Vom Molekül zur Medizin: Neues Fachgebiet an der TU München

31.03.2005

Für die moderne molekulare Bildgebung wird die enge Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaftlern und Medizinern immer wichtiger. Nun ist es der Technischen Universität gelungen, genau diese Verbindung in der Nuklearmedizin zu realisieren. Im Dezember 2004 berief die TU den Chemiker Hans-Jürgen Wester auf das Extraordinariat für Radiopharmazie. Der Experte für Radiochemie und Radiopharmazie verfolgt seine Forschung sowohl am Institut für Radiochemie am Campus Garching als auch in der Nuklearmedizinischen Klinik und Poliklinik im Klinikum rechts der Isar. Damit ist eine weitere interdisziplinäre Verbindung zwischen den Naturwissenschaften und der Medizin hergestellt.

Um krankhafte Prozesse im Körper im Tomographen sichtbar zu machen, müssen Wissenschaftler Moleküle entwickeln, die sich am Krankheitsherd anreichern und dort Strahlen aussenden. So ist es möglich, Ort und Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen. Diese Kenntnisse helfen dem Arzt die geeignete, individuell auf jeden einzelnen Patienten abgestimmte Therapie auszuwählen und den Therapieerfolg zu kontrollieren. Für die Entwicklung dieser molekularen Pfadfinder, sogenannte Tracer oder Radiopharmaka, müssen die Moleküldesigner nicht nur die Chemie verstehen, sondern auch die klinische Situation sehr gut kennen.

Bislang kreierten die Forscher hauptsächlich Moleküle, die sich in bereits bekannten und häufig vorkommenden biochemischen Prozessen im Körper anreichern. Da diese Prozesse in krankhaft veränderten Zellen wie beispielsweise Krebszellen besonders aktiv sind, ist ein Rückschluss auf Ort und Ausmaß der Erkrankung möglich. Allerdings sind die Ergebnisse sehr unspezifisch. Daher sind die Wissenschaftler nun dazu übergegangen nach Prozessen oder einzelnen Proteinen zu fahnden, die fast nur im Tumor und nur selten im umliegenden Gewebe vorkommen.

Haben die Wissenschaftler ein solches spezifisches Protein aufgespürt, entwickeln sie im Labor das dafür passende Radiopharmakon. Dieses wird anschließend mit einer gesundheitlich verträglichen radioaktiven Markierung versehen und in den Körper, beispielsweise eines Tumorpatienten, injiziert. Dort lagert sich das Radiopharmakon hochselektiv an die Proteine an. Mit geeigneten Tomographen, wie PET (Positronenemissionstomographie) oder SPECT (Einzelphotonenemissionstomographie), können die Nuklearmediziner anschließend die Verteilung der Radiopharmaka messen: Der Tumor und seine Metastasen werden sichtbar. Solche "Aktivitätslandkarten" können dem Strahlentherapeuten oder Chirurgen wichtige Hinweise für die optimale Therapie liefern.

Diese schnelle und präzise Entwicklung eines Radiopharmakons ist jedoch nur möglich, wenn Ärzte und Wissenschaftler Hand in Hand arbeiten. Durch die hervorragende Infrastruktur der TU München und die enge Zusammenarbeit mit den Klinikern im Rechts der Isar hofft Prof. Wester "eine Brücke schlagen zu können zwischen chemischer Grundlagenforschung und medizinischer Anwendung".

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