Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer
Medikamente spielt heute die
Proteomik
als Wissenschaft von Struktur, Funktion und Wechselwirkungen der
Proteine. Bei der
Erforschung der Proteine bedient sie sich zurzeit vor allem zweier
Schlüsseltechnologien, der 2D-
Elektrophorese zur Separierung der Moleküle für die
Analyse und der
Massenspektrometrie für deren Charakterisierung und Identifizierung.
Im Rahmen der biochemischen Proteinanalyse am häufigsten angewendet werden MALDI-TOF-,
QTOF-, Ionenfallen- und Elektrospray-Tripel-Quadrupol-
Massenspektrometer. Auf diese
vier Gerätetypen entfallen nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost &
Sullivan (www.biotech.frost.com) rund 80 Prozent des Weltmarktes für
Massenspektrometrie in den Biowissenschaften. In Europa wurden im Jahr 2002 mit
Massenspektrometern dieser vier Typen im Bereich der Biowissenschaften Umsätze von
insgesamt 256,3 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Diese Summe soll bis 2009 jährlich
um durchschnittlich 13,3 Prozent wachsen und dann 614,5 Millionen US-Dollar erreichen.
Die Fundamentaldaten des Marktes wie der anhaltende Bedarf von Labors nach Instrumenten
für die Proteinidentifizierung und das Fehlen einer nennenswerten Konkurrenztechnologie
oder einer Proteomik-Komplettlösung, sind weiterhin günstig.
Gebremst wird das Wachstum nach Annabel Entress, Branchenanalystin bei Frost &
Sullivan, durch die natürliche Alterung des Marktes, die ungünstigen
gesamtwirtschaftlichen Aussichten, die jüngsten Ausgabenkürzungen im Pharmabereich, die
Unsicherheit bei der öffentlichen und privaten Finanzierung sowie
Konsolidierungsprozesse in der
Pharmaindustrie.
Allerdings kann sich der Erfolgsdruck auch in langfristigen
Investitionen in die
Wirkstoffforschung niederschlagen, sodass es letztlich wenig wahrscheinlich ist, dass
die Forschungs- und Entwicklungsausgaben zurückgehen. Ebenso dürfte die Tatsache, dass
sich bestimmte Massenspektrometer zur Lösung bestimmter Forschungsprobleme besser
eignen als andere, dafür sorgen, dass auch nach Unternehmenszusammenschlüssen der
Bedarf für verschiedene Geräte parallel weiter bestehen wird.
Proteomik trotzt der Krise
"Das Niveau der öffentlichen Investitionen ist in einigen Teilen der EU in den letzten
Jahren zurückgegangen und dürfte angesichts der konjunkturellen Schwäche weiter sinken.
Auch kann man sich nach dem Einbruch des Aktienmarktes nicht darauf verlassen, dass
private Investitionen die Lücke füllen", unterstreicht Entress. Vor diesem
pessimistischen Hintergrund gilt die Proteomik dennoch weiter als ein so wichtiger
Forschungsbereich, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Gelder zur Finanzierung von
Projekten ganz ausbleiben.
EU-Erweiterung birgt Unsicherheiten
Die EU-Erweiterung im nächsten Jahr hat ebenfalls Auswirkungen auf die Verfügbarkeit
öffentlicher Mittel. Das Gesamtbudget für öffentliche Forschungsausgaben in der EU
dürfte kaum proportional zur Zahl der Forschungslabors wachsen. Freilich sind die
genauen Auswirkungen der EU-Erweiterung auf die vorhandenen Forschungseinrichtungen und
ihre finanzielle Ausstattung bis jetzt unklar. Einige Labors sehen sich aber genötigt,
Rücklagen zu bilden und Prioritäten zu setzen, um zu gewährleisten, dass die
aussichtsreichsten Forschungsbereiche die Einnahmen bringen, mit denen dann zusätzliche
interessante Bereiche finanziert werden können.
Software muss schneller werden
Unter den technischen Problemen, die das Wachstum behindern, sind vor allem
Unzulänglichkeiten der gegenwärtigen Bioinformatik-Software zu nennen, die teilweise
nicht in der Lage ist, die bei vielen High-Throughput-Systemen anfallende Datenmenge zu
verarbeiten. Die Auswertung der Daten ist jedoch nach Entress "der entscheidende
Schritt, der die Daten erst wertvoll macht. Wenn die Software nicht leistungsfähig
genug ist, dann sind alle Anstrengungen zur Beschleunigung der genomischen und
proteomischen Verfahren umsonst, weil die Informationen nicht zufriedenstellend
verarbeitet werden können."
Besseres Kundenverständnis gefragt
Zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit empfiehlt
Frost & Sullivan den
Marktteilnehmern, ihre Marketinganstrengungen auf die Erhöhung der Attraktivität der
sehr preisintensiven Geräte zu richten. Eine strategische Schwäche der Anbieter zeigt
sich in ihrer ungenügenden Kenntnis der Kundenanforderungen. Dabei könnten sie
"Wettbewerbsvorteile erlangen und gut verkäufliche Produkte entwickeln, indem sie
wichtige Probleme angehen, die sich bei vorhandenen oder potenziellen Kunden stellen.
Das Ergebnis könnte ein anderer Gerätetyp mit größerer Kapazität, geringeren
Abmessungen oder niedrigeren Kosten sein, bessere Schulung, eine bessere
Kundendienststruktur oder vielleicht ein verbessertes Softwarepaket."
Marktführer: Waters Corporation
Marktführer mit 33 Prozent Marktanteil ist die Waters Corporation. Frost & Sullivan
führt den Erfolg von Waters auf eine starke Präsenz in drei der vier Marktsegmente
zurück, wobei dem Unternehmen vor allem sein breites Produktspektrum, die hohe
Qualität, das gute Vertriebsnetz und die gepflegten Kundenbeziehungen zugute kommen.
Die Analyse "Opportunities In The European Proteomics Mass Spectrometry Markets" ist unter der Nummer B096 bei Frost & Sullivan zu beziehen.