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Damaszener Stahl



 

Der Begriff Damaszener Stahl oder Damast (von arabisch دمشق dimašq, Name der Stadt Damaskus, der Hauptstadt Syriens) bezeichnet einen Werkstoff aus einer oder mehrerer Eisen/Stahlsorten, der im polierten oder geätztem Zustand eine klare Struktur aus mehreren, sich abwechselnden Bereichen aus hartem und weichem Material erkennen lässt. Damaszenerstahl verbindet die guten Eigenschaften von weichem sowie von hartem Eisen bzw. Stahl, d.h. er ist gleichsam flexibel und schnitthaltig. Genau genommen bezeichnet Damaszenerstahl nur den im orientalisch-arabischen Raum im Tiegelschmelzverfahren hergestellten Stahl. Der Begriff findet allerdings auch häufige Verwendung für den Verbundstahl, wie er hauptsächlich in Europa hergestellt wurde und wird. Eine Unterscheidung ist somit nicht möglich. Die Bedeutung des Damaststahles bestand im Altertum vor allem in der Benutzung des Materials zur Waffenherstellung, hauptsächlich für Blankwaffen. Man könnte sogar sagen, dass dieser Werkstoff nur für die Herstellung von Blankwaffen „erfunden“ wurde.

Inhaltsverzeichnis

Das Ausgangsmaterial

Eisen und Stahl

Das Ausgangsmaterial zur Herstellung von Damaststahl ist Eisen bzw. Stahl. Eisen bezeichnet das chemische Element und ist Hauptbestandteil von Stahl. Stahl bezeichnet eine Legierung von Eisen mit Kohlenstoff wobei der Kohlenstoffgehalt des Eisens nicht mehr als 2,06% Masseanteil haben darf. Stahl ist aufgrund seines geringen Kohlenstoffgehaltes und seiner Reinheit gut verformbar bzw. schmiedbar.

Eine Unterscheidung zwischen Eisen und Stahl findet erst seit der Neuzeit statt. In früheren Zeiten war es nur wichtig schmiedbares Material zu erzeugen. Aus diesem Grunde und zu Gunsten der Vereinfachung finden im Verlauf dieses Textes beide Begriffe gleichermaßen Verwendung, eine Unterscheidung findet nicht statt!

Herstellung des Ausgangsmateriales

Im Altertum wurde schmiedbares Material in Lehmöfen (Rennöfen) erzeugt. Das im Ofen aufgeschichtete Eisenerz (Raseneisenstein) wurde mit Hilfe von Holzkohle auf sehr hohe Temperaturen (um die 1300°C) gebracht, wodurch das Gestein aufschmolz und als Schlacke ablief. Die so erzeugte (zurückgebliebene) Luppe war inhomogen, konnte aber direkt durch Schmieden weiterverarbeitet werden. Erst ab dem Mittelalter gab es Hochöfen, die flüssiges Roheisen erzeugen konnten.

Bronze und Eisen

Einfaches Eisen ist sehr weich und kaum besser zur Waffenproduktion geeignet als die vor der Eisenzeit gebräuchliche Bronze. Zudem rostet es schnell. Eisen verdrängte trotzdem relativ schnell die Bronze, da es viel einfacher zu beschaffen und damit „billiger“ war. Auch wurde die Rohstoffbeschaffung zur Herstellung von Bronze zunehmend schwieriger.

Härtbarkeit

Eine der wichtigsten Eigenschaften von Eisen, die auch seine spätere Überlegenheit gegenüber der Bronze ausmacht, ist seine Härtbarkeit. Vermutlich wurde das Härten von Eisen schon recht früh entdeckt, indem man einfach das glühende Eisen im Wasser ablöschte. Das so abgeschreckte Eisen war härter als ein Eisen, das man einfach an der Luft abkühlen ließ. Wie lange es gedauert hat, bis dieser Härteprozess bewusst und gezielt angewendet wurde, ist jedoch unklar.

Es gibt viele moderne Methoden Eisen zu härten, der Härtevorgang im Altertum beschränkte sich dagegen auf das Abschrecken des glühenden Eisens in kaltem Wasser. Beim Härten bilden sich mikrokristalline Strukturen der Kohlenstoffverbindungen im Metallgitter, die eine hohe Festigkeit und Härte besitzen. Erst Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt von mehr als 0,2% ist härtbar. Mit Erhöhung des Kohlenstoffgehaltes tritt auch eine Erhöhung des Härtegrades ein, das Eisen wird damit allerdings auch spröder.

