«Vater der Wasserstoffbombe» gestorben

10.09.2003
Der am Dienstag gestorbene Physiker Edward Teller, war politisch sehr umstritten. In den 40er Jahren hatte er maßgeblich an der Atombombe mitgearbeitet und 1951 die Wasserstoffbombe entwickelt. Noch zu seinem 95. Geburtstag am 15. Januar 2003 wünschte er sich «für die Welt den Frieden». Bis zuletzt hielt Teller an der Meinung fest, dass Massenvernichtungswaffen der Friedenssicherung dienen. Den Abwurf jedoch kritisierte er. «Atomwaffen sind nicht da, um angewendet zu werden, sie sind da, um die Anwendung zu verhindern.» Nach der Verleihung einer amerikanischen Friedens-Medaille vor zwei Monaten hatte der Physiker gesagt: «Im Laufe meines langen Lebens musste ich einige schwere Entscheidungen treffen und ich war oft im Zweifel, ob ich richtig gehandelt habe.» Teller starb im Alter von 95 Jahren im kalifornischen Stanford. Der gebürtige Ungar begann 1926 sein Studium in Deutschland, da ihm als Juden damals die ungarischen Universitäten verschlossen waren. Im Dritten Reich musste er zum zweiten Mal in seinem Leben emigrieren. Nach Aufenthalten in Kopenhagen und London zog er 1935 in die USA. In den 40er Jahren schloss sich Teller in Los Alamos (US-Staat New Mexico) dem Forscher-Kreis um Robert Oppenheimer an. Teller wirkte beim Bau der Atombombe als entscheidende Triebkraft und hatte den Ruf, moralische Bedenken auszuklammern. Später bereute der Physiker jedoch, dass er sich 1945 nicht stärker gegen den Abwurf der Bombe über Hiroshima und Nagasaki einsetzte. Eine Testzündung in ungefährlicher Höhe über Tokio hätte vermutlich als Abschreckung gereicht, glaubte Teller später. Im Wettrüsten mit der Sowjetunion fand Teller 1951 die entscheidende Formel für die Wasserstoffbombe. Diese wurde ein Jahr später auf den Marshall-Inseln im Südpazifik getestet. Zum Einsatz kam die stärkste aller Massenvernichtungswaffen aber nie. Zwischen den einstigen Kollegen Oppenheimer und Teller kam es zum Bruch, weil sich Oppenheimer nach dem Abwurf der Atombombe dem Wettrüsten widersetzte. Im Rollstuhl sitzend und fast erblindet war Teller noch in diesem Jahr als Berater für ein Waffenrüstungslabor tätig, das er in den 50er Jahren mitbegründet hatte. Dort wurden unter anderem Atom-U- Boote während des Kalten Krieges entwickelt. Eines seiner letzten Projekte war die Forschung an einer genaueren Wettervorhersage. Tellers Ziel war, zwei Wochen im Voraus vor Stürmen und Überschwemmungen warnen zu können. Der Vater von zwei Kindern und mehrfache Großvater hatte Freude daran, wenn ihm jemand auf Deutsch Gedichte vorlas. Teller liebte europäische Musik und Literatur und war leidenschaftlicher Klavierspieler.

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