Biologischer Farbstoff macht «Blüten» und gefälschte Ausweise erkennbar

11.03.2003
Marburg (dpa) - Mit einem wandlungsfähigen biologischen Farbstoff wollen Marburger Wissenschaftler Geld- und Passfälschern das Handwerk legen. Dazu sollen Sicherheitsmerkmale aus dem Eiweißstoff Bakteriorhodopsin in die Dokumente eingearbeitet werden. Selbst hochwertige Kopien von derart geschützten Dokumenten seien mit bloßem Auge als Fälschung erkennbar, berichtete der Leiter des Forschungsprojekts, Prof. Norbert Hampp, der dpa. Der Trick: «Das biologische Material ändert unter Belichtung - wie beim Kopieren - seine Farbe von lila nach gelb.» Von Mittwoch (12. März) an will Hampp das Projekt auf der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover präsentieren. Mit leistungsfähigen Farbkopierern und Scannern könne heute «fast jedermann» Banknoten, Personalausweise, Führerscheine, Wertpapiere oder staatliche Urkunden nachahmen, berichtete der Professor für Physikalische Chemie. «Wenn die Originale jedoch Sicherheitsmerkmale aus Bakteriorhodopsin hätten, könnte man Kopien ganz leicht daran erkennen, dass sie nicht mehr die Farbe wechseln können.» Das Molekül sei im Dunklen violett; werde es aber ins Licht gehalten, nehme es innerhalb von Sekunden eine gelbe Farbe an. Mit dieser simplen Kontrolle könnten auch die heute üblichen UV-Lampen zur Geldscheinprüfung überflüssig werden. Während synthetisch hergestellte Materialien (Photochrome) nur etwa zehn- bis hunderttausend Mal die Farbe wechseln könnten, verliere Bakteriorhodopsin diese Eigenschaft erst nach mehreren Millionen Malen, erklärte Hampp. Weil ein Kilogramm des Farbstoffs derzeit rund 50 000 Euro koste, halte er den Einsatz der biologischen Sicherheitsmerkmale auf Geldscheinen aber erst in etwa eineinhalb Jahren für realistisch. «Die Herstellung von Banknoten liegt im unteren Cent-Bereich. Bevor nicht der Kilopreis von Bakteriorhodopsin auf 5000 Euro sinkt, ist die Anwendung aus Kostengründen schwierig.» Das Protein könne in Zukunft auch als optischer Datenspeicher auf Ausweisen oder Patientenkarten mit ärztlichen Daten genutzt werden, sagte der Wissenschaftler. Mit Laserstrahlen werde Bakteriorhodopsin in einen Zustand versetzt, den man nicht mehr rückgängig machen könne. «Das bedeutet: Der Speicher kann zwar beschrieben, aber nicht wieder gelöscht werden», erläuterte Hampp. Bisher hat das Molekül nach Hampps Darstellung eine Speicherkapazität von etwa einem Megabyte pro Quadratzentimeter. Auf der Fläche einer Scheckkarte könnten sogar bis zu einem Gigabyte untergebracht werden. Das 1971 entdeckte Bakteriorhodopsin werde aus der Hülle des Bakteriums Halobacterium salinarum gewonnen, berichtete der Chemiker. «Das Besondere an unserer Forschung ist, dass wir biologische Materialien einer technischen Nutzung zugänglich machen.» Ausweise mit Sicherheitsmerkmalen aus Bakteriorhodopsin werden derzeit in einer Firma getestet, die in das Projekt eingebunden ist. Das Bundesforschungsministerium unterstützt die Studien nach Hampps Angaben bis Ende 2004 mit rund zwei Millionen Euro.

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