IHPA: Chemische Zeitbombe in der Ukraine gefährdet 7 Millionen Menschen

Die "International HCH and Pesticides Association" fordert die EU zu sofortigem Handeln auf

25.09.2009 - Ukraine

Die Gesundheit von mindestens 7 Millionen Einwohnern in Moldawien und der Ukraine ist durch Vorkommen von Alt-Pestiziden ernsthaft gefährdet. Dies meldet die Vereinigung "International HCH and Pesticides Association" (IHPA). Der Organisation zufolge müsse die EU so schnell wie möglich handeln, um diese "größte chemische Zeitbombe Europas" zu entschärfen. Dies wurde zum Abschluss des 10. Forums zum Thema HCH & Pestiziden der IHPA in Tschechien gefordert.

Beim Kongress wurde bekannt gegeben, dass in der ehemaligen Fabrik von Kalush im Westen der Ukraine Bestände von mindestens 10.000 Tonnen überschüssigem Hexachlorobenzol (HCB) lagern. Es ist insbesondere der Standort entlang des Flusses Dniester, der die Situation höchst gefährlich macht. Eine einzige Überschwemmung, und die hohen Giftkonzentrationen würden den natürlichen Lebensraum von etwa 7 Millionen Menschen in der West-Ukraine und in Moldawien verpesten.

Insgesamt sind in Europa, Zentralasien und in der ehemaligen Sowjetunion Einwohnerzahlen im zweistelligen Millionenbereich von Pestiziden bedroht. Allein in der Ukraine gibt es 4.500 Lagerorte mit mehr als 30.000 Tonnen Alt-Pestiziden, eine Hinterlassenschaft aus der Sowjet-Zeit. Die Substanzen sind seit 2001 verboten. In der Regel ist ihre Verpackung nur fünf bis zehn Jahre haltbar. Sollte in dieser Zeit nichts unternommen werden, besteht die Gefahr, dass diese Substanzen im Boden versickern oder ins Wasser gelangen.

Gefährdet ist dabei in erster Linie die ländliche Bevölkerung, wie die IHPA berichtet. Der WHO zufolge wird im Jahre 2050 schätzungsweise jeder Zweite an Krebs sterben - infolge der Kontaminierung von Lebensmitteln, Wasser und Umwelt. Ein Großteil geht dabei auf das Konto von Pestiziden. Zudem drohen große finanzielle Einbußen. Allein der vergleichsweise kleine Nitrofen-Skandal (2002) in der ehemaligen DDR zog Kosten in Höhe von insgesamt 500 Mio. Euro nach sich.

Die IHPA schätzt die Kosten für eine Stabilisierung oder Vernichtung aller derzeitigen Bestände an überschüssigen Pestiziden auf 1 Mrd. Euro. In ihrer Abschlusserklärung appelliert die IHPA an die Europäische Kommission, dringend einen konkreten Aktionsplan ins Leben zu rufen, und zwar in enger Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten, den Nicht-EU-Ländern, für welche die Europäische Nachbarschaftspolitik gilt, und den jeweiligen Ländern Zentralasiens.

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