Wacker mit sehr gutem 3. Quartal
Beim Ertrag hat Wacker die Werte des starken Vorjahresquartals nicht erreicht. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fiel im 3. Quartal 2011 mit 317,6 (Vj. 340,0) Mio. € um 7 Prozent niedriger aus als vor einem Jahr. Die EBITDA-Marge lag im Berichtszeitraum bei 24,8 Prozent nach 26,8 Prozent im 3. Quartal 2010. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging im 3. Quartal 2011 um 16 Prozent auf 197,2 (Vj. 234,3) Mio. € zurück. Die EBIT-Marge für den Zeitraum Juli bis September beträgt 15,4 (Vj. 18,5) Prozent. Das Ergebnis der Berichtsperiode erreichte 124,9 (Vj. 155,8) Mio. €. Damit errechnet sich ein Ergebnis je Aktie von 2,50 (Vj. 3,13) €.
Die Hauptursache für die gegenüber dem 3. Quartal 2010 niedrigeren Ertragswerte liegt in den hohen Preisen für wichtige Rohstoffe und Vorprodukte. So war beispielsweise Ethylen im Berichtszeitraum knapp 20 Prozent teurer als vor einem Jahr. Siliciummetall verteuerte sich um fast 30 Prozent. Der Preis für Vinylacetatmonomer, ein wichtiger Ausgangsstoff in der Produktion von Dispersionen und Dispersionspulvern, ist gegenüber dem 3. Quartal 2010 sogar um mehr als 30 Prozent gestiegen. Zusätzlich haben Vorlaufkosten für die Inbetriebnahme der neuen Polysiliciumproduktion am Standort Nünchritz das EBITDA des Berichtsquartals gemindert.
Für das 4. Quartal 2011 erwartet Wacker, dass die schwächere Konjunktur und die dadurch nachlassende Wirtschaftsdynamik die Nachfrage nach den Produkten des Konzerns und das Bestellverhalten der Kunden dämpfen werden. In der Halbleiterindustrie haben führende Marktanalysten ihre Wachstumserwartungen für die kommenden Monate nach unten korrigiert. Wacker geht deshalb davon aus, dass die Absatzmengen und der Umsatz von Siltronic bis zum Jahresende 2011 niedriger ausfallen werden als noch zur Jahresmitte erwartet. Im Solargeschäft nimmt aufgrund der hohen Lagerbestände bei den Kunden der Preis- und Konsolidierungsdruck in der Photovoltaikbranche zu. Das wird dazu führen, dass die Umsätze und Margen von WACKER POLYSILICON im 4. Quartal 2011 niedriger ausfallen als im Berichtsquartal. Aus diesen Gründen ist es möglich, dass der Konzern die bisher prognostizierten Umsatz- und Ertragswerte nicht ganz erreichen wird. WACKER erwartet nun im Geschäftsjahr 2011 einen Konzernumsatz von rund 5 Mrd. €. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird nach gegenwärtiger Einschätzung auf dem Niveau des Vorjahres (1,19 Mrd. €) liegen.
„Unser Geschäft hat sich im 3. Quartal auch unter schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut entwickelt“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Freitag in München. „Unsere Kunden sind wegen der konjunkturellen Unsicherheiten in ihrem Bestellverhalten vorsichtiger geworden und die Preise für unsere Schlüsselrohstoffe sind weiterhin sehr hoch. Aber die Nachfrage nach unseren Produkten ist in vielen Bereichen ungebrochen stark. Auch wenn das 4. Quartal schwächer ausfallen wird als ursprünglich erwartet, wird 2011 ähnlich gut werden wie das Rekordjahr 2010.“
Regionen
Mit Ausnahme der europäischen Länder außerhalb Deutschlands konnte Wacker seinen Umsatz im 3. Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr in allen Regionen leicht steigern. Asien hatte von Juli bis September 2011 erneut den größten Anteil am Konzernumsatz. Das Unternehmen erwirtschaftete rund 38 (Vj. 37) Prozent seiner Umsatzerlöse in dieser Region. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Konzernumsatz in Asien im 3. Quartal 2011 um 4 Prozent auf 484,7 (Vj. 466,6) Mio. €. Positiv entwickelte sich im Berichtsquartal auch das Geschäft in Deutschland. Wacker erzielte hier einen Umsatz von 237,6 (Vj. 228,9) Mio. €. Das sind rund 4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In den anderen Ländern Europas blieben die Umsätze im Berichtsquartal dagegen mit 298,7 (Vj. 319,8) Mio. € um 7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. In der Region Amerika hat der Wacker-Konzern im 3. Quartal 2011 ein Umsatzvolumen von 219,9 (Vj. 218,2) Mio. € erwirtschaftet. Das entspricht einem Zuwachs von einem Prozent, obwohl der Dollar von Juli bis September 2011 deutlich schwächer war als vor einem Jahr. In den übrigen Regionen belief sich der Umsatz im Berichtsquartal auf 39,7 (Vj. 36,0) Mio. €. Insgesamt erwirtschaftete Wacker im 3. Quartal 2011 rund 81 (Vj. 82) Prozent seines Umsatzes mit Kunden außerhalb Deutschlands.
