Merck erzielt profitables organisches Wachstum bei starkem Gegenwind durch Währungseffekte
Starke Umsätze bei Process Solutions und den Blockbustern Mavenclad und Erbitux, anhaltende Nachfrage nach Halbleitermaterialien
Merck wächst weiter organisch. Trotz andauernder geopolitischer Unsicherheiten stieg der Umsatz von Merck im 2. Quartal 2025 verglichen mit dem Vorjahresquartal organisch um 2,0 %. Das EBITDA pre wuchs organisch um 4,6 %. Im Unternehmensbereich Life Science erzielte Process Solutions erneut ein sehr starkes Quartal. Bei Healthcare legten die Umsatzerlöse der beiden Blockbuster-Medikamente Mavenclad und Erbitux sehr deutlich zu. Im Unternehmensbereich Electronics profitierte das Geschäft Semiconductor Materials erneut von der großen Nachfrage nach KI-Technologien.
Starke negative Währungseffekte, insbesondere durch die Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro, belasteten den Umsatz und das EBITDA pre. Aufgrund negativer Währungseffekte von 4,2 % sank der Umsatz von Merck verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 5,3 Mrd. €. Das entspricht einem Minus von 1,8 %. Das EBITDA pre ging um 3,1 % auf 1,5 Mrd. € zurück. Währungseffekte hatten einen Einfluss von –7,2 %. Die EBITDA-pre-Marge von 27,8 % lag daher 0,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Das Ergebnis je Aktie pre lag bei 2,02 €, im Vorjahresquartal waren es 2,20 €.
„Wir haben ein solides organisches Umsatz- und Ergebniswachstum erzielt“, sagte Belén Garijo, Vorsitzende der Geschäftsleitung und CEO von Merck. „Ja, die Währungseffekte sind spürbar. Aber unsere drei Unternehmensbereiche Life Science, Healthcare und Electronics machen uns als Konzern widerstandsfähiger gegen die geopolitischen, wirtschaftlichen und währungsbedingten Schwankungen, die Unternehmen weltweit erschüttern. Zudem unterstreicht die kürzlich vollzogene Übernahme von SpringWorks Therapeutics unsere Überzeugung: Spitzentechnologie – auch durch strategisch durchdachte Akquisitionen und Partnerschaften – ist der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum.“
Life Science beschleunigt organisches Wachstum
Process Solutions lieferte erneut ein starkes Quartal ab und war ein wesentlicher Wachstumstreiber für Life Science. Der Unternehmensbereich erzielte organisch ein Umsatzplus von 3,7 %. Währungseffekte reduzierten das Wachstum jedoch auf 0,4 %. Der Umsatz wuchs im 2. Quartal 2025 somit auf 2,3 Mrd. €. Das EBITDA pre stieg organisch um 3,7 %, was vor allem auf höhere Umsätze zurückzuführen war. Demgegenüber standen negative Wechselkurs- und Portfolioeffekte, die insgesamt zu einem Rückgang des EBITDA pre um 1,3 % auf 646 Mio. € führten.
Process Solutions steigerte den Umsatz organisch um 11,5 %. Die Geschäftseinheit bietet Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung. Es war das zweite Quartal mit zweistelligem Wachstum in Folge und das Quartal mit dem höchsten Umsatz bei Process Solutions seit zwei Jahren. Während der Covid-19-Pandemie hatten Kunden ihre Lagerbestände deutlich erhöht, was nach Ende der Pandemie zu einer geringeren Nachfrage führte. Die Auftragseingänge haben jedoch wieder sehr stark zugenommen; die Book-to-Bill-Ratio lag im 2. Quartal 2025 komfortabel über 1.
Die Geschäftseinheit Science & Lab Solutions bietet Produkte und Dienstleistungen für die pharmazeutische, biotechnologische und akademische Forschung an. Vor allem die USA erwiesen sich im Berichtsquartal als schwieriger Markt aufgrund der Unsicherheiten bezüglich der Finanzierung wissenschaftlicher Forschung. Trotz insgesamt verhaltener Ausgaben für pharmazeutische Forschung sieht das Unternehmen erste positive Signale bei Pharma- und Biotech-Kunden. Der Umsatz blieb organisch unverändert (+/–0,0 %). Im 1. Quartal 2025 war er organisch noch um 2,5 % zurückgegangen.
