Deutsche Chemie ist robuster und wettbewerbsfähiger geworden

Langfristiges Wachstumspotenzial bei drei Prozent - Emissionshandel größtes Problem für die Branche

07.07.2008

Die chemische Industrie in Deutschland hat sich in den letzten Jahren klare Vorteile im weltweiten Wettbewerb erarbeitet, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vor der Presse in Frankfurt. Seit Beginn des Konjunkturaufschwungs im Jahr 2003 sei die deutsche Chemie mit über 4 Prozent im Jahresdurchschnitt deutlich dynamischer gewachsen als die Branche in den USA, Japan oder den restlichen Mitgliedstaaten der EU. Dort habe die jährliche Wachstumsrate der Chemie von 2003 bis 2007 im Mittel nur bei 2,6 Prozent gelegen.

"Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die deutsche Chemie robuster geworden ist, robuster als sie es früher unter ähnlich schwierigen Bedingungen war", stellte VCI-Präsident Prof. Dr. Ulrich Lehner fest. Viele deutsche Chemieunternehmen hätten ihre Verfahren, Strukturen und internen Prozesse in den letzten Jahren so optimiert, dass die Produktionskosten an den Standorten erheblich gesunken seien. Die Ertragskraft habe dadurch deutlich zugenommen. Lehner sieht die deutsche Chemie daher auch langfristig gut gewappnet, um weiteres Wachstum zu schaffen: "Wir sind heute deutlich besser aufgestellt als in den 90er Jahren. Deshalb trauen wir uns zu, die Produktion in der deutschen Chemieindustrie bis zum Jahr 2020 um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr zu steigern. Dafür müssen aber auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Die bisherige Reformpolitik der Bundesregierung muss dringend fortgesetzt und weiterentwickelt werden."

Eine der großen Stärken der deutschen Chemie ist das Exportgeschäft, so der VCI. Die Exportquote der Branche liegt inzwischen bei rund 75 Prozent. Mittel- und Osteuropa haben als Absatzmärkte für die deutsche Chemie erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Branche profitiere dabei sichtlich von der Nähe zu den neuen Mitgliedstaaten der EU und ihrer rapide steigenden Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen. Im letzten Jahr machten die Ausfuhren nach Mittel- und Osteuropa bereits mehr als 12 Prozent der gesamten deutschen Chemieexporte aus. Das waren umgerechnet über 16 Milliarden Euro.

Wichtigster Faktor für einen nachhaltigen Erfolg auf den Weltmärkten blieben jedoch innovative Produkte, stellte der VCI-Präsident fest. Die Unternehmen hätten deshalb die Forschungsetats kräftig aufgestockt. Dies gelte besonders für die Pharmasparte. In den letzten zehn Jahren sind die Forschungsausgaben der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland um gut 2,5 Milliarden Euro auf zuletzt 9,5 Milliarden Euro gestiegen.

Die größte Bedrohung für das langfristige Wachstumsszenario von drei Prozent bis 2020 sieht VCI-Präsident Lehner zurzeit in den Plänen der EU-Kommission für den Emissionshandel. "Da rollt eine riesige Kostenlawine auf die chemische Industrie zu. Die Belastungen aus dem Emissionshandel werden bereits 2013 allein für die deutschen Firmen über 1 Milliarde Euro betragen und bis 2020 auf fast 2 Milliarden Euro pro Jahr steigen", sagte Lehner.

Dabei stellte der VCI-Präsident klar, dass die chemische Industrie ein Schlüssel für erfolgreichen Klimaschutz sei. Bereits heute trage eine breite Produktpalette dazu bei, Energie in den eigenen Werken, in anderen Industriezweigen und beim Verbraucher effizienter zu verwenden und Treibhausgase zu vermeiden. "Viele dieser Produkte sparen dabei über den Zeitraum ihres Einsatzes deutlich mehr Energie ein als für ihre Herstellung gebraucht wurde", betonte VCI-Präsident Lehner. Umso unverständlicher sei es, dass die Europäische Kommission die Branche so gravierend belasten wolle: Dadurch hätten die Wettbewerber in Asien oder den USA eindeutige Kostenvorteile. "Das hat zur Folge, dass die Produktion in Deutschland und Europa weniger rentabel wird und Investitionen in anderen Teilen der Welt stattfinden. Wir appellieren deshalb dringend an die politisch Verantwortlichen, die Industrie beim Emissionshandel nicht zu überfordern."

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