Investitionen und Netto-Cashflow
Wacker hat im 3. Quartal 2011 insgesamt 299,1 Mio. € (Vj. 215,5 Mio. €) investiert. Das sind knapp 40 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Mittelpunkt der Investitionstätigkeit stand im Berichtsquartal nach wie vor der Aus- und Aufbau neuer Anlagen zur Herstellung von polykristallinem Reinstsilicium. Mehr als die Hälfte der Investitionen gingen von Juli bis September 2011 in dieses Segment. Das planmäßige Hochfahren der Polysiliciumanlagen am deutschen Standort Nünchritz kommt gut voran. Im Berichtsquartal wurden die ersten Abscheidereaktoren in Betrieb genommen und erste Mengen für den Verkauf produziert. Das volle Produktionsniveau von 15.000 Jahrestonnen wird voraussichtlich im 2. Quartal 2012 erreicht. Im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee laufen die Arbeiten für den Aufbau des neuen Polysiliciumstandorts Charleston weiter auf Hochtouren.
Der Netto-Cashflow des WAacker-Konzerns erreichte im Zeitraum Juli bis September 2011 ein Volumen von 34,5 (Vj. 192,4) Mio. €. Die Cashflow-Entwicklung im 3. Quartal war geprägt von den anhaltend hohen Investitionen zum Ausbau der Produktionskapazitäten für Polysilicium und niedrigeren erhaltenen Anzahlungen. Der Mittelzufluss aus der operativen Geschäftstätigkeit belief sich im Berichtsquartal auf insgesamt 296,9 (Vj. 441,3) Mio. €. Er hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Prozent reduziert. Verantwortlich dafür sind unter anderem höhere Vorräte und das gegenüber dem Vorjahr niedrigere Periodenergebnis.
Mitarbeiter
Mit dem weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten und Vertriebsstrukturen nahm auch die Zahl der Mitarbeiter bei Wacker zu. Zum 30. September 2011 beschäftigte der Wacker-Konzern weltweit 17.133 (30.06.2011: 16.834) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind 2 Prozent mehr als zum 30. Juni 2011. Zum Stichtag 30. September 2011 waren an den WACKER-Standorten in Deutschland 12.778 (30.06.2011: 12.572) Beschäftigte tätig. An den internationalen Standorten waren es 4.355 (30.06.2011: 4.262) Mitarbeiter.
Geschäftsbereiche
Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES erzielte im 3. Quartal 2011 einen Gesamtumsatz von 405,2 (Vj. 421,3) Mio. €. Das sind knapp 4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der schwache US-Dollar war ein maßgeblicher Grund dafür, dass der Wert aus dem Vorjahreszeitraum nicht ganz erreicht wurde. In einigen Marktsegmenten haben sich außerdem etwas niedrigere Preise bemerkbar gemacht. Die Kundennachfrage war im Berichtsquartal insgesamt leicht rückläufig. Gut haben sich Silicone für den Energiesektor, die Elektronikbranche und die Medizintechnik sowie pyrogene Kieselsäuren für Beschichtungen und Klebstoffe entwickelt. Allerdings bestellten die Kunden im Zeitraum Juli bis September vorsichtiger und kurzfristiger als im 1. Halbjahr 2011. Deshalb ist der Auftragsbestand zurückgegangen. Die stark gestiegenen Rohstoffkosten konnte WACKER SILICONES im Berichtsquartal nur zum Teil durch höhere Preise ausgleichen. Aus diesem Grund sank das EBITDA um gut 33 Prozent auf 52,0 (Vj. 77,9) Mio. €. Die EBITDA-Marge des 3. Quartals 2011 beträgt 12,8 (Vj. 18,5 Prozent).
WACKER POLYMERS hat dank der hohen Nachfrage nach Dispersionen und Dispersionspulvern seinen Gesamtumsatz von Juli bis September 2011 um 14 Prozent auf 257,9 (Vj. 225,8) Mio. € gesteigert. Stark gestiegene Absatzmengen und höhere Produktpreise haben das Geschäft positiv beeinflusst. WACKER POLYMERS erzielte im Berichtszeitraum ein EBITDA in Höhe von 39,2 (Vj. 39,7) Mio. € und liegt damit rund ein Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die gegenüber dem Vorjahr deutlich höheren Preise für Ethylen und Vinylacetatmonomer haben die Ertragsentwicklung in diesem Geschäftsbereich gebremst. Die EBITDA-Marge liegt für die drei Monate Juli bis September bei 15,2 (Vj. 17,6) Prozent.
WACKER BIOSOLUTIONS hat im 3. Quartal 2011 einen Gesamtumsatz von 34,1 (Vj. 37,0) Mio. € erwirtschaftet. Das sind rund 8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die geschäftsbedingt niedrige Auslastung einiger Produktionsanlagen ist der wesentliche Grund dafür, dass der Geschäftsbereich den Vorjahreswert nicht erreicht hat. Das Geschäft mit Spezialsilanen für pharmazeutische Anwendungen hat sich im 3. Quartal 2011 gut entwickelt. Schwächer war dagegen die Nachfrage nach Acetylaceton und Kaugummirohmasse. Wegen der Unterauslastung einzelner Produktionsanlagen blieb das EBITDA von WACKER BIOSOLUTIONS mit 3,1 (Vj. 5,5) Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert. Die EBITDA-Marge sank entsprechend auf 9,1 (Vj. 14,9 Prozent).
