Chemie setzt weiterhin auf den Standort Deutschland

Umfrage des VCI zu Investitionen und Ausbau von Forschungskapazitäten

07.03.2011 - Deutschland

Für die Unternehmen der chemischen Industrie behält der Standort Deutschland trotz Globalisierung auch in Zukunft eine hohe strategische Bedeutung. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) unter seinen Mitgliedern. Sowohl mittelständische Betriebe wie auch Großkonzerne planen, ihre Produktions- und Forschungskapazitäten in Deutschland auszubauen. „In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen knapp 70 Prozent der befragten Chemieunternehmen hier in neue Anlagen investieren und sogar

90 Prozent ihre Forschungsaktivitäten erweitern. Das ist ein klares Bekenntnis der Branche zum Standort Deutschland“, betonte der Hauptgeschäftsführer des VCI, Dr. Utz Tillmann, vor der Presse in Frankfurt.

Die Umfrage des Chemieverbandes, die rund 70 Prozent des Branchenumsatzes in Deutschland repräsentiert, zeigt aber gleichzeitig, dass vor allem die großen Unternehmen ihre Globalisierungsstrategie fortsetzen. Während vor zehn bis fünfzehn Jahren der Schwerpunkt für den Aufbau von neuen oder zusätzlichen Produktionskapazitäten im Ausland noch in den Industrieländern lag, gewinnen heute die Schwellenländer Brasilien, Indien und China sowie Russland zunehmend an Bedeutung. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen wollen auch dort investieren.

Der Grund: Die Wachstumsperspektiven für die wichtigsten Chemiemärkte verlagern sich. In den Schwellenländern beflügeln hohes Wirtschaftswachstum, zunehmende Industrialisierung und steigende Einkommen der Menschen den Chemieverbrauch. Bis zum Jahr 2020 wird nach Einschätzung des VCI die Chemieproduktion in China im Durchschnitt um 10 Prozent pro Jahr zulegen, in Indien um 6,5 und in Russland um 7,5 Prozent. Dagegen geht der VCI in der gleichen Zeitspanne in der EU von einer jährlichen Wachstumsrate für die Produktion chemischer Erzeugnisse von 2 Prozent aus. Für die USA rechnet der VCI mit 1,5 Prozent, für Japan erwartet der Chemieverband nur 0,5 Prozent. „Die Schwellenländer bleiben auf Dauer die Wachstumszentren der Weltwirtschaft. Der Chemiebedarf in diesen Regionen wird erheblich zunehmen. Darauf stellen sich die deutschen Unternehmen mit verstärkter Produktion vor Ort ein“, sagte der Hauptgeschäftsführer des VCI.

Deutschland bleibt klarer Schwerpunkt für Forschung und Entwicklung

Forschung und Entwicklung stellen eine Kernkompetenz der Chemieunternehmen in Deutschland dar. Mit F+E-Aufwendungen von rund 9,4 Milliarden Euro zählte die chemisch-pharmazeutische Industrie 2010 nach der Automobilindustrie zu den forschungsintensivsten Branchen hierzulande. Die Forschungsintensität soll in den nächsten Jahren aber noch weiter steigen. Nach der Umfrage des VCI wollen über 90 Prozent der befragten Firmen ihre Forschungskapazitäten in Deutschland in den nächsten fünf Jahren ausweiten. Gleichzeitig beabsichtigen aber auch 30 Prozent, Forschungsstätten verstärkt in den  Schwellenländern zu etablieren. „Innovationen sind der Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft. Für die Entwicklung innovativer Produkte hat sich Deutschland als ein hervorragender Standort in der Chemie etabliert. Diese zentrale Funktion werden die Unternehmen auch in Zukunft hier erhalten und weiter ausbauen“, so Tillmann.

Wo die Unternehmen der Schuh drückt

Um eine langfristige Perspektive für den Standort Deutschland zu entwickeln, braucht die Chemie auch geeignete Rahmenbedingungen. Die Umfrage des VCI zeigt, dass die Unternehmen die Energiepreise, die Verfügbarkeit von Fachkräften und Rohstoffen sowie die Steuern- und Abgabenquote als größte Probleme für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit einstufen. Weniger stark gewichtet werden die gesetzlichen Regelungen im Chemikalien- und Umweltrecht oder ein schärferer Wettbewerb durch neue Anbieter auf dem Weltmarkt, die aus den Schwellenländern kommen. Als weniger problematisch werden zurzeit mögliche Hemmnisse bei der Markteinführung neuer Produkte gesehen.

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