Wirtschaftsprognosen 2008: Gedämpfte Erwartungen

07.01.2008

Die deutsche Wirtschaft kann unter Wachstumsaspekten auf ein gutes Jahr 2007 zurückblicken. Dies gilt auch für die chemische Industrie. Das gesamtwirtschaftliche Produktionsplus dürfte nach bisher vorliegenden Daten bei 2,5 bis 2,6 Prozent gelegen haben, das Chemie-Wachstum bei etwa 4,5 Prozent. Für das laufende Jahr sind sich die Wirtschaftsforscher - und zwar unisono - einig: Zwar wird sich die Aufwärtsentwicklung auch 2008 fortsetzen, jedoch werden die Wachstumsraten deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Mehr noch: Die aktuellen Prognosen (Dezember 2007) liegen zum Teil deutlich niedriger als diejenigen vom Oktober oder November.

Sagten die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsprognose vom Oktober noch ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von 2,2 Prozent voraus, liegen die neuen Prognosen des Instituts für Weltwirtschaft (Kiel), der OECD, des ifo-Instituts (München) und des RWI (Essen) inzwischen in einer Marge von 1,9 bis 1,7 Prozent. Und auch für 2009 deutet sich eine weitere Wachstumsverlangsamung an. So rechnet das Kieler Institut für 2009 mit einem Wachstum von 1,6 Prozent, das Münchner ifo-Institut sogar nur noch mit 1,5 Prozent.

"Dem Aufschwung geht die Luft aus", titelte kürzlich eine große deutsche Tageszeitung und vermeldete eine "deutliche Verlangsamung des Wachstums". Als Träger des Konjunkturaufschwungs dürfte auch die Industrie (in der Abgrenzung "verarbeitendes Gewerbe") Federn lassen. So hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seine Prognose für das Produktionswachstum des verarbeitenden Gewerbes von 6,0 Prozent im Jahr 2007 auf 3,1 Prozent in diesem Jahr reduziert.

Dass die Prognosen einvernehmlich zurückgenommen wurden und nun verhaltener ausfallen, kann kaum verwundern. Die Risiken für die konjunkturelle Entwicklung sind offensichtlich: Da ist zunächst der Euro-Kurs, der inzwischen die 1,40 Dollar-Schwelle überschritten hat und die Marke von 1,50 Dollar schon fast erreicht hatte. Da ist ferner der Ölpreis, der nahe an die 100 Dollar je Barrel herangekommen war. Da ist insbesondere die US-Immobilienkrise, die massiv auf die Kreditmärkte ausstrahlt. Offen ist, in welchem Umfang sie auf die Realwirtschaft durchschlagen wird. Steigende Unsicherheit macht sich breit.

Dem abgeschwächten Wachstumstrend kann sich die chemische Industrie als Vorlieferant wichtiger Abnehmerbranchen und als bedeutender Hersteller von Konsumartikeln nicht entziehen. Zwar reagieren nicht alle Bereiche der chemischen Industrie sensibel auf die konjunkturellen Wechsellagen. Jedoch lässt das gesamtwirtschaftliche Szenario nur den Schluss zu, dass auch das Wachstum der chemischen Industrie im laufenden Jahr an Kraft einbüßen wird. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet für 2008 mit einer Wachstumsabschwächung auf 2,5 Prozent nach 4,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Diese Tendenz wird auch durch die Branchenprognosen des DIW und des Wirtschaftsforschungsinstituts FERI untermauert, die ebenfalls von einer signifikanten Wachstumsabschwächung ausgehen. Wohlgemerkt: Ein Rezessionsszenario ist dies nicht, aber ein eindeutiges Szenario abnehmender Wachstumsraten.

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