Viele Probleme bei der Umsetzung von REACH

Frist für Vorregistrierung läuft ab

19.11.2008 - Deutschland

Trotz intensiver Vorbereitung der Branche auf die EU-Chemikalien-Verordnung REACH haben laut VCI viele Chemieunternehmen in Deutschland Probleme, die Vorgaben umzusetzen. Häufige Ausfälle und Überlastung der Informationstechnik auf Seiten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) in Helsinki haben vor allem in den letzten Wochen die Unternehmen daran gehindert, ihre Stoffe bei der Behörde vorregistrieren zu lassen. Das sechsmonatige Zeitfenster für die Vorregis­trierung schließt sich am 1. Dezember 2008 um Mitternacht. „Deshalb haben wir vor zwei Wochen die zuständigen Bundesminister und EU-Kommissar Verheugen über die unhaltbare Situation informiert und um eine schnelle Lösung gebeten“, betonte Dr. Gerd Romanowski, Leiter der Abteilung Wissenschaft, Technik und Umwelt im Verband der Chemischen Industrie (VCI) vor der Presse in Frankfurt.

Die Intervention des VCI in Brüssel und Berlin hat sich ausgezahlt: Die Chemikalienagentur hat inzwischen ein Update des IT-Systems in Betrieb genommen, das stabiler und schneller laufen soll. Bis Mitte November sind bei der Behörde in Helsinki über 50.000 verschiedene Stoffe vorregistriert worden, die in einer Menge von mehr als einer Tonne pro Jahr in der EU produziert oder importiert werden. Insgesamt haben bislang fast 15.000 Unternehmen aus allen Mitglied­staaten der EU über 1 Million Vorregistrierungen eingereicht, gut ein Drittel davon stammt allein aus Deutschland. Bis spätestens zum Jahreswechsel muss die ECHA die vollständige Liste aller vorregistrierten Stoffe auf ihren Internetseiten veröffentlichen.

Unternehmen, die die notwendigen Informationen für ihre Substanzen bis zum 1.12.2008 nicht übermittelt haben, riskieren ihre Geschäftsgrundlage. Denn danach gilt unmittelbar das Prinzip: „Ohne Daten kein Markt.“ Die REACH-Verordnung schreibt vor, dass in einem solchen Fall Herstellung oder Import eines Stoffes erst dann erlaubt sind, wenn die vollständigen Registrierungsunterlagen eingereicht worden sind, die sehr viel mehr Daten und umfangreiche Angaben von den Unternehmen erfordern. Mit der fristgerechten Vorregistrierung eines Stoffes bei der ECHA wird ihnen dagegen der Anspruch auf die gesetzlich garantierten Übergangsfristen von bis zu zehn Jahren für die eigentliche Regis­trierung gewährt.

Aber nicht nur mit den administrativen Schwierigkeiten der Chemikalienagentur haben die Unternehmen zu kämpfen. Die Verordnung an sich stellt mit ihrem komplexen Regelwerk – vor allem für mittelständische Firmen – eine Herausforderung dar. Allein die technischen Anleitungen der ECHA für die Sicherheitsbewertung eines Stoffes umfassen über 2.000 Seiten. „Wir unterstützen unsere Mitglieder intensiv dabei, mit der Umsetzung klarzukommen. Denn nur dann erreicht REACH sein Ziel nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der betrieblichen Praxis“, betont Romanowski.

Herzstück der Umsetzungshilfen des Chemieverbandes zu REACH ist ein On­line-Portal, das alle Mitglieder ohne zusätzliche Kosten nutzen können. „Es war uns ein besonderes Anliegen, die Inhalte unserer REACH-Plattform praxisnah und für den Mittelstand verständlich aufzuarbeiten. Dabei werden die unterschiedlichen Informations­bedürfnisse von Herstellern, Importeuren und Anwendern explizit berücksichtigt“, erläutert Romanowski. Jüngstes Projekt des VCI in diesem Zusammenhang ist ein Praxisführer, der auch kleine Unternehmen in die Lage versetzen soll, Stoff­sicherheitsbewertungen einfach durchzuführen und die Ergebnisse an die Kunden zu kommunizieren. Bis Ende des Jahres will der VCI mit Unterstützung des Öko-Institutes in Freiburg diesen Führer erarbeiten.

Wenn ein Unternehmen einen Stoff vorregistriert hat, wird es automatisch Teilnehmer eines so genannten „Substance Information Exchange Forum“ – kurz SIEF. In diesen Foren sollen die Firmen, die den gleichen Stoff vorregistriert oder registriert haben, ihre Daten austauschen. Das soll dazu beitragen, unnötige Tests und Studien zu vermeiden. Wie dieser Informationsaustausch ablaufen soll, bleibt allerdings den Unternehmen selbst überlassen. „Dafür gibt es keine Hilfe von der ECHA, obwohl es sich dabei keineswegs um eine triviale Aufgabe handelt“, betont Romanowski. Gemeinsam mit anderen nationalen Chemie­verbänden und dem europäischen Dachverband in Brüssel hat der VCI deshalb eine weitere IT-Plattform etabliert. Sie trägt die Bezeichnung „SIEFreach“ und soll den Datenaustausch für alle Teilnehmer so kostengünstig und praktikabel wie möglich machen. Nach Angaben des VCI ist diese online-Plattform das weltweit einzige Angebot, das solche Arbeiten in Zusammenhang mit der Chemikalienverordnung unterstützt. Da REACH auch für Importeure gilt, steht diese Plattform nicht nur Unternehmen in der EU, sondern Unternehmen aus aller Welt offen.

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