimiert Umweltbelastungen. Der Osten Deutschlands bietet ideale Voraussetzungen, um diese Transformation voranzutreiben – durch wissenschaftliche Exzellenz, starke Industriepartner und innovative Startups“, so die Initiatoren.
Durch die enge Verzahnung von Grundlagenforschung, angewandter Entwicklung, industrieller Umsetzung und Gründungsförderung entsteht ein Modell, das auch international Beachtung finden kann. Deutschland hat die Chance, bei der grünen Chemie eine globale Vorreiterrolle einzunehmen – mit dem Osten Deutschlands als Impulsgeber und Innovationsstandort.
„Die chemische Industrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Klimawandel und Ressourcenknappheit erfordern neue, nachhaltige Produktionsweisen. Gerade in Osten Deutschlands eröffnet das große Chancen – für Innovation, neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Perspektiven. Wer jetzt in grüne Chemie investiert, kann international vorangehen. Mit unserem Exzellenzcluster treiben wir die Katalyseforschung an der Schnittstelle von Chemie und Biologie gezielt voran – und schaffen so die Grundlagen für echte Innovation. Im Netzwerk Grüne Chemie Ost bündeln wir exzellente Forschung, Startup-Infrastruktur und Industriepartnerschaften – damit nachhaltige Innovationen schneller den Weg in die Praxis finden“, sagt Prof. Dr. Juri Rappsilber, Sprecher des Exzellenzclusters UniSysCat.
„Die Transformation der Chemie ist eine Generationenaufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann. Deshalb sind Netzwerke wie dieses so wichtig. Am Center fort he Transformation of Chemistry fokussieren wir uns in den nächsten Jahren darauf, den Innovationsprozess in der Chemie durch Digitalisierung, Standardisierung und Automatisierung zu beschleunigen und eine neue Generation von Materialien zu entwickeln, die von Anfang an dem Prinzip „Design to Recycle“ folgen“, so Prof. Dr. Peter Seeberger, Gründungsdirektor des CTC.
„Ich freue mich sehr, dass wir heute ein neues Netzwerk über fünf Bundesländer verkünden, dass aus ganz unterschiedlichen Partnern in Ostdeutschland besteht: aus Einrichtungen der universitären, der außeruniversitären Forschung sowie des Technologietransfers und der Start-up-Ausgründung. Das passiert in einer Zeit, in der die Energiewende bewältigt werden muss. Dafür haben diese Institutionen viel beizutragen. Ich unterstütze sehr die Pläne unseres Exzellenzclusters UniSysCat, der bereits seit 2007 in der Exzellenzstrategie gefördert wird“, kommentiert Prof. Dr. Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin.
Ziele der Kooperation
Die Unterzeichnenden verfolgen folgende gemeinsame Ziele:
- Transformation der Chemieindustrie durch innovative Katalyse-, Biotechnologie- und Kreislaufwirtschaftslösungen
- Aufbau des Osten Deutschlands als Zentrum nachhaltiger Chemie – durch gebündelte Forschung, Infrastruktur und Gründungsförderung
- Förderung von Technologietransfer und Unternehmensgründungen entlang aller Innovationsphasen
- Integration mariner Biotechnologie zur Nutzung alternativer Rohstoffquellen
- Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur durch nachhaltige Prozesse und neue Arbeitsplätze
Reallabore, Startup-Förderung und Forschung auf Spitzenniveau
Kern der Zusammenarbeit sollen gemeinsame Reallabore, also Innovationsräume um technische Infrastrukturen sein. Dazu zählen z.B. der Standort Schwedt, sowie der Ausbau bestehender Infrastrukturen wie dem Technikum „Catalysis2Scale“ am LIKAT oder Chemical Invention Factory in Berlin. Gründer*innen sollen Zugang zu industriellen Testumgebungen und Begleitung bei der Skalierung neuer Technologien erhalten. Parallel dazu setzen die Forschungseinrichtungen auf exzellente Grundlagenarbeit – von der Katalyseforschung über marine Biotechnologie bis hin zu nachhaltigen Materialkreisläufen.
„Innovation in der grünen Chemie braucht mehr als brillante Forschungsergebnisse – sie entsteht im Zusammenspiel der Akteure entlang der Innovationsphasen. Das Netzwerk grüne Chemie Ost vereint diese Akteure mit den notwendigen Infrastrukturen, um DeepTech-Innovationen schneller in die Anwendung zu bringen und ihren Impact zu entfalten“ Martin Rahmel, Koordinator von greenCHEM.
Arbeitsgruppen der Universität Greifswald beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Themen der marinen Biotechnologie. Ein Schwerpunkt in der Forschung von Prof. Dr. Thomas Schweder ist die marine Glykobiologie: „Das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk „Grüne Chemie Ost“ eröffnet uns neue Perspektiven, um das vielversprechende Potenzial mariner Zuckerverbindungen aus Algen als nachwachsende Ressourcen gezielter biotechnologisch zu nutzen und neue Anwendungen zu entwickeln.“
„Eine nachhaltige Transformation in der Industrie braucht auch die Akzeptanz vor Ort. Das gelingt nur, wenn aus innovativen Ansätzen auch neue Wertschöpfung entsteht. Im Startup Labor Schwedt arbeiten wir als Hochschule deshalb mit industriellen und kommunalen Partnern daran, optimale Anwendungs- und Entwicklungsbedingungen für grüne Technologien zu schaffen und somit die Transformation vor Ort durch Innovationen von Außerhalb zu gestalten“, so der Projektkoordinator vom Startup Labor Schwedt, Sascha Lademann.
Nächste Schritte
Geplant sind regelmäßige Workshops, ein gemeinsamer „Tag der Transformation“ mit Innovationspreis sowie koordinierte Förderanträge für die Drittmitteleinwerbung. Eine Taskforce soll in einem weiteren Schritt die strategische Weiterentwicklung des entstehenden Ökosystems steuern.
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