Mikroorganismen sind wichtige Helfer für den Menschen: Sie reinigen Abwasser und verseuchte Böden, verleihen
Lebensmitteln wie Käse, Joghurt oder
Wein ihren typischen Geschmack, produzieren in unserem Körper wichtige
Vitamine und in Fermentern
Pharmazeutika wie Insulin und
Antibiotika. Die meisten Menschen nehmen Mikroben
erst dann richtig wahr, wenn deren Aktivitäten überhand nehmen: Eine Krankheit bricht aus, Speisen sind verdorben
oder Holz verfault. Strategien, um den mikrobiellen Befall von Kunststoffen zu minimieren oder gar zu unterbinden,
verfolgen Forscher des Fraunhofer-Verbunds "
Polymere Oberflächen - POLO".
Wirkstoffe, die Mikroorganismen abtöten, sind auch für den Menschen häufig bedenklich. So berichtete die Presse
vor einigen Monaten über organische Zinnverbindungen in Babywindeln. Ein weiterer Nachteil dieser Stoffe: Sie
werden mit der Zeit ausgewaschen und verlieren ihre Wirkung. Was liegt also näher, als die Stabilität der Bindung
zwischen Oberfläche und Wirkstoff zu erhöhen? Die Forscher von POLO setzen unter anderem vergleichsweise
verträgliche Polyammonium-Verbindungen und Naturstoffe ein, die sie fest an der Oberfläche von Kunststoffen verankern.
"Anwendungsmöglichkeiten für antimikrobiell ausgerüstete
Kunststoffe sind zahlreich", betont Dr. Jörg Thomé vom Fraunhofer-Institut für
Angewandte Polymerforschung IAP. "Denken Sie nur an medizinische Produkte, Verpackungsfolien, Sitzbezüge in öffentlichen
Verkehrsmitteln oder Filtermaterialien in Lüftungsanlagen. Wichtig dabei ist, dass unsere Schichten nur wenige Nanometer dünn sind. Nur so
bleiben die erforderlichen Materialeigenschaften der Kunststoffe erhalten." Dass sich ausgewählte Bakterienstämme auf der Oberfläche von
Polyethylenfolien nur sehr schlecht oder gar nicht vermehren, konnte am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB
nachgewiesen werden. Tests mit weiteren Kunststoffen und Bakterienstämmen werden folgen.
Die Wissenschaftler von POLO denken bereits daran, ihre Techniken auf andere Kunststoffe und Materialien wie Vliese, Membranen und
Textilien auch im größeren Maßstab anzuwenden. Dafür suchen sie Partner aus der Industrie. Auf der Messe für Kunststoffe und Kautschuk
"K" in Düsseldorf stellen sie der Fachöffentlichkeit ihre Produkte und Erfahrungen vom 25. Oktober bis 1. November in Halle 3, Stand E91
vor.