Ursache für Vergiftungsfälle mit Nano-Spray noch nicht vollständig aufgeklärt

18.04.2006

In einem Fachgespräch am 7. April 2006 haben Experten aus Giftinformationszentren, Wissenschaft, Industrie, Landesbehörden und dem Bundesinstitut für Risikobewertung die Ursache für 97 zum Teil schwerwiegende Vergiftungsfälle nach der Anwendung von neuartigen Versiegelungssprays mit Nanopartikeln analysiert. "Die Vorfälle haben gezeigt, dass die Einführung neuer Technologien in Verbraucherprodukten mit einer Abschätzung der möglichen Risiken bei der Anwendung verbunden sein muss. Die Wissenschaft hat die Pflicht, dies auch dem Verbraucher zu kommunizieren", sagte BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Die Experten gehen davon aus, dass die beobachteten Gesundheitsstörungen durch das Einatmen eines sehr feinen Aerosols ausgelöst wurden. Aerosole mit einer Tropfengröße von 10 Mikrometern entstehen nur bei Ausbringen des Produkts aus Spraydosen mittels Treibgas. Tropfen dieser Größe gelangen tief in die Lunge und sind in der Lage, die Lungenfunktion zu beeinträchtigen. Ob die Nanopartikel als Bestandteil des Aerosols ebenfalls zu den beobachteten Gesundheitsproblemen beitrugen, war wegen fehlender Daten zu den toxikologischen Eigenschaften und zur Nanoskaligkeit der Partikel von den Fachleuten nicht abschließend zu klären.

Zwischen dem 27. und dem 30. März 2006 wurden den Giftinformationszentren in Deutschland und der Schweiz 97 Fälle von zum Teil schwerwiegenden Atmungsstörungen bis hin zum Lungenödem nach der Anwendung von zwei "Nano"-Versiegelungssprays aus Spraydosen des Herstellers Kleinmann gemeldet. Durch eine konzertierte Aktion von Giftinformationszentren, Landesbehörden und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie von Hersteller und Vertreibern wurden die verdächtigen Produkte innerhalb kürzester Zeit in Deutschland vom Markt genommen und die Verbraucher über Presseveröffentlichungen vor der Anwendung dieser Produkte gewarnt. Nach dem 30. März 2006 sind keine Zwischenfälle mehr gemeldet worden.

Der Vertreiber der beiden Versiegelungssprays konnte wegen fehlender Informationen seiner Vorlieferanten keine vollständige Rezeptur vorlegen. Eine abschließende toxikologische Beurteilung der akuten Lungenfunktionsstörungen nach Benutzung der beiden Produkte war daher im Fachgespräch nicht möglich. Die Experten wiesen zudem darauf hin, dass eine klassische toxikologische Einzelbewertung der Bestandteile des Produktes bei einer Ausbringung als Aerosol mittels Treibgas nicht ausreicht. Es sind vor allem auch die physikalischen Eigenschaften wie die Tropfengröße des Sprays dafür entscheidend, ob und welche toxischen Effekte gerade im Bereich der Atemwege auftreten können.

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