Pfizer will Rabatt für Sortis gegen Patientendaten gewähren

17.01.2005

(dpa-AFX) Im Streit um den Blutfettsenker Sortis in Deutschland geht der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer laut der "Süddeutschen Zeitung" in die Offensive. Einigen Patienten wolle der US-Konzern die Mehrkosten erstatten, die ihnen durch geänderte Vorschriften seit Januar entstünden, meldet das Blatt. Kassen, Ärzte und Politiker seien empört, weil die Spargesetze unterlaufen würden.

Das Vorhaben, mit dem Pfizer bei Apotheken, Ärzten und Patienten werbe, nenne sich "Partner Programm". Damit wolle das Unternehmen einigen Sortis-Patienten zusätzliche Kosten erstatten, mit denen sie seit Anfang des Jahres rechnen müssten. Von Januar an gelten neue Preisvorschriften für einige Arzneien. Konkret geht es um so genannte Festbeträge für Statine, zu denen Sortis zählt. Festbeträge sind Höchstpreise, welche die Kassen erstatten. Im Falle von Sortis will Pfizer den vorgegebenen Betrag nicht akzeptieren.

Anders als andere Hersteller hat der Pharmakonzern die Preise für seinen Blutfettsenker nicht auf das niedrigere Niveau gesenkt, wie es hieß. Die Firma begründe dies mit einem therapeutischen Vorteil. Doch für Sortis-Patienten könne das Nachteile bringen. Sie müssten die Differenz zwischen dem Festbetrag und dem Pfizer-Preis selbst tragen. Dies könne nach Angaben von Ärzten bei einer mittleren Tagesdosis etwa 200 Euro pro Jahr ausmachen.

Einem Teil der Sortis-Patienten will Pfizer laut der "Süddeutschen" entgegenkommen und Geld rückerstatten. Dazu zählten Sozialhilfe-Empfänger oder Versicherte, die von Zuzahlungen befreit sind, weil ihre Lasten zwei Prozent ihres Brutto-Einkommens übersteigen. Wer dagegen chronisch krank und bereits bei einem Prozent des Einkommens befreit sei, solle leer ausgehen.

Um in den Genuss der Gelder zu kommen, müssten die Patienten der Firma allerdings Nachweise liefern, meldet die Zeitung unter Berufung auf Unterlagen. So müssten sie eine Befreiungsbescheinigung der Kasse einreichen, ferner Rezept- und Kassenbelege sowie Bankverbindungsdaten. Sozialhilfe-Empfänger müssten einen Schein des Sozialamtes oder einen Sozialhilfebescheid beifügen.

Nach Angaben von Pfizer kämen für das Programm zehn bis fünfzehn Prozent aller Sortis-Patienten in Frage. Das sind bis zu 270.000 Menschen pro Jahr. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Kassenpatienten das Mittel eingenommen, wie es hieß. Pfizer sei Marktführer mit dem Medikament.

Deutschland-Chef Walter Köbele begründete das Vorgehen damit, dass "kein Patient aus finanziellen Gründen auf Sortis verzichten" soll, wie das Blatt meldet. Dagegen komme von Ärzten, Kassen, Politikern Kritik.

Der Chef des Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, spreche von einem "bedenklichen Kundenbindungs-Programm". So würde es den Ärzten "schwerer gemacht, Patienten auf sinnvolle, aber günstigere Alternativen umzustellen". Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, werfe dem Konzern "Bauernfängerei" vor. Es sei zudem bedenklich, wenn die Patienten "bei ihren Daten fast die Hosen runterlassen müssen", sagte er. Ähnlich argumentiere der bayerische Apothekerverband in einem Rundschreiben an seine Mitglieder. So sei der "Datenschutz nicht ausreichend gewahrt". Dazu könne sich der Konzern "ein gutes Bild verschaffen", welcher Arzt Sortis verschreibe und in welchen Apotheken es abgeholt werde.

Nach Ansicht der Kassen verstößt das Vorgehen von Pfizer gegen das Heilmittelwerbeverbot. Kritik komme auch von der Politik.

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