Experte hält Forschungsreaktor in Garching für massives Risiko
11.02.2002
München (dpa) - Der Bund Naturschutz sieht den fast fertig gestellten Atom-Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München als massives Sicherheitsrisiko. Der Standort und das im Reaktor verwendete Material «sind eine enorme Bedrohung», sagte der Energie- Experte der Organisation, Ludwig Trautmann-Popp, in einem dpa- Gespräch. Im Umfeld der Anlage lebten rund zwei Millionen Menschen. Nach den Terroranschlägen von 11. September sei die Inbetriebnahme nicht zu verantworten.
«Garching ist der einzige Neubau, bei dem hochangereichertes und nicht niedrigangereichertes Uran verwendet wird. Das ist unvorstellbar», sagte Trautmann-Popp. Selbst mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen sei der Reaktor nicht zu verantworten.
Zugleich wird der Streit zwischen Bayern und der Bundesregierung um den Reaktor heftiger. Die Technische Universität (TU) München als Betreiber der so genannten Neutronenquelle griff Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) scharf an. TU-Präsident Wolfgang Herrmann sagte der Zeitung «Welt am Sonntag», Trittin wolle «den Unterschied zwischen einer Forschungs-Neutronenquelle und einem Kernkraftwerk nicht wahrhaben. Das ist ideologische Verbohrtheit.»
Trittin hatte am 1. Februar erneut Sicherheitsbedenken gegen den Reaktor vor den Toren Münchens angemeldet und die ausstehende dritte Teilgenehmigung nicht erteilt. Für Herrmann ist dies «ein schwerer Rückschlag für den Wissenschaftsstandort Deutschland».
Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte in Berlin, die Verantwortung für die Verzögerung bei der Genehmigung des Probebetriebs liege allein beim bayerischen Wissenschaftsministerium. Dies habe auch die bayerische Atomaufsicht bestätigt. Die erforderlichen Nachbesserungen im Genehmigungsentwurf würden nach ihrer Vorlage von der Bundesaufsicht zügig geprüft.
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