Ein herausforderndes Marktumfeld, vor allem bei der Finanzierung von Biotech-Projekten in der Frühphase, dämpfte weiterhin die Geschäftsentwicklung von Life Science Services. Die Geschäftseinheit bietet ein vollständig integriertes Serviceangebot für die Auftragsentwicklung und -herstellung (CDMO) von Medikamenten sowie Prüfdienstleistungen. Der Umsatz ging organisch um 8,2 % zurück.
Blockbuster treiben Healthcare-Wachstum
Das Wachstum von Healthcare wurde hauptsächlich durch die Blockbuster-Medikamente Erbitux und Mavenclad und die Geschäftseinheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen & Endokrinologie getrieben. Insgesamt stieg der Umsatz des Unternehmensbereichs im Jahresvergleich organisch um 3,6 %. Infolge negativer Währungseffekte sank der Umsatz um 1,6 % auf 2,1 Mrd. €. Das EBITDA pre wuchs organisch um 20,0 %. Dazu trugen vor allem vorübergehend geringere Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie ein vorteilhafter Produktmix, eine starke operative Leistung und anhaltende Kostendisziplin bei. Trotz negativer Währungseffekte im zweistelligen Prozentbereich stieg das EBITDA pre verglichen mit dem Vorjahresquartal um 8,8 % auf 783 Mio. €.
Der Umsatz mit Erbitux wuchs organisch um 10,9 % dank einer gestiegenen Nachfrage. Das Medikament ist für die Behandlung von metastasiertem Darmkrebs sowie von Kopf- und Halskrebs indiziert. Bei Bavencio führte eine geringere Nachfrage zu einem Umsatzrückgang von organisch 12,1 %. Das Medikament wird zur Behandlung eines bestimmten Typs von Blasenkrebs eingesetzt. Für diese Indikation stehen mittlerweile auch andere Therapieoptionen zur Verfügung. Insgesamt stieg der Umsatz der Geschäftseinheit Onkologie organisch um 3,9 %.
Die Umsatzerlöse von Mavenclad legten organisch deutlich um 20,7 % zu, vor allem aufgrund einer gestiegenen Nachfrage in den USA und Europa. Mit einem Umsatz von 307 Mio. € war es das bisher stärkste Quartal des Multiple-Sklerose-Medikaments. Der organische Umsatzrückgang bei Rebif von 26,1 % entspricht der Entwicklung des globalen Interferon-Marktes. Der Umsatz der Geschäftseinheit Neurologie & Immunologie wuchs organisch um insgesamt 2,6 %.
Die Geschäftseinheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen & Endokrinologie wuchs organisch um 4,7 %. Zu ihr gehören das Diabetesmedikament Glucophage, der Betablocker Concor, das Schilddrüsenpräparat Euthyrox sowie Saizen, das vor allem zur Behandlung verschiedener Wachstumshormonstörungen eingesetzt wird. Alle Therapiegebiete trugen zum organischen Umsatzwachstum bei.
In der Geschäftseinheit Fertilität erzielte Pergoveris aufgrund seines differenzierten Profils ein organisches Umsatzwachstum von 20,5 %. Das Medikament stimuliert die Produktion und das Freisetzen von Eizellen. Bei Gonal-f, einem Hormonpräparat zur Behandlung von Unfruchtbarkeit, führten hohe Vergleichswerte aus dem Vorjahr zu einem organischen Umsatzrückgang von 12,5 %. Die Umsatzerlöse der Geschäftseinheit gingen organisch insgesamt um 3,4 % zurück.
Zukünftig wird auch SpringWorks Therapeutics zum Wachstum von Merck beitragen. Am 1. Juli 2025 hat Merck die Übernahme des in den USA ansässigen biopharmazeutischen Unternehmens für 3,4 Mrd. $ (etwa 3 Mrd. €) abgeschlossen. Mit dem Portfolio von SpringWorks baut Merck sein Geschäft im Bereich seltener Tumore aus. Am 18. Juli 2025 erteilte die Europäische Kommission eine bedingte Zulassung für Ezmekly® (Mirdametinib). Das von SpringWorks entwickelte Medikament dient der Behandlung von symptomatischen, inoperablen plexiformen Neurofibromen.