WACKER POLYSILICON profitierte im 3. Quartal 2011 von höheren Produktions- und Absatzmengen. Der Gesamtumsatz stieg im 3. Quartal 2011 auf 378,2 (Vj. 349,5) Mio. €. Das sind 8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Trotz massiver Überkapazitäten und erster Konsolidierungen auf den nachfolgenden Wertschöpfungsstufen der Solarindustrie (Wafer, Zellen, Module) war im Berichtszeitraum die Nachfrage nach dem qualitativ hochwertigen Polysilicium des Geschäftsbereichs weiterhin sehr hoch. Vor allem die Liefermengen aus Mehrjahresverträgen mit Kunden in Asien haben sich deutlich erhöht. Die Spotmarktpreise sind nach einem deutlichen Rückgang im 1. Halbjahr 2011 im Zeitraum Juli bis Mitte September 2011 weitgehend stabil geblieben. WACKER POLYSILICON hat im 3. Quartal 2011 ein EBITDA von 179,4 (Vj. 189,9) Mio. € erwirtschaftet. Das sind 6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Hauptgrund für diesen Rückgang waren Vorlaufkosten für den Ausbau der Produktionskapazitäten in Nünchritz. Die EBITDA-Marge belief sich im Berichtsquartal auf 47,4 (Vj. 54,3) Prozent.
Siltronic hat von Juli bis September 2011 einen Gesamtumsatz von 255,3 (Vj. 280,4) Mio. € erzielt. Das sind 9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Neben niedrigeren Absatzmengen, die rund fünf Prozent unter dem Vorjahreswert lagen, hat das ungünstige Wechselkursverhältnis des starken Euro zum US-Dollar die Geschäftsentwicklung im Berichtsquartal zurückgehalten. Die Bestellungen der Kunden haben im Berichtszeitraum nachgelassen. Die japanischen Halbleiterunternehmen konnten ihre Anlagen nach dem Erdbeben im März 2011 schneller als zunächst erwartet wieder in Betrieb nehmen. Dadurch hat sich die Liefersituation am Weltmarkt inzwischen wieder normalisiert. Die positiven Nachfrage- und Preiseffekte, die Siltronic im 1. Halbjahr 2011 verzeichnen konnte, sind deshalb ausgelaufen. Analog zum Bestellverhalten der Kunden ist die Auslastung der Produktionskapazitäten bei Siltronic im Verlauf des Berichtsquartals zurückgegangen. Sie lag zum Quartalsende insgesamt bei rund zwei Dritteln der Anlagenkapazität. Das EBITDA von Siltronic hat sich im 3. Quartal 2011 dagegen verbessert. Es war mit 33,6 (Vj. 31,6) Mio. € um 6 Prozent höher als im Vorjahr. Die EBITDA-Marge für den Zeitraum Juli bis September 2011 beträgt 13,2 (Vj. 11,3) Prozent.
Ausblick
Wacker hat in den ersten drei Quartalen 2011 seine Umsatzentwicklung auf hohem Niveau gehalten und in einzelnen Geschäftsbereichen weiter ausbauen können. Die schwächere Konjunktur und die dadurch nachlassende Wirtschaftsdynamik dämpfen jedoch die Nachfrage nach den Produkten des Konzerns beziehungsweise das Bestellverhalten der Kunden. Das erschwert eine exakte Prognose für den Geschäftsverlauf in den verbleibenden Monaten des Jahres 2011.
Für das 4. Quartal erwartet das Unternehmen vor allem im Halbleitergeschäft deutlich niedrigere Absatzmengen und Umsätze sowie eine rückläufige Auslastung der Produktionsanlagen. Das wird die Ertragswerte von Siltronic im 4. Quartal 2011 spürbar mindern. Im Polysiliciumgeschäft werden durch eine Lagerbereinigung der Kunden von Wacker Umsätze und Margen im Zeitraum Oktober bis Dezember 2011 niedriger ausfallen als im Vorquartal. In einzelnen Segmenten seines Siliconegeschäfts erwartet der Konzern eher rückläufige Auftragseingänge. In den Chemiebereichen wird außerdem die normale Saisonalität des Geschäfts – zum Beispiel mit der Bauindustrie – die Absatz- und Umsatzentwicklung zurückhalten, jedoch nicht über das bisher übliche Maß hinaus.
Vor allem aufgrund der erwarteten Entwicklung des Halbleiter- und Polysiliciumgeschäfts im 4. Quartal ist es möglich, dass im Gesamtjahr 2011 die bisher prognostizierten Umsatz- und Ertragswerte nicht ganz erreicht werden. Wacker erwartet nun im Geschäftsjahr 2011 einen Konzernumsatz von rund 5 Mrd. €. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird nach gegenwärtiger Einschätzung auf dem Niveau des Vorjahres (1,19 Mrd. €) liegen.