Erster Zukauf nach Kautschuk-Gemeinschaft weckt bei Lanxess Hoffnungen
(dpa-AFX) Beim Spezialchemiekonzern Lanxess greift aus Sicht von Analysten die Neuausrichtung: Den mit der Neugründung eines Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmens geschaffenen finanziellen Spielraum nutzten die Kölner zuletzt für ihren ersten größeren Zukauf seit Jahren. Auch operativ läuft es dank einer stärkeren Nachfrage und den Einsparungen trotz nach wie vor bestehender Kautschuk-Überkapazitäten nach der Flaute der vergangenen Jahre wieder besser. Lanxess legt seinen Bericht für das erste Quartal am 11. Mai vor.
Die vom Unternehmen befragten Experten erwarten für die ersten drei Monate des Jahres zwar wegen niedrigerer Preise einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten dürfte sich aber deutlich um gut 10 Prozent auf 252,4 Millionen Euro verbessert haben. Der Wert liegt etwas über der Mitte der vom Konzern selbst mit 240 bis 260 Millionen Euro angepeilten Spanne. Unter dem Strich rechnen die Analysten mit einem fast verdreifachten Gewinn in Höhe von 62,2 Millionen Euro.
Zuletzt hatte Lanxess mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, das Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo gegründet. Dieser strategische Schritt spülte Lanxess rund 1,2 Milliarden Euro in die Kasse. Konzernchef Matthias Zachert nutzte den Spielraum Ende April für einen ersten Zukauf. Für rund 210 Millionen Euro will er vom amerikanischen Chemiekonzern Chemours das Geschäft für Desinfektions- und Hygienelösungen kaufen. Weitere Schritte zur Stärkung weniger von Konjunkturschwankungen abhängiger Geschäfte dürften folgen.
Mit dem bisher drittgrößten Zukauf stärke der Konzern sein Materialschutzgeschäft, lobte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Er rechnet insgesamt mit einem guten Quartalsergebnis im Rahmen der Konzernprognosen. Baader Bank-Experte Markus Mayer ist angesichts einer verbesserten Nachfrage im Reifengeschäft optimistisch für das zweite Quartal und das Gesamtjahr. Die Erholung der Nachfrage stehe auf einer breiten Basis. Allerdings stünden die Preise wohl weiter im Jahresvergleich unter Druck.
Bei der Bilanzvorlage Mitte März hatte Zachert für das laufende Jahr bereits eine konkrete Prognose gewagt. Nach einem guten Start stellte er ein operatives Ergebnis (Ebitda vor Sonderposten) von 880 bis 930 Millionen Euro in Aussicht, nach 885 Millionen ein Jahr zuvor. Aus Sicht von Deutsche Bank-Analyst Martin Dunwoodie dürfte Zachert diese Prognose bekräftigen.
Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte den ehemaligen Dax-Konzern in den vergangenen Jahren in Bedrängnis gebracht. Die Autokrise in Europa und selbst geschaffene Überkapazitäten hatten bei Kautschuk einen Preisverfall ausgelöst. Lanxess als weltgrößter Hersteller von synthetischem Kautschuk litt besonders stark darunter.
Mit Stellenstreichungen und einem Umbau der Produktion steuerte der Konzern gegen. Auch nach der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens fließt das Geschäft aber noch drei Jahre lang voll in die Bilanz der Kölner ein. Die Kautschuke werden in der Reifenindustrie, in der Automobilproduktion sowie für zahlreiche weitere Anwendungen eingesetzt.
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