Chemie in Hessen: Wachstumsmotor stottert auch 2016
Digitalisierung bietet Chancen für neue Geschäftsmodelle und Innovationen
Die Chemieverbände Hessen erwarten für 2016 einen Rückgang bei Produktion und Umsatz. Die fehlende wirtschaftliche Dynamik macht sich auch bei der Beschäftigung bemerkbar. Jedes zweite Mitgliedsunternehmen befasst sich bereits intensiv mit dem Thema "Digitalisierung".
Die Chemieverbände Hessen stellten auf ihrer Herbstpressekonferenz in Frankfurt die Zahlen ihrer Konjunkturumfrage vor, an der 53 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 61.000 Mitarbeitern beteiligt waren. Dies entspricht 64 Prozent der Beschäftigten in den Mitgliedsunternehmen.
Die Auswertung der amtlichen Statistik bis einschließlich August 2016 ergab, dass die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um 3,8 Prozent sank. Auch die Erzeugerpreise für Chemieprodukte gaben durchschnittlich um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach. Die Verkaufspreise sanken bereits im vierten Jahr in Folge. Mit dem Rückgang der Produktion und der Preise reduzierten sich auch die Umsätze. "Nach unseren eigenen Berechnungen dürfte sich der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in einer Größenordnung von rund 5 Prozent bewegen", erklärt Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes HessenChemie.
Insbesondere die klassische Chemie hat sich 2016 konjunkturell in allen relevanten Kennzahlen rückläufig entwickelt. Impulse kamen dabei weder aus dem Inland noch aus dem Ausland. Die Preise für Chemikalien haben sich im Jahresverlauf zwar stabilisiert, liegen aber dennoch unter Vorjahresniveau. Auch für die in Hessen besonders starke pharmazeutische Industrie verlief das erste Halbjahr weitgehend schwach. Die zweite Jahreshälfte 2016 wird zwar aufgrund von auslaufenden Sondereffekten eine deutliche Zunahme bei Produktion und Umsätzen bewirken, aber das Jahresergebnis der Gesamtbranche nicht auf den Wachstumspfad zurückführen.
Die anhaltende konjunkturelle Schwäche der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen macht sich inzwischen auch bei der Beschäftigung bemerkbar. Bereits 2015 schrumpften die Belegschaften erstmals seit vier Jahren wieder um 0,7 Prozent. Bis August 2016 ist die Beschäftigung nun abermals um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Mit 1.432 neuen Ausbildungsplätzen wurden etwa 100 weniger als im vergangenen Jahr angeboten. Lediglich 3 Prozent der Lehrstellen blieben unbesetzt - im Branchenvergleich ein sehr guter Wert. "Dies führen wir auf das hohe Engagement der Ausbildungsbetriebe, die guten Berufsperspektiven und unsere Ausbildungskampagne 'Elementare Vielfalt' zurück", begründet Meyer. Damit befinden sich derzeit etwa 4.500 junge Menschen in einer Ausbildung, einem dualen Studium oder einem Förderprogramm.
"Aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Dynamik sind die an der Verbandsumfrage beteiligten Unternehmen nur wenig optimistisch", erläutert Meyer. Denn bis September entwickelte sich der Auftragseingang im Inland für rund 23 Prozent "rückläufig" und für knapp die Hälfte "gleichbleibend". 28 Prozent verzeichneten "steigende" Auftragseingänge. Schwächer noch ist das Bild bei der Auslandsnachfrage: 32 Prozent der Unternehmen meldeten hier einen Rückgang der Aufträge. Lediglich 26 Prozent verzeichneten "steigende" Auftragseingänge.
Laut Meyer seien die Gründe hierfür vielschichtig. So liefen die wachstumsfördernden Einmaleffekte von niedrigem Euro und Ölpreis allmählich aus. Die weiterhin schwache wirtschaftliche Lage auf vielen internationalen Absatzmärkten und die politischen Unsicherheiten in Europa, den USA und auch in anderen Regionen würden die exportorientierte Industrie zusätzlich belasten. Grundlagen für ein stabiles Wachstum könne man derzeit jedenfalls nicht erkennen: "Unterm Strich erwarten wir für 2016 einen Rückgang der Produktion um 1 Prozent", so der Hauptgeschäftsführer.
Neben den aktuell bestehenden Risiken bieten sich aber nach Ansicht der Chemieverbände Hessen mit dem Thema Industrie 4.0 langfristig neue Chancen. Mit zunehmender Digitalisierung bestünde das Potenzial zum Anschub von Innovationen, der Etablierung neuer Geschäftsmodelle und einer nachhaltigen Produktivitätssteigerung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter und dauerhaft zu verbessern. Jedes zweite Mitgliedsunternehmen befasse sich bereits "intensiv" mit dieser Fragestellung.
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