Nicht nur der Kohlenstoffanteil im Eisen bestimmt seine Eigenschaften, auch andere Spurenelemente wie z.B. Phosphor (für die Härte), Mangan (macht Eisen zäh, zugfest) oder Silizium (macht Eisen flexibel) spielen hierbei eine Rolle.

Dessen ungeachtet praktizierten die Schmiedemeister im Altertum. Sie konnten sich nur auf ihre Erfahrung verlassen, die chemischen Zusammenhänge wurden erst in unserer Zeit aufgedeckt. Die damaligen Schmiede konnten eigentlich nur den Kohlenstoffgehalt beeinflussen, Schlacken aus dem Metall entfernen und eine Homogenisierung des Eisens bewirken. Die weiteren chemischen Zusammensetzungen des Rohmaterials bestimmte die Natur bzw. der Herkunftsort des Eisenerzes.

Das Problem mit dem Schwert

Aus den Eigenschaften des gehärteten Eisens entspringt auch das Problem bei der Herstellung von Blankwaffen, beispielsweise der eines Schwertes. Ein Schwert musste aufgrund seines […] Einsatzzweckes hohen Belastungen Stand halten, leicht sein und dabei scharf bleiben, nicht brechen oder verbiegen - das Leben des Trägers konnte davon abhängen.

Mit sehr hartem Stahl bekommt man zwar eine Klinge die sehr lange scharf bleibt und sich nicht verbiegt, dabei aber sehr leicht bricht. Mit sehr weichem Stahl bekommt man eine Klinge die nicht bricht, dafür aber nicht scharf bleibt und sich leicht verbiegt.

Ein Schwert aus weichem Stahl war trotzdem einem aus hartem Stahl vorzuziehen. Ein verbogenes Schwert kann man wieder gerade biegen, ein stumpfes schärfen, aber ein gebrochenes -auch wenn es noch so scharf ist- nur wegwerfen.

Es wurde wohl schon sehr früh nach Wegen gesucht, einen Werkstoff herzustellen, der die guten Eigenschaften von weichem und hartem Stahl besitzt, also fest und schnitthaltig, dabei aber auch flexibel und bruchsicher ist.

Der „echte“ Damast

Herkunft

Der Name Damast ist abgeleitet von der Stadt Damaskus, der Hauptstadt Syriens. Fälschlicherweise bringt man den vermutlich in Indien, später auch im ganzen orientalisch-arabischen Raum hergestellten Stahl mit Damaskus in Verbindung. Wahrscheinlich wurden Waffen aus diesem Material einfach vermehrt in Damaskus gehandelt, die Stadt war schließlich seit dem Mittelalter eine große Handelsmetropole. Man kann davon ausgehen, dass sich der Begriff Damast, für den Stahl dieser orientalischen Waffen, schon seit dem Mittelalter etabliert hat.

Qualität

Der orientalische Damast wird sehr gerne als legendär und den mittelalterlichen europäischen Schwertern weit überlegen bezeichnet. Dies stammt aber aus dem Reich der Legenden. Auch bei den orientalischen Stählen gab es große Qualitätsunterschiede. Dennoch gibt es Schwerter in hervorragender Qualität, die eine hervorragende Schnitthaltigkeit und Bruchfestigkeit aufweisen und einen hohen künstlerischen Wert haben.

Herstellung

Gefestigte Beweise für die Herstellung dieses Stahles gibt es erst seit dem späten Mittelalter. Berichte über frühere Klingen aus Damast haben keine wissenschaftliche Grundlage.[1] Bei diesem Stahl sind es wellenförmig angeordnete Martensitpartikel im Gefüge, die die hervorragenden Eigenschaften bestimmen, was bereits bei der Raffination des Eisens erreicht wird und nicht durch das Verschmieden mehrerer Stahlsorten. Man kann also hier nicht von Damastschmiedetechnik sprechen. Dieser im Tiegelschmelzverfahren hergestellte Rohstahl wird als Wootz bezeichnet.

Auch bei diesen Schwertern entsteht durch Polieren oder Ätzen ein wunderschönes wellenförmiges Muster auf der Klinge. Derartige Schwerter wurden noch ca. bis Ende des 18.Jh. hergestellt, die Herstellung dieses Stahles ist seitdem in Vergessenheit geraten. Es gibt mehrere Vermutungen zur Herstellung, diese beziehen sich auf bestimmte Zusätze an pflanzlichem Material oder auch auf gewisse Inhaltsstoffe des Rohmaterials.

