"Who Offers What?" Chemische Industrie im Internet

Eine Analyse der Internet-Auftritte führender internationaler Chemie-Unternehmen deckt systematische Schwächen auf.

26.09.2007

Seit Jahren entwickelt sich die chemische Industrie nicht nur in Deutschland, son­dern weltweit überdurchschnittlich gut. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist die konse­quen­­te Internationalisie­rung der Unternehmen, bei der das Inter­net eine zunehmend wichtige Rolle einnimmt. Allerdings wusste man bislang nur sehr wenig darüber, wie sich Chemie-Unternehmen im globalen Netz präsentieren. Die Stuttgarter Unter­neh­mens­beratung dr. sonje webconsult hat im Rah­men einer durchgeführten Studie ("Who Offers What?") das In­formations- und Kommunika­tions­an­gebot von zehn führenden internationalen Unternehmen der chemi­schen Industrie untersucht. Die Ergebnisse weisen klare Unterschiede zwischen den untersuchten Unter­nehmen aus.

Komplexe Anforderungen und heterogene Angebote

Die Unternehmenskommunikation internationaler Chemieunternehmen wendet sich an sehr unterschiedliche Zielgruppen. Neben Investoren, Journalisten, Jobbewerbern und einer interessierten Öffentlichkeit müssen auch die Informations- und Kommunikationserwartungen von Handelspartnern aus z.T. sehr unterschiedlichen Bran­chen berücksichtigt werden. Dementsprechend zeichnet sich die globale Internet-Präsenz aller untersuchten Unternehmen durch einen sehr hohen Grad an Komplexität aus. Zumeist resultiert daraus auch ein sehr hoher Grad an inhaltlicher Heterogenität der untersuchten Angebote. Derart komplexe Anforderungen unter einen Hut zu bringen, erfordert eine umfassende globale Kommunikationsstrategie.

Oft uneindeutige Kommunikationsstrategien

Im Rahmen der Studie wurden die Bereiche Homepage, Company Information, Media Relations, Customer Relations, Investor Relations und Career untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass die untersuchten Unter­neh­men die Herausforderungen in unterschiedlicher Weise meistern. Dr. Deziderio Sonje, der Leiter der Unter­su­chung, erkennt klare Unterschiede zwischen den Unternehmen. "Ein Teil der Unternehmen setzt konsequent auf Spitzenleistungen und bietet allen Zielgruppen ein überdurchschnittlich gutes Informations- und Kommuni­ka­tionsangebot an. Ein weiterer Teil setzt gezielt inhaltliche Schwer­punk­te in einzelnen Bereichen und die dritte Gruppe schneidet in allen Bereichen unterdurchschnittlich ab."

Für Dr. Sonje lassen die Ergebnisse durchaus Rückschlüsse zu, ob eine umfassende Strategie vorhanden ist und wenn ja, inwieweit das Kommunikations-Controlling die Umsetzung der Strategie gewährleistet. Zur ersten Gruppe der Unternehmen zählen insbesondere die deutsche BASF und die niederländische DSM. Beide bieten jeder Zielgruppe ein differenziertes, sehr umfassendes und aktuelles Internet-Angebot an.

Zur Gruppe der Unternehmen, die in einzelnen Bereichen klare strategische Prioritäten setzen, gehören bei­spielsweise Clariant (Schweiz) und DOW (USA). Diese bieten in einzelnen Bereichen ein gutes bis über­durch­schnittlich gutes Informationsangebot.

Zur dritten Gruppe gehören Unternehmen, bei denen man vermuten kann, dass sie die strategische Bedeutung des Internets nicht erkennen oder bewusst ausblenden. Diese Unter­neh­men setzen in keinem einzigen Bereich klare inhaltliche Prioritäten. Zumeist schneiden diese Angebote in jedem Bereich unterdurchschnittlich ab. Hierzu zählen die französische Rhodia und die US-amerikanische Chemtura.

Europäische Internet-Angebote liegen vorn

Nach Ansicht von Dr. Deziderio Sonje zeigt die Studie vor allem zwei Dinge: Die Internationalisierung hat dazu beigetragen, dass der früher bestehende Qualitätsvorsprung US-amerikani­scher Internet-Angebote inzwischen nicht mehr existiert. In der durchgeführten Untersuchung setzen die Angebote europäischer Unternehmen die Maßstäbe.

Kommunikations-Controlling steckt noch in den Kinderschuhen

Die zweite zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass das internationale Kommunikations­controlling der Unter­neh­men noch in den Kinderschuhen steckt. "Uns hat nicht die Komplexität der untersuchten Angebote über­rascht, jedoch deren Heterogenität", erklärt Dr. Sonje. So würden oft gleiche oder sehr ähnliche Kommunikationsinhalte immer wieder von Neuem kommuniziert. Die Vernetzung und Koordination des Angebots einzelner Unterneh­mens­bereiche ist sehr gering. Dies ist ein Indi­kator dafür, dass jede Organisationseinheit ihre Kommunikations­inhalte mehr oder weniger ei­gen­­ständig ins glo­bale Netz stellt, ohne dass ein systematischer Abgleich der Infor­mations-, Kommunikations- und Service­inhalte stattfindet. Nur so lässt sich die Existenz von Parallelangeboten und Brüchen in der Um­setzung des Corporate Designs und der Navigationsstruktur erklären. Dr. Sonje vermisst hier "ein inter­natio­na­les Kommunikations­controlling, das nicht die notwendige kulturelle Vielfalt und branchen­spe­zifischen Anfor­de­run­gen nivelliert, son­dern die Unübersichtlichkeit und die Schwächen bei der Informations­quali­tät und der Hand­ha­bung der Angebote systematisch in Grenzen hält."

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