Wieder verwertbar: Kunststoffe aus Elektroschrott

22.08.2006

Testsieger beim Recycling von Kunststoff aus Elektroschrott ist ein Verfahren des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising. In einem weltweiten Vergleich der britischen Non-Profit-Organisation WRAP (The Waste and Resources Action Programme) für nachhaltiges Wirtschaften schnitt das Verfahren sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht am besten ab.

Alein in Deutschland fallen jährlich zwei Millionen Tonnen Elektroschrott an. Ein Fünftel des Elektroschrotts sind Kunststoffe. Doch bisher werden nur 5.000 von 400.000 Tonnen Kunststoff wiederverwertet. Die europäische Elektro- und Elektronikschrott-Richtlinie WEEE (Waste Electrical and Electronic Equipment) sieht jedoch einen Anteil von 75 Prozent vor. Das patent- und markenrechtlich geschützte "CreaSolv®-Verfahren" vom IVV erreicht sogar eine Recyclingquote von 95 Prozent. Entwickelt wurde es zusammen mit der CreaCycle GmbH in Grevenbroich.

Im Elektroschrott ist eine bunte Mischung unterschiedlicher Kunststoffe enthalten. Das erschwert die Wiederverwertung. Die Kunststoffe sind zudem meist mit Schwermetallen oder bromhaltigen Flammschutzmitteln verunreinigt. Diese Schadstoffe konnten mit bisheriger Technik nicht abgetrennt werden. Hinzu kommen Füllstoffe, Stabilisatoren oder Farben, die beim Herstellen der Geräte zwar hilfreich sind, beim Recycling aber ein Problem darstellen. Mit dem neuen Fraunhofer-Verfahren lassen sich nun erstmals selbst stark schadstoffbelastete oder verschmutzte Kunststoffe wiederverwerten. Die so gewonnenen Rezyklate erreichen in allen anwendungsrelevanten Bereichen die Eigenschaften neuwertiger Kunststoffe.

Dr. Andreas Mäurer, Abteilungsleiter Kunststoffrecycling am IVV, erklärt die Arbeitsschritte: "Zuerst werden die Geräte in einer riesigen Mühle zerkleinert, dann Metalle und Platinen aussortiert. Übrig bleibt ein Gemisch aus klein geschnipselten Kunststoffen, Fasern, Holz, Schaumstoffen, in der Fachsprache Schredderleichtfraktionen. Ein besonders umweltfreundliches Lösungsmittel - es ist nicht als Gefahrstoff kennzeichnungspflichtig - entfernt die wieder verwertbaren Polymere aus dem Schrott-Mix. Unlösbare Fremd- und Schadstoffe werden abgeschieden. Sogar diese Stoffe finden in der chemischen Industrie ihren Markt.".

Auch in einem weiteren Projekt mit dem österreichischen Kompetenzzentrum Elektronik & Umwelt GmbH KERP in Wien, bewies das IVV, dass auch stark verschmutzte Shredderleichtfraktionen aufbereitet werden können. Mit dem "CreaSolv®-Verfahren" kann die Elektro- und Entsorgungsindustrie jetzt Rezyklate herstellen, die der europäischen "RoHS-Richtlinie" entsprechen: Seit 1. Juli 2006 sind in neuen Elektro- und Elektronikgeräten Schadstoffe wie Blei, Quecksilber, Cadmium, sechswertiges Chrom, polybromierte Biphenyle (PBB) oder polybromierte Diphenylether (PBDE) verboten.

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