Forschung

2006 wurde durch elektronenmikroskopische Untersuchungen an der Technischen Universität Dresden in einem Damaszener Schwert aus dem 17. Jahrhundert Nanoröhren von bis zu 50 nm Länge und 10 bis 20 nm Durchmesser aus Kohlenstoffatomen gefunden, die auf ein noch unbekanntes metallurgisches Verfahren hinweisen. Spekulationen gehen dahin, dass beispielsweise Holz oder Blätter der Schmelze unter Verwendung besonderer indischer Eisenerze als Katalysatoren zugesetzt wurden. [2]

Wootz

  Das Ausgangsmaterial, der so genannte Wootz-Barren, besteht aus sehr reinem Eisen, ca. 1,5 % Kohlenstoff und winzigen Spuren von Verunreinigungen aus Vanadium, Molybdän, Chrom, Niob oder Mangan. Das Material wird geschmolzen und anschließend langsam abgekühlt. Dabei bilden sich langsam Austenitkristalle. Sie haben eine längliche, tannenbaumähnliche Form und schieben sich immer weiter in die Schmelze. Die Verunreinigungen passen nicht ins Kristallgitter und werden in die Zwischenräume gedrängt.

Kühlt das Material weiter ab und unterschreitet die Austenit-Untergrenztemperatur, bilden sich Zementitpartikel, die zufällig verteilt sind. Wird der Stahl nun geschmiedet, verflüchtigen sich die Zementitteilchen wieder, außer in dem Grenzbereich zwischen den Austenit-Kristallen, wo sich die Fremdstoffe angesammelt haben. Der Stahl wird jetzt jedes Mal bis in den Temperaturbereich erhitzt, in dem neue Zementitpartikel entstehen. Anschließend wird der Stahl geschmiedet. So entstehen nach und nach die Zementitlinien. Um sie sichtbar zu machen, muss die Oberfläche noch geätzt werden.

Durch die zunehmende Reinheit und Reproduzierbarkeit von Monostählen wurde der Damast in jüngerer Zeit eher auf seine dekorative Wirkung reduziert. Einige Kenner und Spezialisten sind jedoch immer noch der Meinung, dass die feuergeschmiedete Verbundstahlklinge die edlere und letztendlich auch die handwerklich bessere Variante ist. Außerdem sind diese handwerklichen Glanzstücke absolute Unikate und zeigen einen „lebendigen“ Stahl.

Der europäische Damast

Unterschiede zum orientalischen Damast

Europäischer Damast unterscheidet sich grundlegend von dem Orientalischen. Bei diesem ist es nicht das Rohmaterial, nach der Verhüttung des Eisens, welches die Qualität und Eigenschaften bestimmt, sondern die schmiedetechnische Verbindung weicher und harter Eisensorten im Feuerverschweißverfahren.

Geschichte und Entwicklung

Es gibt verschiedene Theorien zur Entwicklung des Damaststahles in Europa. Eine davon ist, dass der europäische Damast ein Versuch war, die orientalische Kunst zu kopieren. Dies ist aber recht unwahrscheinlich, da erste derartig damaszierte Klingen bereits seit der Latènezeit in Europa zu finden sind. Eine weitere Theorie ist, dass der Stahl einfach irgendwann von einem oder mehreren Schmieden erfunden wurde. Dieses ist eher nahe liegend. Auch möglich ist, dass man mit der Zeit erkannte, dass Schwerter, die man aus alten Dingen zusammenschmiedete (Eisen war schließlich ein teurer Rohstoff), viel haltbarer waren. Die Klingen waren fester, flexibler und schnitthaltiger als jene, die aus einem „frischen“ Stück Eisen gefertigt wurden. Die verschiedenen Alteisensorten mit ihrem unterschiedlichen Kohlenstoffgehalt waren dafür verantwortlich.

Solchen „zufälligen Damast“ findet man beispielsweise auch bei antiken und mittelalterlichen Arbeitsgeräten, was schon mal zur Verwunderung führen kann. Auch hier wurden neue Dinge einfach unter Verwendung von Alteisen geschmiedet und nicht unbedingt die "Schwerter zu Pflugscharen".

  Damaststrukturen lassen sich in manchen Fällen an Bodenfunden erkennen, da die weicheren Schichten des Stahles schneller verwittern als die harten, wodurch die Struktur des Stahles zum Vorschein kommt.

