Materialforschungszentrum ICAMS an der Ruhr-Universität offiziell eröffnet

Materialforschungszentrum nimmt seine Arbeit auf

10.06.2008

Mit Feierstunde und Podiumsdiskussion wurde das Materialforschungszentrum ICAMS (Interdisciplinary Centre for Advanced Materials Simulation) an der Ruhr-Universität offiziell eröffnet. "Für uns als Stahlhersteller in Nordrhein-Westfalen ist die Eröffnung dieses Instituts ein wegweisendes Ereignis", sagte Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp Steel AG und Mitglied des Vorstandes der ThyssenKrupp AG. ThyssenKrupp hat die Federführung in einem Industriekonsortium (dem noch Bayer MaterialScience und Bayer Technology Services, Salzgitter Mannesmann Forschung und Bosch angehören), das die Hälfte der 24 Mio. Euro Anschubfinazierung für ICAMS aufbringt. Die andere Hälfte kommt vom Land Nordrhein-Westfalen. ICAMS wird mittels Computersimulation skalenübergreifend neue Werkstoffe entwickeln - ein Ansatz, der die bisher getrennten Welten der Natur- und Ingenieurwissenschaften erstmals vereinigt.

Innovative Produkte sind ohne neue Materialien und Werkstoffe mit maßgeschneiderten Eigenschaften kaum denkbar: So braucht die Automobilindustrie für die Entwicklung sparsamer und sicherer Modelle hochfeste Stähle für leichtere Bauweisen. Ein Problem bei der Beschreibung realer Werkstoffe ist die hohe räumliche und chemische Komplexität dieser Strukturen auf verschiedensten Längen-, Zeit- und Energieskalen. Noch betrachtet man Bauteile meist als homogene Einheiten. Will man aber wissen, was bei mechanischen Belastungen im Werkstoff vorgeht, muss man die Mikrostruktur berücksichtigen, den Aufbau aus einzelnen Atomen, aus Kristalliten und deren Grenzflächen und Defekte. Simulationen ermöglichen es, neue Werkstoffe zu entwickeln und die Eigenschaften neuer metallischer Legierungen, Keramiken, Gläser oder Kunststoffe realistisch vorherzusagen und besser zu verstehen.

Während früher atomistische Überlegungen eher in den Naturwissenschaften angesiedelt und Ingenieurwissenschaftler mehr an makroskopischen Eigenschaften interessiert waren (ab 0,1 mm), werden beide Gruppen in ICAMS skalenübergreifend zusammenarbeiten. Schwerpunkte von ICAMS werden sein: 1. die Eigenschaften von Grenzflächen und die Schichthaftung, 2. Vorgänge, die im Material bei starken Umformungen stattfinden, etwa beim Pressen oder Walzen von Metall, und 3. der Einfluss von Legierungselementen auf die Eigenschaften von Stahl. Die drei ICAMS-Stiftungsprofessoren, Prof. Dr. Ralf Drautz, Prof. Dr. Alexander Hartmaier, Prof. Dr. Ingo Steinbach, und ihre Teams arbeiten außerdem zusammen mit experimentellen Einrichtungen anderer Lehrstühle der RUB und Forschern aus den Fakultäten für Chemie, Mathematik, Maschinenbau und Physik.

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