Electronics sieht anhaltende Nachfrage nach Halbleitermaterialien
Der Rückgang bei Delivery Systems & Services fiel stärker aus als erwartet. Ursache war die weitere Verzögerung bei bereits zugesagten Kundenprojekten. Die Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz treibt das anhaltende Wachstum bei Materialien für Advanced Nodes an: modernste Prozesse in der Halbleiterfertigung, mit denen sich besonders kleine Strukturgrößen erzielen lassen. Das Geschäft mit Halbleitermaterialien wuchs weiterhin und erzielte im 2. Quartal trotz eines starken Vergleichszeitraums ein niedriges einstelliges organisches Wachstum.
Der Umsatz von Electronics ging um 7,4 % auf 886 Mio. € zurück (organisch: –5,6 %). Dazu trugen auch negative Währungseffekte von 3,5 % bei. Bereinigt um Währungseffekte erzielte Semiconductor Materials im 2. Quartal den höchsten Quartalsumsatz seit 2022 und wäre somit das sechste Quartal in Folge gewachsen. Das EBITDA pre sank um 47,6 % auf 134 Mio. € (organisch: –41,3 %). Ursache dafür waren vor allem Einmaleffekte: zum einen die Anpassung einer Kaufpreisallokation (purchase price allocation, PPA), zum anderen eine Rückstellung für mögliche Kundenansprüche infolge eines nicht qualitätsbezogenen, durch einen Lieferanten verursachten Problems.
Die Umsätze bei Optronics blieben nahezu stabil. Der Akquisitionsbeitrag von Unity‑SC glich die niedrigeren Umsätze bei den Flüssigkristallen und OLED-Materialien sowie negative Währungseffekte mehr als aus. Die Nachfrage bei Metrologie & Inspektion – hochpräzisen Mess- und Prüfgeräten für die Halbleiterfertigung – stieg im Jahresvergleich an. Starke Nachfrage kam dabei aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Organisch sank der Umsatz insgesamt um 5,3 %.
Der Umsatz von Surface Solutions ging aufgrund der geringen Nachfrage vor allem im Kosmetikbereich organisch um 6,4 % zurück. Merck hat den Verkauf der Geschäftseinheit am 31. Juli 2025 abgeschlossen. Damit schärft das Unternehmen das Profil von Electronics als Anbieter von Halbleiterlösungen.
Merck präzisiert Prognose für 2025
Merck hat seine bestehende Prognose für das Gesamtjahr präzisiert. Das Unternehmen grenzte die erwartete Spanne für das organische Umsatzwachstum des Konzerns auf 2 % bis 5 % ein (vorher: 2 % bis 6 %). Für das EBITDA pre hob Merck seine Prognose an und erwartet nun ein organisches Wachstum von 4 % bis 8 % (vorher: 2 % bis 7 %). Der Grund waren die positiven Anpassungen der Prognose für Life Science und Healthcare sowie eine hohe Kostendisziplin in allen Unternehmensbereichen.
Für Life Science erwartet Merck nun ein organisches Umsatzwachstum von 3 % bis 6 % (vorher: 2 % bis 6 %) und ein organisches EBITDA-pre-Wachstum von 3 % bis 7% (vorher: 1 % bis 7 %). Für Healthcare grenzte das Unternehmen die Spanne für das erwartete organische Umsatzwachstum auf 3 % bis 5 % ein (vorher: 2 % bis 6 %). Merck erwartet nun, dass das organische EBITDA pre von Healthcare zwischen 9 % und 13 % wachsen wird (vorher: 4 % bis 10 %). Für Electronics, den kleinsten Unternehmensbereich, spiegelt die neue Prognose die im zweiten Quartal aufgetretenen Einmaleffekte wider. Der Umsatz wird organisch voraussichtlich um –5 % bis –1 % zurückgehen (vorher: +1 % bis +6 %) und das EBITDA pre organisch um –15 % bis –7 % (vorher: –3 % bis +8 %).