  Schon in der Hallstattzeit finden sich Schwerter aus sog. wildem Damast.[3] Es ist bei diesen noch keine gleichmäßige Struktur erkennbar. Aus diesem Grund wird vermutet, dass dieser Damast eher unbewusst (aus alten Dingen) hergestellt wurde. Es gibt allerdings etwas spätere Belegstücke die sehr wohl eine gleichmäßige Struktur aufweisen, ja sogar aus mehreren Strängen zusammengeschmiedet wurden. Man kann hier also zumindest von einer bewussten Entwicklung sprechen. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt in der Latènezeit mit den weltberühmten Knollenknaufschwertern der Kelten – die ohne Zweifel bewusst aus Damaststahl gefertigt wurden und eine herausragende handwerkliche Leistung darstellen. [4]

Die Schwerter der Kelten gelten trotzdem allgemein als qualitativ schlecht, was sich durch römische Berichte stützt: „Die keltischen Krieger mussten sich des Öfteren aus dem Schlachtgetümmel hinter ihre Reihen zurückziehen um ihre Schwerter mit dem Fuß wieder gerade zu biegen.“ heißt es in einer römischen Überlieferung. Dies ist allerdings kein Paradoxum sondern vollkommen verständlich, es ist nun mal nicht möglich ein ganzes Heer -evtl. auch in schnellster Zeit- mit Waffen von höchster Qualität auszustatten. Hoch qualitative Schwerter waren wohl den etwas höher gestellten Herren mit besserem Geldbeutel vorbehalten.

Ob die Anfänge bei der Kultur der Kelten zu finden sind, ist nicht bekannt. Es ist möglich, dass die Technologie von anderen Völkern, wie beispielsweise den Skythen, übernommen wurde, jedoch führten sie die Kelten erst zur Perfektion.

In der Römischen Kaiserzeit fand neben gefaltetem Monostahl (aus einer einzigen Stahlsorte hergestellt) ebenfalls Damaststahl Verwendung, allerdings sind Funde aus dieser Zeit rar. Auch nach der Zeit der Kelten und Römer wurde Damaststahl für die Herstellung von Blankwaffen verwendet und werterentwickelt.

Die Germanen (oft werden in diesem Zusammenhang die Merowinger genannt) schufen zur Zeit der Völkerwanderung hervorragende Waffen mit äußerst kunstvollen Damastarbeiten, die zudem aufwendig differentiell gehärtet wurden.[5]

Hier stand erstmals nicht nur die Funktionalität im Vordergrund, sondern auch die künstlerische Umsetzung - wobei natürlich eine kunstvolle Klinge auch eine hohe Funktionalität versprach. Viele Schwerter trugen sogar Namen und waren absolut kulturelle Objekte. Die Damaststrukturen wurden damals wahrscheinlich mit einem ähnlichen Polierverfahren zum Vorschein gebracht, wie es heute noch bei Japanischen Samuraischwertern angewandt wird. Dabei wird mit Hilfe von Schleifsteinen eine so ebene Oberfläche auf der Klinge erzeugt, dass man sozusagen in die „Seele des Stahls“ blicken kann, sprich die einzelnen Schichten des Damastes, aufgrund ihrer unterschiedlichen Farbgebung, zu sehen bekommt. Es ist aber auch vorstellbar, dass ein Ätzverfahren Verwendung fand, mit dem man einen ähnlichen Effekt erzielen kann.

Verwunderlich und hier Erwähnenswert ist, dass es Funde von germanischen Sachsklingen und spätrömischen Schwertern gibt, welche eine Struktur und Härtung aufweisen die einem japanischen Samuraischwert gleich kommt. Dies wurde herausgefunden, indem man ausgesuchte Klingen in Japan nach dem traditionellen Polierverfahren polieren ließ. [6] [7] Es wird weiterhin geforscht.

 

Die Entwicklung des Damaststahles ging so weit, dass im späten Mittelalter für die Herstellung von Blankwaffen fast ausschließlich Damast benutzt wurde. Neben Anderen ist Solingen seit dem Mittelalter eine Hochburg der Klingenproduktion. Gerade zur Zeit des 30 Jährigen Krieges wurden Schwerter aus Damaststahl als Massenprodukt gefertigt. Aus Solingen stammt zudem der berühmte, äußerst feine Türkische Damast. Erst mit der Verfügbarkeit von gutem, billigem Stahl zur Zeit der industriellen Revolution verlor der Damaststahl an Bedeutung.

