Flammschutzmittel PBDE in Muttermilch
Umweltbundesamt: In Deutschland kein Risiko für Säuglinge
Polybromierte Diphenylether (PBDE) sind fettlöslich und persistent - das heißt in der Umwelt schwer abbaubar. Durch diese Eigenschaften reichern sie sich in der Nahrungskette an und gelangen so auch in den menschlichen Körper. Sie lassen sich in Blut und Frauenmilch nachweisen. Frauenmilch ist wegen ihres hohen Fettgehaltes ein wichtiger Anzeiger - ein so genannter Bioindikator - für die gesamte Belastung des menschlichen Organismus mit diesen chemischen Verbindungen. Aus Deutschland lagen dazu bisher nur vereinzelte Daten vor.
Seit den 70er Jahren finden PBDE als Flammschutzmittel in Kunststoffen im Elektronikbereich, in synthetischen Wohnraumtextilien und Polstermaterialen Anwendung. Mittlerweile sind sie auch in der Umwelt weit verbreitet. PBDE umfassen mehr als 200 Einzelverbindungen und werden in drei technischen Gemischen eingesetzt. Zwei dieser PBDE-Gemische, das Penta- und das Octa-BDE wurden wegen der Gefährdung der Umwelt und zum vorbeugenden Schutz des gestillten Säuglings im August 2004 europaweit verboten. In der Studie gelang es erstmalig in Frauenmilch aus Europa das Decabromkongener 209, die Hauptkomponente des dritten Gemisches nachzuweisen. Es wurde bislang nur im Blut besonders exponierter Arbeiter gefunden. Dieses Gemisch ist bislang nicht verboten und wird im Elektronikbereich eingesetzt.
Die Studie zeigt, dass die PBDE-Gehalte in Muttermilch in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern im unteren Bereich liegen. Es ließ sich nachweisen, dass Lebensmittel tierischer Herkunft eine wesentliche Quelle für die Belastungen sind. So war der mittlere PBDE-Gehalt bei 41 Mischköstlerinnen in den rund 2 Wochen nach der Entbindung entnommenen Proben mit 2,47 Nanogramm pro Gramm (ng/g) Milchfett signifikant höher als bei 32 Vegetarierinnen mit 1,65 ng/g Milchfett. Dies sollte ein Grund dafür sein, in Zukunft PBDE-Gehalte in verschiedenen Lebensmitteln zu analysieren und diejenigen Lebensmittel zu identifizieren, deren Verzehr den größten Teil zur Körperlast beiträgt.
Die Aufenthaltszeiten vor dem Bildschirm (Fernseher und Computer enthalten Flammschutzmittel), sowie das Alter der Mutter waren in der Studie ohne Belang.
Von 35 Müttern lag eine zweite Milchprobe vor, die rund drei Monate nach der Entbindung genommen wurde. Anders als von Dioxinen und Polychlorierten Biphenylen bekannt, deren Gehalte kontinuierlich mit der Stilldauer abnehmen, hatte zumindest die dreimonatige Stilldauer noch keinen Einfluss auf den PBDE-Gehalt der Muttermilch. Möglicherweise war der Beobachtungszeitraum zu kurz. Wichtig scheint dagegen die Zahl der gestillten Kinder zu sein: Je mehr Kinder eine Mutter in ihrem Leben gestillt hat, desto niedriger war der PBDE-Gehalt.
Beim BDE 209 hatten weder die Ernährungsweise noch die Zahl der Stillperioden einen signifikanten Einfluss. Vermutlich sind bei dieser PDBE-Verbindung andere Expositionsquellen bedeutsam, die noch zu identifizieren sind.
Dass Flammschutzmittel in der Muttermilch kein Risiko für die Säuglinge darstellen, heißt nicht, dass nichts zu tun sei. Im Gegenteil: Es ist aus Vorsorgegründen unerlässlich, alle persistenten, sich in Organismen anreichernden Verbindungen mit umwelt- und gesundheitspolitischen Maßnahmen zu kontrollieren, um eine weitere Expositionsminderung zu erreichen. Dafür ist unter anderem die von der EU vorangetriebene neue EU-Chemikalienpolitk REACH unerlässlich, die zur Untersuchung des Gefährdungspotenzials von etwa 30.000 chemischen Stoffen beitragen soll, die uns alltäglich umgeben. Hier darf es keine Aufweichung der vorgesehenen Verpflichtungen geben.
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