Energieeffizienz in der Industrie: TU Braunschweig koordiniert neues Verbundforschungsprojekt

14.01.2011 - Deutschland

Ein hoher Teil des Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf industrielle Prozesse. Zahlreiche Experten arbeiten daran, in der Petrochemie, der chemischen und pharma­zeutischen Industrie, der papier- und lebensmittelverarbeitenden Industrie und anderen Zweigen die Energieeffizienz von stoffwandelnden Produktionsprozessen zu erhöhen. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung untersuchen jetzt dreizehn Industrieunternehmen und fünf Hochschulinstitute gemeinsam neue Möglichkeiten dazu. Das Verbundprojekt „Innovative Apparate- und Anlagenkonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz von Produktionsprozessen InnovA2“ startete zum 1.1.2011 und wird für drei Jahre mit insgesamt 3,8 Mio Euro gefördert, davon ca. 980.000 Euro für die TU Braunschweig.

„Eine der Schlüsseltechnologien ist die Wärmeintegration. Dabei wird die bei der Abkühlung heißer Prozessströme freiwerdende Energie genutzt zur Aufheizung kalter Ströme“, erläutert Professor Stephan Scholl, Sprecher des InnovA2-Konsortiums und Leiter des Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik der Technischen Universität Braunschweig. Neue apparative Konzepte seien zwar vorhanden, aber innovative Apparatebauer gelangten damit oft nur schwer in den Markt, weil potenzielle Nutzer in der Regel zunächst nach Referenzen fragen. „Ohne Referenzen keine Anwendung, aber ohne Anwendung keine Referenzen“, so Scholl. “Unser Ziel ist es, nachzuweisen, welche neuen Lösungskonzepte machbar und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll sind.“

Die Forscher nehmen zunächst fünf unterschiedliche neue Apparatekonzepte zur Wärmeintegration in Versuchsanlagen an den Hochschulen unter die Lupe. Danach werden vergrößerte Apparate vor Ort bei den Industriepartnern in Technikumsanlagen erprobt. Für besonders viel­versprechende Konzepte bauen die Wissenschaftler mobile Versuchsanlagen, die im Seitenstrom einer originalen Produktionsanlage betrieben werden. Sie arbeiten gleichsam wie an einem Bypass mit den realen Stoffströmen vor Ort. Basierend auf den Labor- und Technikumsergebnissen werden Dimensionierungsgrundlagen erstellt und in kommerzielle Auslegungsprogramme eingebunden. „Damit können die Projektergebnisse anschließend direkt in der Praxis angewendet werden“, erläutert Prof. Scholl. Zur Identifikation besonders großer Energieeffizienzpotenziale werden die apparativen und prozess­lichen Maßnahmen durch eine Ökobilanzierung bewertet.

Zu den Projektpartnern gehören Apparateanbieter, Ingenieurdienstleister, Forschungsinstitute und Industrieunternehmen. „Von besonderem Vorteil ist es, dass in das Verbundvorhaben mittelständische Apparatebauer und Ingenieurbüros ebenso eingebunden sind wie die eher großen Anwender. Passt ein neues Apparatekonzept noch nicht optimal für eine mögliche Anwendung, können Apparateanbieter und Anwender gemeinsam nach einer Problemlösung suchen. So werden mögliche Innovationshemmnisse frühzeitig erkannt und können beseitigt werden,“ erläutert Scholl.

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