 

Damast in Südostasien

Hauptsächlich in Indonesien und Malaysia wurde ebenfalls Damast durch das verbinden von hartem und weichem Eisen hergestellt. Dieser wurde vor allem für die Herstellung des sog. Kris (ein Dolch mit spitz zulaufender, meist wellenförmiger Klinge) verwendet. Eine Besonderheit hierbei ist, dass zur Herstellung dieses Stahls unter anderem Eisenmeteorite benutzt wurden. Dieses wurde in chemischen Analysen des Klingenmaterials herausgefunden, da Eisenmeteoriten das seltene Element Nickel enthalten.

Damast und das Samuraischwert

Samuraischwerter bestehen nicht aus Damaststahl im eigentlichen Sinne. Oft verwendete, unterschiedliche Klingenaufbauten mit z. B. eingelegtem, weicherem Stahl sowie die differentielle Härtung der Klinge haben nichts mit Damaststahl zu tun. Der Stahl zur Herstellung eines japanischen Schwertes wird zwar auch gefaltet, Grund dafür ist aber das Erreichen einer gewissen Homogenität (gleichmäßige Verteilung der chemischen Bestandteile im Stahl) und die Entfernung von Schlacke, was durch den hoch unreinen Rohstoff (Tamahagane) unerlässlich ist. Die Anzahl der Faltungen spielt hier kaum eine Rolle, der Erfahrung des Schmiedes ist es überlassen, zu bestimmen wann das Material „rein“ genug ist.

Würde man diese Verfahren auch als Damastschmiedetechnik bezeichnen, müsste man das Material nahezu jedes antiken, geschmiedete Objektes als Damast bezeichnen. Das aus einem Rennofen erzeugte, inhomogene Material (Luppe) konnte auch nur durch Falten zu einem brauchbaren Material weiterverarbeitet werden.

Die Herstellung der Japanischen Schwerter umfasst ein eigenes Thema und ist an anderer Stelle genauer beschrieben.

Verwendung bei Schusswaffen

Aus Damast (Feuerverschweißtem Verbund) wurden auch schon seit jeher Läufe von Schusswaffen hergestellt. Der Werkstoff bietet genau die Eigenschaften, die für Schusswaffen benötigt werden, er ist flexibel, zäh und fest. Frühe gegossene Läufe (u.a. bei Handbüchsen, Hakenbüchsen und Wallbüchsen zu finden) hatten ein höheres Gewicht und konnten durch den Druck beim Schuss bersten, was mit einer hohen Gefahr für den Schützen verbunden war. Bei Damastläufen war trotz geringeren Gewichts das Bersten fast ausgeschlossen.

Die Herstellung der Damastläufe geschah, indem man beispielsweise einzelne Eisendrähte über eine Stange wickelte und diese dann miteinander verschmiedete. Im Waffenmuseum Suhl ist ein sehr schönes Beispiel zu sehen, bei dem ein Band aus mehreren verdrehten Damaststahlsträngen um eine Stange zu einem Lauf geschmiedet wird.

Damaststahl Heute

 

Verwendung

Heutzutage erfreut sich Damaststahl wieder zunehmender Beliebtheit, vor allem zur Herstellung von Küchen- und Jagdmessern. Aber auch Gebrauchsgegenstände und Schmuck werden daraus hergestellt, letzteres aufgrund des ästhetischen Reizes der geätzten Oberfläche.

Bedeutung

Die Bedeutung dieses Stahls ist trotzdem nicht mehr sehr hoch, da es mittlerweile Monostähle (aus einer einzigen Stahlsorte hergestellt) gibt, die einem Damaststahl in nichts nachstehen. Zudem ist die Bruchgefahr bei einem kurzen Messer nicht so hoch wie bei einem langen Schwert, gute Schnitthaltigkeit, welche man auch mit einem Monostahl erreicht, zählt hier wesentlich mehr. Es gibt auch sehr große qualitative Unterschiede der Damaststähle der einzelnen Hersteller/Handwerker. Damast, ganz gleich welcher Qualität, verkauft sich gut.

Außerdem besteht bei Messern das Problem, dass sich die Schneide „sägeförmig“ abnutzen kann, d. h., dass sich die weichen Schichten im Verbund viel schneller abnutzen als die harten. Da beide Schichten auch die Schneide ausbilden, ist dieses Problem durchaus zu beachten. Dieses Problem haben z. B. Monostahlklingen oder Dreilagenstahl-Klingen nicht.

Herstellung

Handgeschmiedeter Damaststahl wird heute noch sehr ähnlich wie früher hergestellt.

