Verhaltener Optimismus in der Chemieindustrie

Top-Manager der Chemiebranche schätzen Umsatzwachstum eher konservativ ein

05.07.2007

Top-Manager der Chemieindustrie weltweit schätzen die Wachstumsperspektiven der Branche verhalten optimistisch ein: nahezu die Hälfte (44 Prozent) der Vorstandsvorsitzenden aus dem Chemiesektor sind fest davon überzeugt, dass der Umsatz ihres Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten steigen wird - dies geht aus einer weltweiten Umfrage unter rund 40 CEOs von Chemieunternehmen hervor, die von der Wirtschaftprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) durchgeführt wurde. Die Umfrage stellt eine Auskopplung des "Global CEO Survey" dar, der alljährlich im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos von PwC vorgestellt wird. Ein Vergleich der branchenübergreifenden Ergebnisse des CEO Survey mit den spezifischen Ergebnissen der Chemiebranche zeigt, dass der Optimismus in anderen Branchen deutlich ausgeprägter ist: Insgesamt äußerten sich 52 Prozent der rund 1.100 befragten CEOs "sehr zuversichtlich" zur Erlösentwicklung ihres Unternehmens.

Größte Herausforderung: Wettbewerb mit Niedriglohnländern

"Der eher verhaltene Optimismus in der Chemiebranche ist vor allem auf den harten Preiskampf, die steigenden Energiekosten sowie die Sorge vor einer zunehmenden Überregulierung zurück zu führen", erläutert Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals bei PwC in Deutschland. So nennen fast 90 Prozent der Vorstandsvorsitzenden aus dem Sektor als größte Herausforderung den Wettbewerb mit Produzenten aus Niedriglohnländern, während im Durchschnitt aller Branchen nur 66 Prozent der Befragten dieser Ansicht sind. Fast gleichauf liegt die Sorge vor steigenden Energiekosten, die 86 Prozent der Befragten aus der Chemiebranche (alle Befragte: 62 Prozent) umtreibt. Überregulierung kann für 81 Prozent der CEOs aus der Chemiebranche (alle Befragte: 73 Prozent) das potenzielle Wachstum limitieren.

Internationalisierung erschließt neue Absatzmärkte

Die Unternehmen reagieren auf die Herausforderungen mit einer expansiven Standortstrategie. In der Chemiebranche haben im vergangenen Jahr annähernd 40 Prozent der Befragten eine grenzüberschreitende Akquisition abgeschlossen (alle Befragte: 27 Prozent). "Die Chemieindustrie hat in den vergangenen zehn Jahren einen massiven Strukturwandel durchlaufen. Bereits jedes siebte befragte Unternehmen hat über 20 bis 30 Prozent seiner Aktivitäten aus Kostengründen in Länder wie China, Malaysia oder die Ukraine ausgelagert. Die Internationalisierung soll aber zunehmend auch neue Absatzmärkte erschließen", kommentiert Dr. Volker Fitzner. Diesen Beweggrund nannten 68 Prozent der befragten Manager.

Asien attraktivstes Ziel für Transaktionen

Die attraktivste Zielregion für die Branche ist Asien: Hier haben 41 Prozent der Befragten eine Übernahme oder einen Zusammenschluss entweder bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen oder planen eine entsprechende Transaktion. Auf dem zweiten Rang liegt Westeuropa (36 Prozent), gefolgt von Nordamerika (27 Prozent) und Osteuropa (23 Prozent). Allerdings verweisen die befragten Manager auch auf Risiken, die mit der internationalen Expansion einhergehen. So mussten sich 46 Prozent mit bürokratischen Hindernissen auseinander setzen und 32 Prozent gaben an, dass die mit dem Schritt über die Grenze verbundenen Kosten höher ausfielen als erwartet.

Chemiebranche setzt auf Innovationen

Die Chemiebranche setzt deutlich stärker als andere Wirtschaftszweige auf Innovationen. So sehen knapp 30 Prozent der befragten Chemiemanager in der Entwicklung neuer Produkte erhebliches Wachstumspotenzial auf Sicht der kommenden zwölf Monate. Im Durchschnitt aller Branchen sind nur 13 Prozent der CEOs dieser Ansicht. Gut vier von fünf Chemieunternehmen wollen die Produktoffensive aus eigener Kraft finanzieren, 31 Prozent der Befragten planen Kredite ein und 28 Prozent setzen auf eine Finanzierung durch den Kapitalmarkt.

REACh betrifft alle

Die zunehmende Regulierung der Chemiebranche werten vier von fünf Befragten als große Herausforderung. Das betrifft insbesondere die EU-Richtlinie REACh (Regulation, Evaluation and Authorisation of Chemicals), die seit 1. Juni 2007 für alle Unternehmen mit Sitz in der EU gilt. Für bestimmte, gefährliche Chemikalien muss jeder Hersteller im Detail angeben, wie sie sicher verkauft, transportiert und eingesetzt werden können. "Grundsätzlich umfasst REACh nicht nur die internen, sondern auch die externen Lieferbeziehungen und kann so die Gewichte in der Wertschöpfungskette verschieben. Dies hat auch Konsequenzen für die Rentabilität von Unternehmen, die an sich nicht zur chemischen Industrie zählen", betont Dr. Volker Fitzner.

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