Am Anfang werden mehrere Schichten, meist 3 bis 8, übereinandergelegt und im Schmiedefeuer geschweißt. Der Verbund wird anschließend längs oder quer getrennt, aufeinandergelegt und wieder verschmiedet (Falten). Die gesamte Prozedur wird mehrmals wiederholt.

Da sich nach jedem Aufeinanderlegen die Anzahl der Schichten verdoppelt, kommt man schon nach wenigen Wiederholungen auf Hunderte von Schichten. Die Hauptschwierigkeit beim Feuerschweißen besteht darin, dass das Material eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten darf, da sonst der Kohlenstoff verbrennt, und gleichzeitig das Material nicht zu stark verzundern (oxidieren) darf, weil es sich dann nicht mehr zusammenschmieden lässt. Da der Stahl vor dem Schmelzpunkt zu brennen anfängt (Oxidation), wird gegen Ende des Erhitzens Quarzsand oder Borax auf die zu schweißende Stelle gestreut. Dieser schmilzt zu einer flüssigen Glasschicht und schützt somit den Stahl vor dem Sauerstoff. Der richtige Zeitpunkt dafür ist, wenn die ersten Sterne (Funken) des verbrennenden Kohlenstoffs auftauchen. Es entsteht ein glasiger Schild, der die beiden zu schweißenden Teile umschließt. Dieser dient nicht nur als Schutz, sondern auch als Zeitüberbrückung, die es dem Schmied erlaubt, die Schweißteile zum Amboss zu tragen und sie dort mit einem präzisen Schlag zusammenzufügen.

Um schöne Muster auf der Oberfläche zu erhalten, kann der Stahl auch verdreht (Torsionsdamast) oder „unsymmetrisch“ weiterverarbeitet werden (wilder Damast). Nach dem Härten wird der Damaszener Stahl geätzt, um das Muster sichtbar zu machen, da die verschiedenen Schichten sich in Säure je nach Kohlenstoffanteil bzw. Legierung hell (Nickel) oder dunkel (Mangan) färben. Die Schneiden werden dann meist noch zum Schluss nachgehärtet. Heute wird für die Messerherstellung auch oft Kettendamast verwendet, das aus Motorradketten oder Motorsägenketten geschmiedet wird, was ein sehr schönes Muster ergibt.

Damasteel

Durch neuere Stahlherstellungsverfahren kann so genannter Damasteel hergestellt werden. Hierbei handelt es sich um einen vollkommen anderen Werkstoff als den klassischen Damaszener Stahl. Damasteel besteht aus rostträgem Stahl, der durch die Vermengung des Grundwerkstoffes mit Stahlspänen während des Fertigungsprozesses veredelt wird. Das Verfahren wurde erst 1993 entwickelt. Grund der Entwicklung war, dass sich die hochlegierten Stähle nicht feuerverschweißen lassen. Rostfreier Stahl ist ein hochlegierter Stahl, da er mehr als 10% Chrom enthalten muss, um nicht zu rosten.

Damaszierung

Damaszierung bezeichnet ein Ätzverfahren auf einer geschliffenen Metalloberfläche, wodurch das Muster eines Damaststahles nachempfunden werden soll. Es handelt sich dabei nicht um Damaszener Stahl. Solche Fälschungen sind optisch oft nicht von echtem Damaststahl zu unterscheiden. In der Heraldik versteht man unter einer Damaszierung das Verzieren von Wappenflächen mit pflanzenartigen Schnörkeln und Rankenmuster im Stile von Arabesken [8].


Siehe auch

Literatur

  • Manfred Sachse; Damaszener Stahl. Mythos. Geschichte. Technik. Anwendung Stahleisen-Verlag 1993, ISBN 978-3514005204

Quellen

  1. Archäologie Online - scotts_talisman_damastsalat_und_nanodraht
  2. M. Reibold, P. Paufler, A. A. Levin, W. Kochmann, N. Pätzke und D. C. Meyer: Materials: Carbon nanotubes in an ancient Damascus sabre. Nature 444, 286 (2006). (englisch)
  3. Archäologie Online – Esse Hammer Amboss
  4. Die keltischen Rapiere
  5. Referat Werkstoffe und Verfahrenstechnik
  6. Geheimnisse europäischer Schwertschmiedekunst enthüllt
  7. Archäologie online – Ein Fenster öffnen
  8. http://home.datacomm.ch/hofer.harri/html/body_damaszierung.html
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Damaszener_Stahl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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